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RIVERSIDE "Love, fear and the time machine" (2015)

Florian (7,5/10)

Review Nr.: 2.360
Label: Inside Out
VÖ: 04.09.2015
Stil: New Artrock, AOR, Pop Prog
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Wären wir hier nicht auf einem Metalwebzine, sondern im Feuilleton oder auf einer Progpage, dann könnte ich jetzt in mehrseitiger Länge über künstlerische Traditionen, philosophische Ansätze und gesellschaftliche Relevanz reflektieren. Doch während Soziologen, Neurologen, Philosophen oder andere Intellektuelle, über das Motiv der Entfremdung in der Postmoderne debattieren, so ist das Thema längst kein elitäres mehr, sondern eher das Symptom einer Zeit, die ihre Makel und Systemfehler täglich analysiert und scharf kritisiert ohne jedoch im Kern fähig zu sein an ihren eigenen Unzulänglichkeiten etwas zu ändern, und somit in permanenten Reflektionsübungen verharrt und sich durch einhergehende Abstumpfung für handlungsunfähig erklärt.

So relevant und wichtig dieses Thema hierzulande auch ist, es ist in der Popkultur längst angekommen, und vielleicht ist es dementsprechend nur konsequent, dass Riverside ihren lyrisch eingeschlagenen Weg auch musikalisch beschreiten. Im modernen Prog Metal gibt es schon seit langem eine Strömung, die wohl am wenigsten progressive, deren Haupteinfluss Pink Floyd ist. Doch war die Verknüpfung von Blues und Rock Ende der 60er noch eine Neuheit, so ist sie heute ein alter Hut und ob nun Postmetal, Shoegaze oder Singer/Songwritermusik, alle bedienen sich ihrer.

Riverside haben in der Vergangenheit mehrmals bewiesen, dass sie das markanter und individueller gestalten, als so manch andere Kapelle. Die Polen waren auf „Anno Domini High Definition“ relativ hart und experimentell und auf „S.O.N.G.S“ im modern interpretierten Retro Prog unterwegs. Auf „Love, Fear and the Time Machine“ geht man jedoch deutlich ruhiger zu Werke, ergänzt Klavierpassagen und akustische Gitarren und auch die rockigeren Passagen, die hier und da ausbruchartig über einem hereinbrechen, sind eher in Watte gepackt und somit an die Gesamtatmosphäre angepasst. Wäre der Begriff nicht abwertend und paradox zugleich, könnte man hier von Popprog sprechen.

Bleibt die Frage offen, ob die Musik denn abseits des Genrefrage zu überzeugen weiß und das tut sie, wenn man sich auf sie einlässt, live noch mehr als auf der Couch sitzend und dem Player lauschend. Mariusz Duda steht als Sänger mit deiner melancholisch-andächtigen Stimme deutlich im Vordergrund und nicht selten hat man das Gefühl, dass Riverside ihren Stil mit Dudas Nebenprojekt Lunatic Soul vermischt haben. Rhythmisch treibenden Bassläufe, atmosphärische Flächensounds und hier und da mal ein Gitarrensolo zur Verzierung. „Lost (Why Should I Be Frightened By a Hat?)”,Caterpillar and the Barbed Wire“, und „Time Travellers“ sind zweifelsfrei großartige Stücke.

Gewollt gleichförmig im Aufbau der Arrangements, dafür sehr detailliert und im Kontext adäquat, nimmt man den Hörer direkt mit auf eine nachdenkliche Reise, die durch all das graue Trübsal der Alltagsprobleme unserer Zeit stets hoffnungsvolle Farbtupfer und optimistische Sonnenstrahlen schimmern lässt. Fans von ruhiger Musik mit düsterem Anstrich, Fans von nebeligen Herbsttagen und dunklen Wintern müssten Riverside lieben. „Love, Fear and the Time Machine“ ist nicht ganz so kitschig wie der letzte Anathema Output und nicht so künstlich wie Steven WilsonsHand. Cannot. Erase.“, bewegt sich dennoch irgendwo dazwischen und besticht durch Authentizität.

Bewertung: 7,5 von 10 Punkten

Tracklist:
01. Lost (Why Should I Be Frightened By a Hat?)
02. Under the Pillow
03. #Addicted
04. Caterpillar and the Barbed Wire
05. Saturate Me
06. Afloat
07. Discard Your Fear
08. Towards the Blue Horizon
09. Time Travellers
10. Found (The Unexpected Flaw of Searching)

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