SACRIFICE – Volume Six (2025)
(9.297) Maik (8,9/10) Thrash Metal
Label: High Roller Records
VÖ: 24.01.2025
Stil: Thrash Metal
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Dass ich ein Faible für kanadische Bands, ins besonders kanadische Thrash-Bands habe, dürfte mittlerweile kein Geheimnis mehr sein. Und neben RAZOR, EXCITER, INFERNÄL MÄJESTY und Konsorten standen auch SACRIFICE für mich an der vordersten Front. Schon das Debüt „Torment In Fire“ wusste zu begeistern, aber „Forward To Termination“ hatte mich damals dann vollends aus den Socken gekloppt.
Umso erfreuter war ich also, als ich bemerkte, dass die Kanadier sechzehn Jahre nach ihrem letzten Studioalbum eine neue Langrille zusammengekratzt haben. „Volume Six“ nennt sich das Teil schlicht, aber auch ein wenig einfallslos. Doch das wird durch die darauf enthaltene Mucke locker wieder wettgemacht.
Zunächst lullen uns SACRIFICE mit ruhigen Klängen ein, doch keine fünfundzwanzig Sekunden später lassen sie den Thrashpanzer losrollen. Krachig, präzise und mit ordentlich Druck auf den Ketten stürmt „Comatose“ mit galoppierenden und treibenden Riffs los, das es eine Freude hat. SACRIFICE sind eine der wenigen Bands, die es schaffen, heute noch mit demselben Line Up aufzufahren, und die alte Mannschaft hat noch gut was auf der Lafette.
Rob Urbinatis Stimme klingt ebenso angepisst und aggressiv wie früher, er scheint sogar brutalitätsmäßig noch ein paar Kohlen extra eingeschaufelt zu haben. Jedenfalls knallt das gewaltig. Meine holde Frau meinte beim ersten Hördurchgang, ob das denn jetzt noch Thrash wäre, für sie klänge das schon fast wie Death Metal.
Nachdem ich sie kurz entsetzt angeschaut und in Gedanken schon die Telefonnummer des Ohrenarztes herausgesucht hatte, hörte ich noch mal genauer hin, und musste feststellen: so abwegig ist das gar nicht. Die Gitarren haben nämlich ordentlich Druck und sind auch leicht tiefergelegt, dazu Urbinatis Gebrüll, welches teilweise an Sänger wie Brett Hoffmann oder Alex Marquez erinnert, mit einer kleinen Spur früher John Tardy oder Chuck Schuldiner.
Legt man die Vocals etwas tiefer und verpasst den Äxten eine amtliche HM2-Note, dürfte die Mucke recht nah an den Death Metal andocken. Im Kern ist es allerdings immer noch Thrash, der sich nicht scheut, etwas über den Tellerrand zu schauen. Das macht „Volume Six“ zu einem äußerst abwechslungsreihen Album. Da hört man beispielsweise Parts, die gut und gerne der Bay Area entsprungen sein könnten. Das eigentlich recht flotte „Explode“ bedient sich im Mittelteil sogar aus dem Doom Metal, wuchtiges Riffing, welches direkt die Magenwand massiert.
Bei „Underneath Millenia“ begeben sich die Kanadier sogar fast in progressive Gefilde. Teilweise fühlt man sich an spätere DEATH erinnert, und gegen Ende kommt sogar ein Riff zum Tragen, welches derartig nach RUSH klingt, da könnte man meinen, SACRIFICE würden hier ihren grandiosen Landsmännern huldigen. Dieser Song geht dann naturgemäß etwas sperriger ins Ohr und nimmt etwas den Fluss raus.
Ungewöhnliche Wege geht auch das Instrumental „Lunar Eclipse“, welches trotz seiner Kürze recht episch wirkt. Wieder recht doomig, mit einer gewissen hymnischen Note, präsentiert sich das zweite Instrumentalstück mit dem Titel „Black Hashish“. Hier scheint die Band außerdem ein wenig der Gitarrengötterdämmerung zu frönen. Auch psychedelische Klänge fanden Einzug. Insgesamt ist das Stück vielleicht etwas ausufernd lang geraten. Vielleicht sollte dem Anhören dieses Tracks der Genuss der im Titel erwähnten Substanz vorausgehen.
Naja, die etwas eingelullten Ohren können dann mit dem Speedhammer „We Will Not Survive“ wieder freigeschaufelt werden. Und zum Abschluss präsentiert sich die Band dann noch mit einem Gastsänger. Denn die Vocals auf „Trapped In A World“ werden von einem gewissen Brian Taylor geliefert, dessen Gesangsart zusammen mit dem Tempo des Songs eine starke Hardcore-Note reinbringt.
Zu all dem kommt noch eine megafette Produktion hinzu, die der Mucke ordentlich Wumms verleiht. Trotz kleiner Schönheitsfehler haben SACRIFICE ein cooles Album eingehämmert und bewiesen, dass sie immer noch wie ein Fels in der Brandung immens vieler neuer Bands stehen und keineswegs vorhaben, sich aufs Altenteil zurückzuziehen.
Da die Scheibe über High Roller Records herauskommt, darf sich der Vinylfreund natürlich wieder über mehrere Designs freuen, und sogar die alte Musikkassette kommt ein weiteres Mal zu Ehren.
Anspieltipp: „Comatose“ und „Your Hunger For War“
Bewertung: 8,9 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Comatose
02. Antidote Of Poison
03. Missile
04. Underneath Millenia
05. Your Hunger For War
06. Incoming Mass Extinction
07. Lunar Eclipse
08. Explode
09. Black Hashish
10. We Will Not Survive
11. Trapped In A World