PHLEBOTOMIZED – Clouds of Confusion (2023)
(8.386) Timo (9,8/10) Progressive Death/Doom Metal
Label: Hammerheart Records
VÖ: 26.05.2023
Stil: Progressive Death Doom
Es gibt sie noch diese niederländischen Urgesteine. Dabei ist der Name Phlebotomized Kennern des klassischen Death Doom zweifelsfrei ein Begriff. Offenbarte man mit dem 94er Debut „Immense Intense Suspense“ wegweisendes. Leistete mit der mutigen instrumentalen Hinzunahme von Streich und Synthesizer Pionierarbeit. Dennoch war bereits nach dem zweiten Album 1997 Sense, eine Band die viel wollte und irgendwie ihrer Zeit voraus war.
Die Bandmitglieder gingen darauf ihres Weges. Seit 2015 trugen Phlebotomized allerdings wieder Leben ins sich und Chefdenker und Gründer Tom Palms scharrte mit Keyboarder Rob Op’t Veld und Sänger Ben de Graaf die passenden Musiker um sich, ein Comeback Album war da nur eine Frage der Zeit, die Phlebotomized wieder viel Leben einhauchten. Mittlerweile besteht die Band aus 7 Mitstreitern. Das 2018er Comeback-Album, das unter dem Namen „Deformation of Humanity“ wirbelte dabei einiges an Staub auf. Umso spannender war da natürlich die Frage wie geht die Reise mit dem nunmehr vierten Album weiter?
Überraschend ist es in jedem Fall wie stark die Band immer noch nach sich selbst klingt, obwohl nur noch ein Originalmitglied mit eben Tom Palms mit von der Partie ist. Er hat hier zweifelsfrei die richtigen Ideengeber um sich gescharrt und somit ein richtig starkes Death/Doom Album aufgenommen, das in seiner guten Dreiviertelstunde in zahlreichen Momenten begeistern kann. Dabei geht’s mit melodischen und symphonischen Genrekonstanten sehr angenehm zur Sache. Phlebotomized sind dabei nie sonderlich fordernd oder zäh in ihrer Machart. Die doomigen und häufig auch Midtempo-Passagen sind stimmig eingebracht und leben von einer starken orchestralen und kraftvollen Struktur. Dabei setzen die niederländischen Urgesteine auch sehr gekonnt auf klassischen old school Death Metal, der auch mal ein schönes Tempo inhaliert.
Das macht die Scheibe regelrecht abwechslungsreich, eröffnet sogar mit einen bildschönen, klassischen Death/Gothic Metal Track wie „Bury My Heart“. Das vielschichtige „Alternate Universe“ ist gnadenlos gut. Das viele Komponenten des Sounds der Band in einen Guss bringt. Stimmlich sind die heiseren Screams und tiefen Growls gekonnt eingebracht. Das donnernde „Destined To Be Killed“ bietet dabei auch viel old school Death Metal, und durch die Synth-Einsätze erinnert man sich natürlich gern an die Techno Death Pioniere wie Nocturnus oder spätere Pestilence.
Überraschende Wendungen zeigen Phlebotomized bei dem doomig, melodischen „Death Will Hunt You Down“, das mit genial ergreifenden Solis einfach begeistert. Oder „Pillar Of Fire“, das von einem schönen Pianospiel lebt. Dabei heroischen Klargesang einbringt, ein Song der die einfach packt. Pluspunkte sammelte auch „A Unity Your Messiah Pre Claimed“, das mit 7 Minuten der längste Song der vierten Scheibe ist, von klassischen Death Doom bis altehrwürdigen Uffta-Uffta Groove reichlich viel bietet. Ein Song der im Verlauf herrlich treibend ist und einen sogleich schnell fesselt. Einen überraschenden Kontrast zeigt kurz vor Ende auch „Dawn Of Simplicity“, der sogar Göteborg Death Einlagen geschmeidig einbindet, was „Clouds of Confusion“ nochmal frischen Wind einbringt.
Dabei findet sich zum Ende auch noch ein richtiger Dampfhammer namens „Context Is For Kings“ ein. Da staunt man nicht schlecht, wenn einem knorriger US Death der alten Schule um die Ohren geballert wird, der wiederum melodisch, packend und eben auch mit doomig schleppenden Momenten in Szene gesetzt wird. Dabei wirkt die Band nie in ein zähes und unflexibles Strukturgebilde zu verfallen, hält die Spannung bis zum Ende hochgradig aufrecht. Begeistert mit intelligent strukturierten Death/Doom Songs, die alles andere als schnöde Langeweile produzieren. Was für ein bemerkenswertes Album!