Label: Relapse Records
VÖ: 10.02.2015
Stil: Metal/Doom/Prog
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Im Schnitt dauert es scheinbar vier Jahre bis ein neuer Release der Jungs von Rwake in den Startlöchern steht. Dem Debüt „Voices of omens“ (2007) folgte 2011 mit dem bewegend emotionalen Album „Rest“ jedenfalls ein gelungener Nachfolger. Gerade Fans von Eyehategod oder Neurosis haben damals sicherlich an dem schweren Material Gefallen gefunden.
Mit dem neuen Silberling dreht die Band aus Kansas aber nochmal gewaltig an der schwerfälligen Stellschraube, denn einen schnellen Zugang oder eine einfache Bindung zu den Songs zu finden bzw. aufzubauen, erweist sich als eine echte Mammutaufgabe. Eingängigkeit klingt anders, aber genau das ist die Idee einer Band, die es sich wohl zur Aufgabe gemacht hat, Musik derart verschachtelt zu instrumentieren, das es dem Hörer einiges an Geduld und Aufnahmefähigkeit abverlangt.
Nach einigen Runden hatte ich erstmals im späteren Verlauf bei dem Song „Nagarachi“ in etwa ein Gefühl des Erwachens. Also wieder zurück zum Beginn, wo ich den sanften Klängen des „Intros“ erneut gebannt lausche, welches am Ende psychedelisch angehaucht in den Song „Stairwell“ überleitet. Was für ein schwerer Brocken mich erwartet, ich hatte insgeheim damit gerechnet. Wenn Gitarrenmelodien die Psyche eines Menschen in ihren Grundfesten erschüttern können, dann hört mal genau hier rein. Jedenfalls sorgen die Vocals in Form von surrealen Geknurre oder emotionalen Gebrülle für die passende Untermalung. Irgendwie beeindruckend! Diesem Ausbruch extremer Verstörung steht „Or die“ in nichts nach. Auch wenn am Anfang einige Samples den Song gebührend instruieren, präsentieren uns die Jungs hier eine kompromisslose Version ihres Southern NOLA-Sounds. Doomige Elemente sind bei den Jungs von jeher Hoch im Kurs, deshalb finden wir diese auch auf einem Großteil der Songs des neuen Albums wieder. In noch tiefere Abgründe der menschlichen Wahrnehmung können wir mit „Xenoglossalgia“ im Anschluss abtauchen, ein Song der im Mittelteil entgegen der allgemeinen Stimmungslage auf dem Silberling fast schon fröhlich anmutend aus den Boxen schallt. Anschließend lassen wir den Metal sprechen, denn wie bereits angedeutet, „Nagarachi“ frohlockt eingängiger als die anderen Songs, triumphiert mit einem akustischen Mittelteil, ist aber insgesamt auch nur eine dynamische Durchgangsstation, denn mit „Calibos-so fucking tired“ wartet zum großen Finale ein 45! minütiges Monster auf uns. Bisher wahr genommene Klänge vermischen sich mit einer Musikkulisse aus einer scheinbaren Parallelwelt.
Das ist schon ein interessanter musikalischer Ansatz den Rwake mit dem neuen Longplayer abliefern. Düster und verstörend experimentelle Klänge fordern dem Hörer allerdings einiges an Aufmerksamkeit und Aufgeschlossenheit ab. Wer über ein gesundes Nervenkostüm verfügt sollte eine Hörprobe riskieren.
Bewertung: 7,8 von 10 Punkte
01. Intro
02. Stairwell
03. Or Die
04. Xenoglossalgia
05. Nagarachi
06. Interlude
07. Calibos-So fucking tired
RWAKE (2015)
„Xenoglossalgia: The last stage of awareness“ (1.460)