SIEGE OF POWER – This is tomorrow (2023)
(8.188) Maik (9,5/10) Death Metal
Label: Metal Blade
VÖ: 17.02.2023
Stil: Death Metal
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Bei diesen, Supergroups genannten, Zusammenschlüssen musikalischer Ikonen ist ja immer ‚a Gschmäckle‘ dabei, wie der Schwabe sagt. Ich kann Euch aber beruhigen, dass hier ein recht fettes Exemplar aus der Kaderschmiede gekrochen kommt.
SIEGE OF POWER erinnern vom Namen an den coolen Song von NAPALM DEATH, agieren allerdings im räudigen Sektor des Death Metals aus einer Zeit, als sich diese Musikrichtung gerade aus dem Extremthrash freigeschwommen hatte.
Und die Namen der Bademeister, die hier am Werk sind, lassen schon ganz allein die Lefzen des Old School Metallers zu Wasserfällen mutieren. Theo Van Eekelen (THANATOS, Ex- HAIL OF BULLETS, Ex- HOUWITSER usw.), Bob Bagchus (Ex-ASPHYX, INFIDEL ART usw.), Paul Baayens (ASPHYX, THANATOS, Ex- HAIL OF BULLETS) und last aber garantiert nicht least Chris Reifert, und wem ich jetzt sagen soll, wo der schon überall gezockt hat, dem schneide ich persönlich eine Justin-Bieber-Frisur.
Dass diese alten Todesbleirecken wissen, wo der Schnitter seine Leichen holt, dürfte außer Zweifel stehen. Und so zelebrieren die vier Strategen eine schön räudig brutale Mischung aus spätem Extremthrash und frühem Blut und Eiter- Death Metal. Dabei wird schön derb durchgebrettert, aber auch mal schleppend schleifend der Kadaver aus dem Morast gezogen. Gerade bei „The World Crumbles“ kommen schöne Erinnerungen an den AUTOPSY- Klassiker „Mental Funeral“ auf, obwohl der Song hier fast eine hymnische Ader entwickelt.
Gerade Chris Reifert brilliert mit ziemlich variablem Gesang, den man von AUTOPSY und Co. so nun gar nicht kennt. Natürlich röchelt er auch ab und an in den tieferen Regionen, daß Metzgerlehrlinge erwartungsvoll mit ‘ner Schüssel vor ihm stehen, ob da nicht was Verwertbares für die nächste Fleischsuppe mit rauskommt.
Aber auch brutale Shouts hat er auf Lager, was zu der Mucke, gerade bei treibenderen Songs wie „Zero Containment“ oder dem rasenden „Oblivion“. Überhaupt weist das Album trotz der Ausrichtung auf brutale Mucke einen unglaublichen Abwechslungsreichtum. „Deeper Wounds“ hätte sogar einen Touch Black Metal- Atmosphäre, wäre nicht Reiferts Röchelstimme. Und gegen Ende wird der Song sogar richtig doomig. Und „The Devil’s Grasp“ versprüht sogar eine punkrockige MOTÖRHEAD- Atmosphäre. Geilomat, Herr Schrat!
SIEGE OF POWER schaffen es wirklich, nicht wie eine der Bands zu klingen, in denen sie jahrelange Erfahrung gesammelt haben, sondern was neues Altes zusammenzuschwarten. Wer also Angst hat, hier Recycleware von ASPHYX, THANATOS und AUTOPSY vorgesetzt zu bekommen, kann sich beruhigt zurücklehnen. Hier wird unbekümmert in den Annalen der Brutalmucke gewildert, doch was dabei herauskam, ist kein krudes Stückwerk, sondern arschgeiler Death Metal. Und SIEGE OF POWER haben sich mit diesem Album schon mal einen Anwärterplatz für den diesjährigen Poll ergattert.
Anspieltipp: „Zero Containment“ und „Oblivion“…ach einfach alles