Mut muss belohnt werden! Eine alte Binsenweisheit, die auf RedGodDawn mehr als zutrifft, haben die Berliner doch nun nach 6 Jahren ihres Bestehens endlich alles an Mut Geld und Kreativität zusammengekratzt und mit „H.O.M.E.“ ein richtig sattes Melo Death Album auf den leider wild zugewucherten Markt geworfen, welches sich bei entsprechenden Support sicherlich durchsetzen und den Jungs einen Plattendeal bescheren sollte. Ich will dazu beitragen und bescheinige dem Vierer ein durchaus vorhandenes Potential, den es hier etwas näher zu beleuchten gilt. Also auf und rein ins Getümmel.
Wo bei vielen anderen Combos dieser Spielart die Bezeichnung „Melodic Death Metal“ teilweise ziemlich inflationär verwendet wird, so können meine Berliner Landsmänner sich diesen Button ohne falsche Scham ans Revers heften, denn exakt so hat das zu klingen. Technisch ziemlich versiert pflügen sich RedGodDawn sich durch ihre 7 Songs (inklusive einer Bridge namens „Coming…“) und hinterlassen Eindruck…der sich bei mir allerdings erst beim dritten bis vierten Hören einstellte. Anfangs war ich noch ein wenig über die etwas sterile Produktion verwundert, doch irgendwann passte selbst die sich an die Mucke der Jungs an, bei der ganz klar dem Bassspiel ein besonderer Platz eingeräumt wird. Was der Mann an den vier (ode gar mehr) Saiten fabriziert, klingt fantastisch! Nachzuhören beim technischen und knüppelharten „Daylight“ oder dem Titeltrack. Mein Favorit ist allerdings das abwechslungsreiche „Rise of the 01“, welches neben mannigfaltiger Wendungen im Hintergrund schön atmosphärisch gehalten ist. Doch wo Licht ist, ist unweigerlich auch Schatten, sprich Kritik. RedGodDawn sind immer dann am stärksten, wenn Frontmann Steven brüllt und keift, bei den cleanen Passagen tritt ein starkes Leistunsgefälle auf. Das ist schade und bedauerlich, da dadurch der Schwung bei manchen Songs verloren geht. Seine spoken word Einlage am Ende des Titeltracks allerdings ist recht nett…im Sinne von NETT (nicht von wegen „Nett“ ist die kleine Schwester von Schei…). Ein weitereres Negativum ist der Song „My flesh“, der in meinen Augen überhaupt nicht in das ansonsten wirklich hervorragende Liedgut der band passt. Das ist ein Stoppelhopser mit Fear Factory Gesang. Leider komplett langweilig und daher Abzüge in der B-Note.
Allgemein lag ich auf einer klaren 7,9 Tendenz, doch eine Sache ist noch erwähnens- und beachtenswert: was RedGodDawn für Arbeit (und wahrscheinlich auch Kohle) in das liebevolle Plattencover, die Hülle (geiler Druck) und das Sleeve gesteckt haben, hievt das Album über die 8 Punkte Marke, denn das Gesamtpaket entscheidet und das ist trotz des einen musikalischen Ausfalls mehr als beachtlich. Ganz ehrlich: Häte ich ein Label, ich würde RedGodDawn sofort unter Vertrag nehmen, denn die Jungs haben ein tierisches Potential. Gut gemacht!
Bewertung: für den Anfang ganz starke 8,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Kevlar
02. Daylight
03. My flesh
04. Rise of the 01
05. Butcher bay
06. Oblivion
07. Coming…
08. H.O.M.E.