Label: I, Voidhanger Records
VÖ: 19.01.2017
Stil: Eclectic Metal
HOMEPAGE SPECTRAL LORE
HOMEPAGE JUTE GYTE
„Helian“ ist ein Gedicht des österreichischen, expressionistischen Dichters Georg Trakl aus dem Jahre 1913. Der Dichter selbst beschrieb „Helian“ als sein schmerzhaftestes und zugleich wertvollstes Gedicht, welches er je geschrieben hatte, was wenig verwundert, schrieb er es doch unter dem Eindruck des ersten Weltkrieges. Dieses Gedicht dient für JUTE GYTE aus Missouri, USA, vertreten durch Adam Kalmbach, und SPECTRAL LORE aus Griechenland, vertreten durch Ayloss, als gemeinsame Grundlage für ein Album mit dem gleichnamigen Titel. Als Cover einigte man sich auf das Gemälde "Tod und Mann" von Egon Schiele.
Bei den Titeln ist interessant, das neben dem offensichtlichen gleichen Titelnamen auch die beiden Songs gewisse Ähnlichkeiten aufweisen, was Melodieführung und Strukturierung anbelangt. Gerade zu Beginn, in den ersten Sekunden sind die Ähnlichkeiten sehr deutlich ausgeprägt, im späteren Verlauf driften beide Bands auseinander, jedoch findet man immer wieder Gemeinsamkeiten bei der Umsetzung des Materials des Gedichtes in musikalische Formen. Vorneweg sei gesagt, dass die musikalischen Ansätze von JUTE GYTE erheblich progressiver sind als die von SPECTRAL LORE, also gerade der erste Song ist mit Vorsicht zu genießen.
Und obwohl auf dem Album nur zwei Titel zu finden sind, sind insgesamt ca. 42 Minuten Spielzeit zu erwarten, wobei sich etwa 20 Minuten auf den ersten Titel und etwa 22 Minuten auf den zweiten Titel verteilen.
Wer genau wissen möchte, um was es in „Helian“ geht, dem sei die Lektüre des Gedichtes ans Herz gelegt; wenn auch mit einer gewissen Vorsicht, immerhin handelt es sich um ein Gedicht aus der Zeit des Expressionismus. Sehr kurz zusammengefasst geht es um die Vergänglichkeit an sich, wie beispielsweise eine grüne und saftige Natur sich langsam in eine herbstliche Landschaft verwandelt.
Die Vocals bei JUTE GYTE gestalten sich recht undeutlich, selbst mit Gedichttext nebenbei ist es schwer bis unmöglich die aktuelle Stelle zu finden, da nur wenige Worte klar zu verstehen sind, was dem Hall und der Verzerrung auf der Stimme geschuldet ist.
Die Gitarren sind immer gut hörbar und bilden einen dichten Klangteppich, welcher je nach Abschnitt groovig bis progressiv, man möchte schon fast sagen, verstörend ist. Verzerrte und klare Gitarren werden hier geschickt auch gegeneinander eingesetzt. Auch die Effektdichte auf den Gitarrenspuren trägt zu der Dichte und den, offenbar gewollten, Dissonanzen bei; was stellenweise den Eindruck nicht gestimmter Instrumente erweckt.
Der Bass grummelt im Hintergrund und dadurch unaufdringlich mit, gerade in ruhigeren Passagen gibt er der Gitarre den nötigen Druck im unteren Frequenzbereich.
Das Schlagzeug bleibt wie der Bass dezent im Hintergrund, die Snare fungiert als Taktgeber, welcher sich auch gut durchsetzen kann. BaseDrum, Tom und Becken verbleiben stark im Hintergrund und setzen nur geringe Akzente in der Gesamtmischung.
Bei SPECTRAL LORE sind die Vocals besser zu verstehen, gerade am Anfang wird das Gedicht nur normal vorgetragen, auch wenn mit kräftig Hall unterlegt und wechselnden Positionen im Mix (mal links, mal rechts). Das Growling macht es dann wieder schwer zu verstehen, jedoch kann man sich aufgrund der Sprechgeschwindigkeit halbwegs gut orientieren.
Die Gitarren haben wenige und übersichtliche Effekte auf ihren Spuren, allerdings sind auch abschnittsweise viele Gitarren zu hören, was das Ganze wieder etwas akustisch unübersichtlich macht. Vor allem kommt bei Ayloss die verzerrte Gitarre zum Einsatz, doch auch klare Gitarren dürfen nicht fehlen.
Der Bass ist vorhanden aber nahezu unhörbar und geschickt mit dem Gesamtmix verwoben, so dass man schon suchen muss um ihn wirklich isoliert zu hören.
Das Schlagzeug bildet einen dezenten Taktgeber, zwar sind die einzelnen Teile immer gut im Mix zu finden, drängen sich aber nie in den Vordergrund, bzw. werden in dem Falle passend als tragendes Element für die Passagen eingesetzt.
Ein expressionistisches Gedicht, zwei progressive Metal-Bands mit jeweils einer Person und dadurch zwei Umsetzungen desselben Themas, das ergibt ein interessantes Album, so viel steht fest.
Gerade bei einem Split-Album ist es ein bisschen schwierig eine gute Bewertung abzugeben, sind doch selten Bands auf demselben Niveau und bieten objektiv Vergleichbares auf einer solchen an. Daher werde ich an dieser Stelle kurz meine Gesamtbewertung wieder auseinandernehmen, um die verständlicher zu machen.
Bei JUTE GYTE gefällt durchaus der Ansatz mit der Herr Kalmbach seiner Musik umsetzt, jedoch wirkt diese auf mich, zumindest hier, stellenweise zu überladen und zu disharmonisch, leichte Kost für nebenbei ist diese Musik absolut nicht. Da Musik meiner Meinung nach Spaß beim Hören machen soll (und das unabhängig von der aktuellen Stimmung oder Einstellung der Persönlichkeit), bin ich hier leider nur bei 4,5 von 10 Punkten für JUTE GYTE.
SPECTRAL LORE hingegen vermag das Album in Bewertung nach oben zu ziehen, was einfach darin begründet ist, dass der Ansatz von Ayloss doch wesentlich eingängiger und daher besser nachvollziehbar ist. Die Musik von SPECTRAL LORE ist angenehm progressiv und herausfordernd, daher gibt es an dieser Stelle von mir 8,1 von 10 Punkten.
Das Alles ergibt am Ende einen Durchschnitt von 6,3 von 10 Punkten.
Anspieltipps: Das Album an sich.
Bewertung: 6,3 von 10 Punkten
Tracklist:
01. JUTE GYTE – Helian
02. SPECTRAL LORE - Helian