SIENA ROOT – Revelation (2023)
(8.210) Maik (8,0/10) Retro-Rock
Label: Atomic Fire Records
VÖ: 24.02.2023
Stil: Retro Rock
Die Begriffe Retro und Old School sind ja mittlerweile schon recht inflationär im Umlauf, wenn es um Seventies-basierte Rockmusik geht. SIENA ROOT aus Schweden setzen dieser Sache allerdings noch das berühmte Ei aufs Gesäß, denn authentischer als diese Band ihren Stil betreibt, kann man nur sein, wenn man selbst in den frühen Siebzigern des vergangenen Jahrhunderts im Bereich der Rockmusik tätig war.
Das geht schon mal mit dem unspektakulären Coverartwork los, welches echt noch so aussieht wie damals, als alte Plattenfirmeninhaber noch gemeint haben, sie wüssten, was den Fan zum Griff nach dem Geldbeutel bringt. Doch auch musikalisch wird hier fast alles verdammt, was seit Beginn der 80er in die Rockmusik Einzug hielt. Das fängt schon mal mit dem Klang der Instrumente an, die Drums, Der Bass, die Gitarreneffekte und natürlich die gute alte Hammond- Orgel.
Dazu gesellt sich ein leicht bluesiger Gesang und nun muss man nur noch die Augen schließen, um sich in Schlaghosen und Batikhemd gehüllt, mit dem Grashalm im Mund (oder der Grastüte, je nach Gusto) auf einer Sommerwiese liegend wiederzufinden und sich einfach in der Musik fallen zu lassen.
Und das fällt ziemlich leicht, denn auch psychedelische Sounds wie im verträumten „Dusty Roads“, der außer der bluesigen Note auch noch ein gerüttelt Maß Southernrock atmet. Frühe DEEP PURPLE, URIAH HEEP, gelegentlich JETHRO TULL und LED ZEPPELIN lassen sich stilistisch auch herausfiltern, wenngleich sich die Heavyness im Rahmen hält.
Eher wandeln SIENA ROOT in den psychedelisch meditativen Gefilden und musikalisch induzierter Hippie-Ness, was nicht heißen soll, dass ab und an auch mal schroff in die Saiten gegriffen wird. Eben Siebzigermäßig. Da kommt auch mal die Sitar zu Wort, denn fernöstliche Influenzien waren damals ja auch gängig, und auch flötenmäßig tüdelt es öfter Dings einher.
Wer also ein derartiges Album goutiert, ist hier auf der sicheren Seite. Was dem Album fehlt, sind die herausragenden Hits. Und irgendwas zum Abhotten sollte man auch nicht unbedingt erwarten. Eine echte Offenbarung stellt „Revelation“ nicht dar, eher eine Aufforderung zur Entschleunigung. Also tütet Euch in die oben genannten Textilien ein und ergebt Euch dem Extremchillen, denn dazu ist die Mucke von SIENA ROOT bestens geeignet.
Anspieltipp: „Coincidence And Fate“ und „No Peace“