REVOLTING – Night of the Horrid (2024)
(9.279) Olaf (8,5/10) Death Metal
Label: Xtreem Music
VÖ: 17.12.2024
Stil: Death Metal
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Es ist das letzte Review des Jahres, und was könnte passender sein, als das mit einem echten Schwedenstahl-HM2-Brett abzuschließen? Willkommen zu Night of the Horrid von Revolting, der Band, die für Rogga Johansson so etwas wie das Kronjuwel seines ausufernden Band-Imperiums sein dürfte – oder zumindest sein sollte. Und ja, wir wissen es alle: Rogga ist das wandelnde Bandverzeichnis des Death Metal. Aber weiß er überhaupt noch selbst, wo er überall spielt? Man könnte fast wetten, dass ein Revolting-Song in einem Testlauf gegen 10 andere Tracks aus seinen zahllosen Projekten nicht sofort als eigener erkannt würde. Doch genug der Seitenhiebe, denn Night of the Horrid zeigt, dass Rogga und seine Mannen in dieser Inkarnation etwas wirklich Bemerkenswertes geschaffen haben.
Revolting ist seit 2008 eine feste Größe im Oldschool-Death-Metal-Universum. Gegründet von Rogga Johansson, dem unbestrittenen Meister des „alles tun, außer Freizeit haben“, steht die Band für schwedischen Death Metal mit einem Hauch von Horrorfilm-Ästhetik. Mit Texten, die direkt aus einem B-Movie stammen könnten, und dem klassischen HM2-Sound hat Revolting von Anfang an bewiesen, dass sie genau wissen, was ihre Fans hören wollen.
Die ersten Alben wie Dreadful Pleasures (2009) und The Terror Threshold (2010) definierten den Revolting-Stil: Eine Liebeserklärung an den schwedischen Death Metal mit einem Hauch Groove und Eingängigkeit. Doch irgendwo zwischen Hymns of Ghastly Horror (2012) und Visages of the Unspeakable (2015) schien die Band ins Stocken zu geraten. Die letzten Veröffentlichungen waren solide, aber ein wenig repetitiv – was in Roggas schier unerschöpflichem Output vielleicht unvermeidlich ist. Doch jetzt kommt Night of the Horrid und zeigt: Revolting lebt – und wie!
Bereits das großartige Coverartwork zieht einen sofort in die Welt von Revolting. Es ist düster, stimmungsvoll und passt perfekt zur musikalischen Atmosphäre. Die Produktion ist ein massiver Schritt nach vorne im Vergleich zu den vorherigen Alben: Fett, wuchtig und klar, ohne dabei den Oldschool-Charme zu verlieren. Es ist fast schon eine kleine Hommage an den Melo-Death, ohne die rauen Kanten zu glätten.
Musikalisch zeigt sich die Band abwechslungsreicher denn je. Die Songs klingen frisch, und es gibt tatsächlich kleine Überraschungen: melodische Gitarrenleads, die fast an At the Gates erinnern, groovende Midtempo-Passagen und packende Riffs, die den Nacken nicht zur Ruhe kommen lassen. Der Titelsong ist ein absoluter Ohrwurm, und das Industrial-Outro setzt dem Ganzen die Krone auf. Night of the Horrid ist ein Quantensprung gegenüber den letzten Alben. Jeder Track fühlt sich durchdacht und inspiriert an – eine Leistung, die in Roggas Discographie nicht immer selbstverständlich ist.
Revolting zeigt mit Night of the Horrid, dass sie noch lange nicht bereit sind, sich in der Masse von Oldschool-Death-Metal-Bands zu verstecken. Dieses Album ist ein wuchtiger Faustschlag ins Gesicht, voll von HM2-Gitarren, Melodie und purer Spielfreude. Es ist abwechslungsreich, hart und dennoch melodisch – eine seltene Kombination, die perfekt funktioniert.
Ob Rogga noch weiß, in wie vielen Bands er spielt? Das ist eigentlich egal. Solange er mit Revolting solche Alben abliefert, können wir uns glücklich schätzen, Teil seiner musikalischen Welt zu sein. Und wenn es mal wieder „nur ein weiteres Rogga-Projekt“ heißt, sollte man immer daran denken: Night of the Horrid ist der Beweis, dass auch Vielseitigkeit und Überproduktion gelegentlich zu wahrer Größe führen können.
Mit diesem Album endet mein Jahr voller Reviews. Ein letztes Mal die Faust in die Fresse mit schwedischen Todesstahl von Revolting. Möge 2025 ebenso hart beginnen, wie dieses Jahr endet!