STILLBIRTH – Homo deus (2023)
(8.286) Olaf (8,7/10) Death Metal
Label: Distortion Music Group
VÖ: 07.04.2023
Stil: Death Metal
Was gibt es Schöneres, als am Karfreitag besinnlicher Lyric und beseelter Musik zu lauschen? Richtig, die neue Stillbirth, die einen die Großhirnrinde in kleine, portionsgroße Häppchen raspelt und Deutschlands Dienstältester und noch aktiver Slam Death / Deathgrind -core Combo in grandioser Form zeigt. „Homo deus“ nennt sich Rundling Nummer Acht und mich beschlich nach mehrmaligem Hören das Gefühl, dass die Truppe aus Nordrhein-Westfalen hier ihr reifstes und musikalisch ansprechendstes Werk veröffentlicht haben.
Natürlich sind die technisch hoch ansprechenden Attacken nicht jedermanns Gusto, doch wenn man sich mit den 11 auf dem Album befindlichen Abrissbirnen etwas näher auseinandersetzt, wird man feststellen, dass Stillbirth irgendwie etwas direkter und nicht ganz so verfrickelt wie früher zu Werke gehen und diese neu dazugewonnene Eingängigkeit (zumindest für mich) sorgt dafür, dass das Teil selbst nach mehreren Runden immer noch Spaß macht, statt wie einige der Vorgängeralben in unserem Archiv ein einsames Dasein zu fristen.
Trotz oder vielleicht auch wegen der Besetzungswechsel an beiden Gitarren gelingt es dem Quintett die einmal mehr messerscharfen Riffs noch zielgerichteter einzusetzen, um somit eine Wand zu kreieren, an der sich jedes Kaiju die Klauen abwetzen würde. Dennoch ist das alles nachvollziehbarer, direkter, wozu auch der überragende Sound beiträgt, der so fett ist wie das ausgelassene Hasenfett, welches traditionell am Todestag von Lattenjupp als Überbleibsel der privaten Kochshow als Beilage gereicht wird.
Ich hatte ja in der Vergangenheit manchmal Probleme, ein komplettes Album der Truppe durchzuhören, doch bei „Homo deus“ fiel mir das nicht nur leicht, sondern ich machte das auch mit einer wachsenden Begeisterung, da es immer wieder neue Nuancen zu entdecken gibt, die das Hirn noch mehr zum Denken anregen. Alleine „The hunt“, „Autonomous eradication“, „Seed of judgment“ oder das über allem thronende „Tribunal of penance“ sind in dieser Kategorie gitarrenorientierter Unterhaltungsmusik maßgebend und nachhaltig.
Stillbirth machen auf „Homo deus“ alles richtig, begeistern mit etwas mehr Nachvollziehbarkeit, gepaart mit exorbitanter Härte und verdammt kurzweiligen Songs, die mit dieser ultrabrutalen Produktion eine Symbiose bilden, die jedem Fan der knüppelharten Tanzmusik vor Freude die Bermudas auf links drehen. Für mich das bislang beste Album der Truppe. Stark!
Ich hoffe auf baldiges Merch zum Album, denn das Albumcover schreit förmlich danach, von mir in die Welt hinaus getragen zu werden.
Bewertung: 8,7 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. The hunt
02. Disgraced
03. Proclaim the anarchy
04. Homo deus
05. Slaughtered and disemboweled
06. Rising from the ashes
07. Autonomous eradication
08. Seed of judgement
09. Descending
10. Tribunal of penance
11. Get out