Als Europäer, der es mit den US-Amerikanern von Redemption gut meint, ist man sicherlich nicht sehr wählerisch was jegliche Art von Livedokumenten der Herren angeht. Zu selten trauen sie sich mal die Reise über den großen Teich zu wagen, und wenn dann meist im Rahmen von kleineren Festivals. Umso erfreulicher ist die Qualität der neuen Scheibe festzuhalten.
Nach ihrem ersten Livealbum „Frozen in the Moment“, dass die ersten drei Alben abdeckte wurde es nach zwei weiteren Scheiben wohl mal wieder Zeit, den aktuellen Stand der Entwicklung festzuhalten. Die Bühne dazu bildet einmal mehr das ProgPower USA Festival, ein Publikum das gut gewählt scheint. Schon beim ballernden Opener “Threads“ wird klar, dass sie soundtechnisch einen Schritt weiter gegangen sind. Eine fette Wand aus ungeraden Double Bass Grooves und Gitarren mischt sich mit gut vernehmbaren filigranen Bassläufen und Keyboardklängen.
Gerade den neueren Stücken vom 2011er Werk “This mortal Coil“, die sehr viel härter ausfallen als alles vorherige, tut diese Wucht gut. Ray Alder macht einen gewohnt souveränen Job, obwohl ich auch bei diesem Livealbum bemängeln muss, dass er mich auf Studio-CDs mehr packt. Ansonsten kann man sich technisch nicht beklagen: Das Niveau ist hoch gehalten, komplexe Soli werden arschtight runtergezockt, die Rhytmusfraktion groovt wie sau und Sean Andrews Bass Sound hat einen hohen Wiedererkennungswert der immer präsent ist.
Nach all dem Lob kommen wir nun zu den negativen Punkten. Die Songauswahl umfasst zwar das ganze Schaffen der Band, ist aber für mich etwas unglücklich gewählt. Anstatt die bereits auf „Frozen in the Moment“ geboten Songs mit dem herzerwärmenden “Parker’s Eyes“ anzureichern, hätte man lieber den “Fullness of Time“ Zyklus, oder einen Hammer wie “Scarred“ genommen. Ihr in meinen Augen absolut perfektes Album “Snowfall on Judgement Day“ ist mit 2 Songs auch eher dürftig vertreten, wohingegen der Fokus auf das aktuelle, eher schwächere Werk, gelegt wird.
Auch will der endgültige Livefunken nicht so richtig übertreten, weil das Publikum einfach im Vergleich zu manch anderen Livegranaten relativ verhalten ist. Den Progliebhaber wird das allerdings kaum stören, weil er es ohnehin gewohnt ist, dass die Gourmets eher im Stillen genießen.
Als Fan kann man mit “Live from the Pit“ nichts falsch machen, als Einsteiger gewinnt man einen durchaus guten Überblick über die 5 LPs, lediglich die Longtracks fehlen. Die Kritikpunkte sind hier eher die fehlenden I-Tüpfelchen als Grundlegendes. Bleibt zu hoffen, dass sich Redemption hiermit weiter etablieren können, und man sie auch mal im Rahmen einer Tour zu sehen bekommt, nachdem Nick van Dyk seinen Kampf gegen den Krebs wohl erfolgreich beendet hat. Das Potential haben sie zweifelsohne, und der Beweis, dass sie auch live zu begeistern wissen, ist hiermit eindeutig vollbracht.
Bewertung: 8,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Intro / Threads
02. The suffocating silence
03. Dreams from the pit
04. Parker’s eyes
05. Fall on you
06. Noonday devil
07. Nocturnal
08. Stronger than death
09. The origins of ruin
10. Black and white world
11. The death of faith and reason
12. Walls
REDEMPTION (2014)
"Live from the pit" (1.097)