SHEPHERDS REIGN - Ala Mai (2023)
(8.461) Olaf (7,9/10) Polynesian Metal
Label: Golden Robot Records
VÖ: 25.08.2023
Stil: Polynesian Metal
Das Schöne an der Arbeit als freischaffender Schreiberling (und das seit nunmehr fast 40 Jahren) ist, dass man selbst heute im hochdigitalisierten Zeitalter noch extrem überrascht werden kann. Früher waren Bands aus Brasilien, Chile oder Australien schon Exoten, doch durch das Internet ist die Welt so dermaßen zusammengeschrumpft, dass mich nichts mehr verwundern kann. Und doch kommt dann so eine Truppe wie Shepherds Reign um die Ecke, die so exotisch sind, wie wohlschmeckendes alkoholfreies Bier.
Die fünfköpfige Truppe ist zwar im südlichen Neuseeland beheimatet, besitzt aber ihre Wurzeln im Südpazifik, besser gesagt in Samoa und haben sich dementsprechend auf die Fahne geschrieben, den Großteil ihrer Songs in eben jener Landessprache zu singen, bei der man beim Kauf eines Vokals für 300€ durch das ständige Piepen einen Tinnitus bekommen würde. Ähnlich wie bei The Hu finde ich sowas extrem spannend, auch wenn ich nicht ein Wort verstehe und da die Mucke auch noch ansprechend ist, schreibt sich solch ein Review fast wie von selbst.
Wer die polynesische oder Maori Kultur ein wenig näher kennt, weiß, dass die Einheimischen durch martialisches Auftreten (gerade auch durch den Haka) ihre Gegner bereits vor dem Kampf einschüchtern wollen, was Frontmann Filiva’a James mit seinem ein wenig an Corey Tayler erinnernden Gesang vom ersten bis zum letzten Ton bewundernswert rüberbringt und trotz der manchmal ein wenig vorhersehbaren Mucke einfach faszinierend ist.
Musikalisch gibt es eine Menge Gojira, einen Hauch alter Slipknot, verdammt viel Groove früherer Ektomorf und sogar ein wenig Hardcore der Marke Crumbsuckers (kennt die überhaupt noch jemand?), die in einem dicken Kessel zu einer herrlich dickflüssigen Melange aus ebenjenen Vorbildern, gepaart mit traditionell samoanischen Klängen zusammengerührt und hoffentlich eine Menge Fans finden wird.
Ich allerdings hätte es begrüßt, wenn man das Album komplett in der so traumhaft exotischen Sprache eingesungen hätte, denn dieses von mir so gelobte Alleinstellungsmerkmal wird durch die englischsprachigen Songs ein wenig untergraben, da man dann doch die kompositorischen Defizite etwas zu deutlich vor Augen geführt bekommt und merkt: Soooo überragend ist das ja dann doch nicht.
Und dennoch kriegen Shepherds Reign für den Mut, ihre samoanischen Traditionen textlich so umzusetzen meinen tiefsten Respekt gezollt, da ich Fan von solch außergewöhnlichen Ideen bin. Das ist exotisch, spannend und mitreißend. „Ala mai“ (bedeutet aufwachen) ist in der meiner Meinung nach momentan etwas festgefahrenen Szene ein kleiner Diamant, der gerne noch eine Weile lang scheinen darf.
Bewertung: 7,9 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Samoa O La’u Fesili
02. Aiga
03. Le Manu
04. Nafanua
05. Ua Masaa
06. Ala Mai
07. The world bleeds
08. Cold summers night
09. Finally
10. Never forgotten
11. Atali’i
12. Samoa Mo Samoa
13. M’omo’ogo Sa Molia