SINTAGE – Paralyzing Chains (2023)
(8.323) Maik (8,7/10) Heavy Metal
Label: High Roller Records
VÖ: 21.04.2023
Stil: Heavy Metal
Na, da nagelt mir doch nen Badelatsch ans Hirn, was ist denn das für ne geile Scheiße? Wer mich kennt, der weiß, dass ich auf so schwedische Retrocombos wie RAM, IN SOLITUDE oder PORTRAIT abfahre. Und das ist auch der Grund, weswegen mich diese Scheibe hier schon mit den ersten paar Takten liebevoll in die Arme nahm.
Die Rede ist von „Paralyzing Chains“, dem Debütalbum von SINTAGE. Und entgegen der von einigen Leuten nun vielleicht gehegten Annahme kommt der Vierer nicht aus Schweden, sondern aus Sachsen. Genaugenommen aus Leipzig. Ich habe jetzt keine Ahnung, was der Bandname bedeutet, es wird wohl nicht das Zeitalter von meinem Freund Sint Snowfall sein, was hier gemeint ist. Doch der Name ist kurz und prägnant und das erweckt durchaus mein Wohlgefallen.
Geboten wird, wie schon gesagt, traditioneller Heavy Metal, der so ohne Weiteres auch von vierzig Jahren hätte herauskommen können. Die New Wave Of British Heavy Metal in Tateinheit mit US- Power Metal sollte wohl jeder, der wie ich aus den metallischen Gegenden von Alt-Sackistan stammt, heraushören können. Dem Ganzen wurde natürlich eine Produktion aufgesetzt, die der Mucke noch ordentlich Wumms gibt, und den traditionell gepflügten Furchen angemessene Tiefe verleiht.
Bei ihrem Streifzug durch den metallischen Fundus der Achtziger nehmen SINTAGE, was sie greifen können, was passt und was ordentlich die Genickmuskeln in Wallung bringt. Da findet man außer den obig erwähnten Sparten (NWOBHM +US-Power) auch noch etwas unbekümmerte Rotzigkeit a la W.A.S.P., teutonische Hartwurstspezialitäten aus der ACCEPT- Metzgerei und vielleicht noch den hungrigen Ungestüm frühester METALLICA.
Vokalist Randy ist fast die gesamte Zeit over the top und am Limit, meistert diese gesangsakrobatische Herausforderung allerdings souverän. Gut, auf Dauer kann es vielleicht etwas anstrengend wirken, da der Mann wirklich permanent auf die Glocke haut, doch gerade das macht den brachialen Charakter der Mucke aus.
Unbekümmert wie die Mucke scheinen sich SINTAGE auch der textlichen Seite zu widmen. Einfach rocken, zocken, schüttelt die Locken! Und was soll’s? Wenn ich eine gute Zeit haben will mit anständig arschtretender Metalmucke, brauche ich keine Vorlesungen über die Relativitätstheorie, die Aufarbeitung sozialer Probleme oder synoptische Betrachtungen über die deutschen Philosophen der Aufklärung. Da will ich musikalisch den Balg versohlt kriegen, und dazu sind Songtitel wie „Rockin‘ Hard“ oder „Midnight Evil“ viel besser geeignet als, sagen wir mal, „Heisenberg’s Uncertainty Principle“.
„Paralyzing Chains“ ist keineswegs paralysierend, sondern reisst sogar so alten Knochen wie mir die Arschfalte auf, dafür vermag die Mucke es auf jeden Fall, einen zu fesseln, also ‚in Ketten‘ zu legen, die man aber beim Headbangen, Rocken und Feiern ganz schnell wieder loswird. Spätestens dann, wenn man nach etwas über 34 Minuten den Repeatknopf betätigen muss.
Anspieltipp: „Midnight Evil“ und “Blazing Desaster“
Bewertung: 8,7 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Midnight Evil
02. Spirit Of The Underground
03. Venom
04. Wild Dogs
05. Escape The Scythe
06. Blazing Desaster
07. Rockin‘ Hard
08. Flames Of Sin