Jedem Death und sogar normalem Heavy Metal Fan sind solch überragende Werke wie „Malleus malificarum“ und „Consuming impulse“ von je her ein Begriff. Ebenso wie die danach stattgefundenen Ausflüge in den Jazz Bereich, bei denen lediglich der Name Pestilence noch in Lettern auf dem Albumcover prangten, musikalisch das Ganze aber so viel mit Metal zu tun hatte, wie Lady Gaga mit Johann Sebastian Bach…nämlich nüscht!
Doch wie sagt man so schön: Alles Neue macht der Mai…oder in diesem hier vorliegenden Fall die Rückbesinnung auf alte Tugenden, die sich ja bereits mit „Resurrection macabre“ andeutete, mit „Doctrine“ weiter vertieft und nun mit „Obsideo“ (fast) vollendet wurde. Klar werden die Holländer nie mehr das ganz brachiale Brett auspacken, denn dafür sind die beiden Patricks, Mamelli und Uterwijk, mittlerweile einfach viel zu technisch versiert, um sich auf plumpes Geholze einzulassen. Doch will der geneigte oldschool Fan diese weitergeführte Neuorientierung überhaupt noch hören? Ein Versuch wäre es durchaus wert, denn zuweilen wird schon ordentlich geschrubbt wie bei „Soulrot“, bei dem Neu-Drummer Georg Maier all sein Fachwissen nutzbringend zur Geltung bringt, dem etwas schleppender ausgelegten und dadurch gleich viel heavier erscheinenden „Laniatus“ oder das durch die eingestreuten Keyboard Parts extrem bedrohlich wirkende „Transition“. Das sind schon nette Brocken, die leicht zum Kopfnicken animieren und durchaus als tanzbar zu erachten wären. Natürlich (und selbstverständlich) wollen die Jungs natürlich auch zeigen, was die andere Schaffensphase in ihrer Karriere bewirkt hat und somit wird beispielsweise bei „Superconscious“ oder „Distress“ wieder auf Teufel komm raus gefrickelt, was das Zeug hält. Ist die Scheibe dadurch unverdaulicher?
Mitnichten, vielmehr extrem abwechslungsreich, denn im Gegensatz zu früheren Schandtaten verlieren sich Pestilence nicht komplett in ihrer durchaus vorhandenen Genialität, sondern versuchen eine musikalische Brücke zwischen beiden Welten zu schlagen, was an vielen Stellen auch durchaus gelingt. „Obsideo“ ist nicht die „Durchdrehplatte“, eher etwas für ruhige Stunden, um diese Scheibe zu ergründen. Sollte man sich echt mal wieder drauf einlassen. Ich glaube, Pestilence und ich…wir werden wieder Freunde. Aber was zum Teufel sollen die beiden unterschiedlichen Coverartworks???
Bewertung: endlich wieder etwas härtere 7,7 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Obsideo
02. Soulrot
03. Transition
04. Necromorph
05. Laniatus
06. Distress
07. Superconscious
08. Aura Negative
09. Saturation
10. Displaced
PESTILENCE
Obsideo (2013)