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MINAS MORGUL – Nebelung (2023)

(8.406) Maik (8,4/10) Black Metal


Label: Trollzorn Records
VÖ: 02.06.2023
Stil: Black Metal







Unvorbereitet an die neue MINAS MORGUL- CD „Nebelung“ Herantretende könnten sich in die Irre geführt vorkommen. Denn die Band aus Frankfurt/Oder vertont hier keine Tolkien‘sche Thematiken, was der Bandname vermuten lassen könnte. Sie formulieren auch keine satanischen Blasphemien, was die Stilrichtung Black Metal vielleicht in die Gedanken hieven könnte. Und nein, sie verlieren sich auch nicht in heidnischer Romantik, was der Titel „Nebelung“ (der alte Name für den November) heraufbeschwören könnte.

Passend zum Titel und zum düstergrauen Coverartwork beginnt das Album mit einem Intro, sinnigerweise „Beginn“ betitelt. Beklemmende, Requiem-artige Celloklänge, die an „Aases Tod“ von EDVARD GRIEG erinnern, nur düsterer, dominieren. Jedoch wird hier nicht auf die Jahreszeit Bezug genommen.

MINAS MORGUL widmen sich eher dem November in uns selbst, möchte ich einmal formulieren. Tiefsinnige Texte über uns Menschen, unser Innerstes, unser Zusammenleben und wohin uns das bringen kann, oder auch wird. Dass so etwas auf höchst philosophischer Ebene abläuft, versteht sich von selbst. Und ich muss auch sagen, so widerstrebend ich normalerweise deutschen Texten im Extrem-Metal gegenüberstehe, von wenigen Ausnahmen abgesehen, muss ich doch sagen, dass hier auch textlich ziemlich hohes Niveau geboten wird, welches auch meine hohen Anforderungen durchaus zu genügen weiß.

„Hoffnung zerschellt an den Mauern der Zeit“ (im Titelsong) beschreibt in nur einem kurzen Satz den dunklen Herbst, der sich im Bewusstsein niederschlägt, festsetzt und dauernd bleibt. Leider kann man die Texte nicht vollends verstehen, teilweise auch die Klargesangspassagen nicht. Der Promo lagen die Texte nicht bei.

Musikalisch agieren MINAS MORGUL im klassischen Black Metal, der auch schon mal ab und zu am Pagan Metal (Beispiel: „Aufbruch“) andockt. Man kann sich also auf klassisches, Höhenlastiges Halbtonriffing freuen, auf atmosphärisch dichte Klangpassagen, das alles mit genretypischem Hall und einer frostigen Gesamtatmosphäre gewürzt. Ausnahme bildet das fast rockige „Ritual“, welchen ich fast als meinen Lieblingstrack von diesem Album bezeichnen möchte. Und eben nicht nur aus musikalischer, sondern auch aus lyrischer Sicht.

Und obwohl der Musik wie auch den Texten permanent eine düstere, beklemmende und geradezu verzweifelte Stimmung innewohnt, versinkt die Mucke nie in depressiver Selbst-Zerfleischung sondern strahlt eine gewisse Kraft und konstruktive Wut aus. Man kann durch den kalten, trüben und nebelverhangenen November irren, und dennoch auf die wiederkehrende Sonne hoffen („Aufbruch“). Oder man legt sich nieder und wartet auf den Winter. Und den Tod (das hypnotische, die innere Dunkelheit fast greifbar machende „Lethargie“).

Nun, diese Vorstellungen rutschen einem angesichts der draussen herrschenden Sommerhitze und der langen und hellen Tage eventuell etwas schwer in die graue Masse zwischen den Ohren. Dass MINAS MORGUL es dennoch schaffen, dass man sich mit diesen Gedanken befasst, ist eine zu würdigende Leistung.

MINAS MORGUL haben mit „Nebelung“ ein dichtes, ausdrucksstarkes Album an der Schnittmenge zwischen Black und Pagan Metal herausgebracht, welches auch durch das textliche Konzept besticht, welches weder in Teufelsgebräu noch in Baumkuschler-Romantik verfällt, und zudem eine für das Genre außergewöhnliche Abwechslung offenbart.

Anspieltipp: „Ritual“ „Morast“ und „Aufbruch“


Bewertung: 8,4 von 10 Punkten


TRACKLIST:

01. Beginn
02. Nebelung
03. Trümmer
04. Ritual
05. Inter Stellas
06. Morast
07. Wolfskind
08. Aufbruch
09. Lethargie



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