Label: Frontiers Music SRL
VÖ: 26.01.2018
Stil: Heavy Metal
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Pawn and Prohecy lautet der Name des zweiten Albums von MIKE LEPOND’S SILENT ASSASSINS. Der vormalige SYMPHONY-X Bassist, der sich durch die Heraushebung seines Namens offensichtlich als Zugpferd der Truppe sehen möchte, wartet mit einem Album auf, das ich nach den ersten Klängen von „Masters of the Hall“ am liebsten wieder ausgeschaltet hätte. In typischer Heavy-Metal-Poser Manier beginnt ein mehrstimmiger Chor ein langgezogenes „Oh yeah“, das man einfach nur ertragen muss, um zum deutlich ansprechenderen Rest des Albums zu gelangen. Leider ist der Chorus ähnlich pathetisch und textlich albern, sodass nur die schnellen Soloteile, Strophen und Brücken, die einen hervorragend aufgelegten Alan Tecchio an den Vocals ankündigen, den Song retten. Der erwähnte Sangesathlet zeigt auf dem Album eine riesige Bandbreite an Können und trägt damit deutlich zum Gelingen bei. Selten habe ich eine so reife Leistung in diesem Genre wahrgenommen.
„Black Legend“ nimmt das Gas ein wenig raus, um als Up-Tempo Stampfer daher zu kommen. Es ist nicht so, als hätte man Songs wie diesen nicht schon vernommen, aber irgendwie zündet das Album so langsam. Der Chorus von „Antichrist“ erinnert fast ein wenig an „Painkiller“ von JUDAS PRIEST. Wird der Song eigentlich hauptsächlich etwas flotter triolisch gehalten, knallt der Chorus angenehm nach vorne los.
Was bislang sehr positiv auffällt ist, dass Mike Lepond eher banddienlich als Bassist fungiert und sich nicht groß durch Frickeleien und Ego-Trips als Star der Truppe aufspielt. Ich hatte dies eigentlich vor dem Hören befürchtet, bin aber bis dato sehr angenehm überrascht. Daher darf das nun folgende „I am the Bull“ gern auch vor allem durch den Bass getragen werden. Der Song wirkt aber weniger wie ein Ego-Trip als mehr nach einer klanglichen Alternative zum üblichen Gitarrenbrei. Vielleicht ist die dabei entstehende Referenz an Joey de Mayo von MANOWAR unabsichtlich, aber die Wahl der Effekte am Bass wirkt verdächtig. Insgesamt ist der Song sehr schleppend und langsam, ein echtes Monster also.
Kupplung treten, hochschalten und das Gaspedal wieder gegen die Karosserie drücken heißt es bei „Avengers of Eden“ (siehe auch das beigefügte youtube-Video), das mich manchmal an Passagen aus verschiedenen HELLOWEEN-Songs erinnert. Nach so viel Tempo geht „Hordes of Fire“ einen Schritt langsamer. Schlagt mich, aber ich erkenne manchmal aus der Gesangslinie den guten BLITZ von heraus.
Im totalen Kontrast zu allem bislang Gehörten steht das folkig-balladeske „The Mulberry Tree“. Auch wenn akustische Instrumente hier die Hauptinstrumentierung ausmachen, heißt das nicht, dass der Song öde wird. Textlich steigert sich das Niveau, um eine alte Liebe zu beschreiben, die nicht hat sein dürfen.
Dieser Anstieg ist auch notwendig, um auf den Titeltrack „Pawn and Prophecy“ hinzuleiten, der mit einer reichlichen Zitatauswahl aus des Barden Shakespeares Werk Macbeth bedient. Als besonders förderlich stellt sich die Aufteilung der Vocals in female (N.N.) und Herrn Tecchios. Die Idee an sich ist gut, aber ein Longtrack besteht für mich normalerweise aus einer Idee aus einem Guss. „Pawn and Prophecy“ stellt sich allerdings als Aneinanderkettung verschiedener mal folkig-metalliger, thrashiger und mal sogar bluesiger Ideen dar, was zwar die Gesamtspielzeit füllt, aber musikalisch nicht ganz so rund wirkt. Andererseits, wenn man die einzelnen musikalischen Passagen als Acts oder Scenes des Dramas versteht, sieht das schon wieder ganz anders aus.
Klanglich vielleicht einen Tacken zu glatt gebügelt kommt die Platte daher, dafür knirscht und knartz aber auch nichts. Also „When shall we „two“ meet again“? Nach diesem guten Eindruck bestimmt gern erneut.
Anspieltipps: „Antichrist“ und „Pawn and Prophecy“
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Masters of the Hall
02. Black Legend
03. Antichrist
04. I am the Bull
05. Avengers of Eden
06. Hordes of Fire
07. The Mulberry Tree
08. Pawn and Prophecy
MIKE LEPOND‘S SILENT ASSASSINS – Pawn and Prophecy (2018)
(4.419) - Stefan (9,0/10) Heavy Metal