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ROBSE - Harlekin und Krieger (2024)

(9.000) Olaf (9,0/10) Pagan Metal


Label: Reaper Entertainment
VÖ: 16.08.2024
Stil: Pagan Metal






Obwohl die Metal-Polizei schon den Finger an der Sirene hat und dem guten Robse einmal mehr mit den üblichen Phrasen eindecken und sogar beleidigen wird, ließ sich der sympathische Brandenburger nicht von seinem Vorhaben abbringen, nach dem Ende seiner langjährigen Karriere die musikalischen Pfade nunmehr alleine zu beschreiten, wobei man deutlich sagen und festhalten muss, dass es sich bei Robse nicht um ein Ego Projekt handelt, sondern vielmehr um eine Band aus gestandenen und tollen Musikern, zu denen ich mich im weiteren Verlauf dieses Reviews noch äußern werde. Eines kann ich zumindest schon vorab verraten: Nicht umsonst wird Robse die Ehre des 9.000sten Reviews zuteil.

Nach einem wirklich spannenden Intro, bei dem man Geschmack auf die nun folgenden Kompositionen bekommt, startet das Album mit dem bereits durch seine Vorab-Veröffentlichung bekannten „Harlekin und Krieger“, der sogleich den Takt vorgibt und ein wirklich gut gewählter Opener ist. Ich mag allerdings mehr die Midtempo Passagen, die wie gute alte Amon Amarth klingen und bin kein großer Fan der schnellen Versatzstücken, die den Song dennoch nicht künstlich aufblähen, sondern vielmehr abrunden. Das ebenfalls schon bekannte „Hey Sturm“ darf man getrost als Hitsingle des Albums ansehen. Schön treibend, pumpend und ein toller Text und bereits nach 2 Songs wurde mir klar, hier liegt ein richtig starkes Album auf meinem Seziertisch.

Man merkt gleich vom ersten Ton an, dass hier Musiker am Werk sind, die keine halben Sachen oder halbgaren Scheiß dulden. Die Gitarrenarbeit von Dennis Baron und Oliver Hey ist saustark, die Rhythmus Sektion des Mallevs Maleficarvm Taktgebers Marius Berendsen, der nun hoffentlich endlich mal die Ernte für seine harte Arbeit in den vergangenen Jahren einfahren wird, zusammen mit Marco Paulzen pumpt mächtig Schwere in die Songs und Keyboarderin Alina Lesnik macht nicht nur an den Tasten eine mehr als gute Figur, doch dazu komme ich im weiteren Verlauf dieses Reviews noch zu sprechen.

Etwas schwächer kommt „Amenthes“ aus den Boxen, der zwar musikalisch ebenfalls gut Meter macht, aber mir der Gesang ein klein wenig zu hektisch ist. Da hätte man ein klein wenig mehr draus machen können, doch „Aus dem Gleichgewicht“ fängt den sofort wieder auf und begeistert mit einer fetten Viking Schlagseite, die sowieso fast überall auf der Scheibe zu hören ist. Außerdem finde ich hier den für mich besten Text des Albums. Dazu sei mal generell gesagt, dass selbst Leute mit Aversionen gegen teutonische Lyrik (Grüße an Maik) ruhig mal das Textblatt zur Hand nehmen sollten, um vielleicht endlich mal zu erkennen, dass Robse neben seiner großen Fresse (das ist in Berlin/Brandenburg als Auszeichnung zu verstehen) durchaus auch in der Lage ist, Worte salbungsvoll aneinanderzureihen, die bei näherer Betrachtung durchaus mit den Größen der Szene mithalten können. Aber weiter im Programm, denn wir haben ja noch nicht einmal die Hälfte der Scheibe untersucht.

Braucht die Welt ein neues Sauflied? Nein. Macht der Robse dennoch eins? Klar, denn das ist es ja, was ich meine. Warum sollte der Schuster seine Leisten verlassen und warum soll er Kritikern Honig um den Bart schmieren? Never change a running System und genauso klingt „Von der Schenke zur Taverne“. Originell? Eher weniger aber trotzdem ein schicker Partystampfer allenthalben. Doch mein kleines Highlight folgt auf dem Fuße, denn mit Stumpen von Deutschlands meister Band der Welt, der Boyband Knorkator, hat Robse einen richtigen Clou gelandet und beschwört mit ihm zusammen die „Kleine weiße Friedenstaube“, die nicht nur textlich unglaublich gut gelungen ist, sondern auch einen verdammt lustigen Gimmick enthält, den Ihr beim Hören selber entdecken solltet.

Bevor es musikalisch weitergeht, muss ich auch einmal ein Lanze für Robse brechen, dem im Internet schon so einiges unterstellt wurde, allen voran der angebliche Umstand, sich mit seinen Songs und der Musik im Allgemeinen anzubiedern, Stangenware abzuliefern, einzig und alleine aus dem Grund, sich die Taschen mit Geld vollzustopfen. Leute, der Mann arbeitet wie Du und ich, um sich seinen Lebensunterhalt zu finanzieren und kann durch die Musik alleine nie und nimmer leben. Das nur mal so am Rande.

Die von Keyboarderin Alina vorgetragene Ballade „Lied der Nacht“ entpuppt sich als kleines Highlight des Albums, bei dem Robse dann zum Schluss mit einsteigt und dem Song einen komplett anderen Drive verleiht. Richtig geil und stark gemacht. Das darauffolgende „Nostalgia“ ist eine schön schwarz angehauchte Mischung aus traditionellem Todesblei und Viking mit einigen schwarzmetallischen Versatzstücken, die dazu beitragen, dass das letzte Drittel der Scheibe mit einem Paukenschlag eröffnet und die „Flamme der Revolution“ entfacht wird. Zusammen mit dem epischen Rausschmeißer „Viva la Caida“ ist dieses Triumvirat an Musik definitiv der beste Teil der gesamten Scheibe.

Wenn man dann das erste Mal mit dem saustark von Robses ehemaligem Mitstreiter Dom produzierten Album durch ist, könnte man auch schon wieder von vorne beginnen, denn Langeweile sucht man vergebens. Vielmehr ist „Harlekin und Krieger“ unglaublich abwechslungsreich und ein megastarker Neuanfang für Robses Musikkarriere.

Zusammenfassend muss man neidlos anerkennen, dass Robse eine Unmenge an Herzblut und Passion in dieses Album gelegt hat und natürlich wieder viele Hater in ihren Vorurteilen bestätigen wird. „Harlekin und Krieger“ ist eine eindrucksvolle Visitenkarte, die für mich gerade zum Ende hin immer mehr Fahrt aufnimmt und zu begeistern weiß. Für alte Equlibrium Fans ein unbedingtes Muss und für Leute, die vorher schon nichts mit der Mucke anfangen konnten definitiv ein No-Go, obwohl es durchaus nicht schaden könnte, mal unvoreingenommen zwei Öhrchen zu riskieren.

Willkommen zurück im Funkverkehr!


Bewertung: 9,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Sonata Arlecchino
02. Harlekin und Krieger
03. Hey Sturm
04. Amenthes
05. Aus dem Gleichgewicht
06. Von der Schenke zur Taverne
07. Kleine weiße Friedenstaube
08. Lied der Nacht
09. Nostalgia
10. Flamme der Revolution
11. Viva la Caida



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