Ich frage mich ja immer, wie ein Hundehalter entscheidet, was er sich für eine Rasse zulegt. Es gibt kleine Hunde, große, winzige, aggressive, verspielte, lange, dünne, magere, ängstliche, mutige, belehrbare und scheue. Es gibt dressierte Kampfhunde, die Männchen machen. Und dann gibt es Schoßhündchen, die man nicht bändigen kann und die schlimmer drauf sind als jeder ausgewachsene Pitbull, den man jeden Morgen mit Jungfrauenblut füttert. Welcher Hund passt da also zu einem? Das muss man sich ja dann als Hundebesitzer doch irgendwann mal gefragt haben, bevor dann eine Promenadenmischung ins Haus kam.
Als Metalmusiker fragt man sich unbewusst oder auch bewusst, welcher Metal passt zu mir? Death? Thrash? Black? Und wenn Death… dann Old School? Technical? American? Slam? Soll mein Death Metal Zähne haben? Oder eher handzahm im Körbchen vor sich hinschlummern wie ein überzüchteter Pudel? Sordid Flesh haben sich löblicherweise für die Old School Schiene entschieden und dieser Death Metal ist ein räudiger Straßenköter. Aber ein reinrassiger Köter mit Stil! Ganz bewusst, volles Rohr und ohne Kompromisse alte Schule. Die Riffs sitzen wie die Frisur eines Nachrichtensprechers, der Bass knarzt distorted aus den Boxen und der Gesang brüllgrowlt schön eindimensional ohne Schnick Schnack und Pathos durch die Old School Death Landschaft. Prima Sache! Allet tutti! Ohne geniale Leads geht’s nicht. Nicht in diesen Gefilden. Und so fahren Sordid Flesh auf „Torturer“ nette Gitarrenmelodeien im Riffgewitter auf („Mark Of The Fallen“, „Rites At The Cemetary“), ein schickes Intro vervollständigt das Bild und Nackencrasher wie das abgefuckte „Gravebitch“, das schön im Midtempo stampft und das ebenso öfters im Tempo gedrosselte „Until You Are Dead“ sorgen für Abwechslung. Der größte Trumpf der Band ist der Gesamtsound: man hört, dass hier Überzeugungstäter am Werk sind und keine Gefangenen machen.
Sordid Flesh machen ein klares Angebot: es liegt beim Hörer, ob er bereit ist die Rübe zum Death Metal alter Schule zu schütteln oder nicht. Mir sagt „Torturer“ zu. Oh ja! Zwar haben wir es hier noch nicht mit einem ausgewachsenen Rottweiler zu tun, aber die Band weiß sehr wohl, wo der Teufel seine Cojones hat. Bin mal gespannt, wie sich die Band entwickelt.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten
Tracklist:
01. The thelema way
02. Mark of the fallen
03. Rites at the cemetery
04. Gravebitch
05. Through vile infanticides
06. Torturer
07. Where art thou god
08. Until you are dead
09. Rise from the abyss
Q-S
SORDID FLESH (2014)
Torturer