ROTTING CHRIST - ΠΡΟ ΧΡΙΣΤΟΥ (Pro Xristoy) (2024)
(8.895) Olaf (10/10) Death Metal
Label: Season of Mist
VÖ: 24.05.2024
Stil: Death Metal
Ich muss zugeben, dass ich Rotting Christ immer mehr im Augenwinkel als im Fokus hatte und ein wenig stiefmütterlich behandelte. Warum kann ich gar nicht so genau erklären, denn musikalisch sind die Griechen um die Tolis Brüder allererste Schublade, doch der absolute Oberkracher hatte mir persönlich bislang in meiner Raupensammlung gefehlt. Bis jetzt.
„Pro Xristoy“ (vor Christus) heißt das Album, welches mein Rotting Christ’sches Weltbild gänzlich auf den Kopf stellt, denn was auf diesem Monumentalwerk geboten wird, ist so dermaßen Gänsehaut erregend, wie ich es schon lange nicht mehr in diesem Bereich gehört habe. Natürlich hat man das vielleicht schon mal von Dimmu Borgir gehört, aber nicht in dieser Intensität, dieser Härte und vor allem diesem Tiefgang.
Der Inhalt des Albums dreht sich um die letzten heidnischen Herrscher, die dem Ansturm des Christentums standhielten und ihre alten Werte und das Wissen bewahren wollten. Es geht um die Hinterlassenschaften von Persönlichkeiten wie Flavius Claudius Julianus, die nordische Mythologie und deren mythologischen Könige, die Verkörperung der Macht heidnischer Weisheiten angesichts christlicher Widrigkeiten.
Dicker Stoff, den sich die Griechen da auserkoren haben, doch dieser wird zu einem allumfassenden Mantel gesponnen, der sich wohltuend um den Körper legt, während man das mittlerweile 14.Studioalbum in Gänze genießt. Natürlich ist das an manchen Stellen vielleicht ein wenig zu dick, zu orchestral mit zu vielen Chören, aber es passt immer und wirkt dennoch nicht künstlich erzeugt oder plakativ. Vielmehr benutzen Rotting Christ diese vielen Stilelemente, um der Geschichte jenen Tiefgang zu verleihen, den sie benötigt, ja geradezu braucht.
Wahnsinnig schöne Melodien und musikalisch fast teilweise schon eher nach Skandinavien klingend haben die Herren Tolis eine Klangwelt erschaffen, in die man eintauchen, in der man sich verlieren und seine Gedanken abschweifen lassen kann. Man kann relaxen, bangen oder einfach nur ungläubig den Kopf schütteln, dass es beispielsweise der überragendste Song „All for one“ lediglich als Bonustrack auf das Album geschafft hat, was enorm viel über die Qualität dieses Albums aussagt.
Vielleicht hätte man sich lediglich beim Artwork etwas mehr einfallen lassen können, denn der Ausschnitt aus Thomas Cole’s fünfteiligen Meisterwerk „The Course of Empire“ wurde auch schon beispielsweise von Atlantean Codex verwendet. Vielleicht hätte es da ein schickes Werk von Eliran Kantor mehr getan, als eine erneute Verwertung dieses Zyklusses, der sich zweifelsohne natürlich perfekt als Cover anbietet.
Eigentlich war mein Album des Jahres bereits in Steingemeißelt, doch Rotting Christ schaffen es fast sensationell und unerwartet, in diese Phallanx nicht nur einzubrechen, sondern mich zum Umdenken zu bewegen. Ob das noch mit dem Album des Jahres im Dezember klappt, wird sich zeigen, doch die Griechen sind verdammt nah dran. Dieses Album ist nichts weiter als ein überragendes Meisterwerk düsterer, schwerer und brutal guter Musik.
Bewertung: 10 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Pro Xristroy
02. The Apostate
03. Like Father, like Son
04. The sixth Day
05. La Lettera del Diavolo
06. The Farewell
07. Pix Lax Dax
08. Pretty World, pretty Dies
09. Yggdrasil
10. Saoirse
11. Primal Resurrection (Bonus)
12. All for One (Bonus)