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SWALLOW THE SUN – Shining (2024)

(9.124) Niclas (4,0/10) Melodic Death/Doom Metal


Label: Century Media Records
VÖ: 18.10.2024
Stil: Melodic Death/Doom Metal






Normalerweise brauche ich immer eine Weile, bevor ich bereit bin ein Review zu einem Album zu schreiben. Oft muss man ein Album erst einmal auf sich wirken lassen, bevor man genug Eindrücke gesammelt hat, um ein ganzes Review zusammen zu haben. SWALLOWTHESUNs neues Album „Shining“ dagegen kann ich sofort abhandeln. Die Enttäuschung ist zu groß.

Wie sind wir hier gelandet? „Moonflowers“, das letzte Album der Finnen, war zugegeben etwas uninspiriert, wartete aber trotzdem mit einigen soliden Songs und typischer SWALLOWTHESUN-Atmosphäre auf. Gitarrist und Bandkopf Juha Raivo sah dies aber offenbar anders. In Interviews spricht er davon, wie es ihn wahrscheinlich getötet hätte, ein zweites „Moonflowers“ zu schreiben und wie sich das neue Album „wie ein Sonnenaufgang nach einer langen Nacht“ anfühlt. OK, also ein intendierter Tapetenwechsel, weg von zu starker Depri-Mucke, hin zu mehr Hoffnung.

Das scheint erstmal schön und gut, bis man sich vor Augen führt, dass SWALLOWTHESUN eine Death/Doom Band sind für die Depri-Mucke seit jeher zu den Kernkompetenzen gehört. Und das scheint quasi das Thema von „Shining“ zu sein. Ich habe selten gesehen, wie eine Band sich so systematisch ihrer eigenen Stärken beraubt.

Einen Großteil davon laste ich Produzent Dan Lancaster an, der zuvor mit Bands wie BRINGMETHEHORIZON und MUSE gearbeitet hat. Wie irgendjemand denken konnte, dieser Mann sei eine passende Wahl für ein SWALLOWTHESUN-Album ist mir ein Rätsel und wirkt wie ein krampfhafter Versuch unbedingt etwas verändern zu müssen. Das Resultat ist eine sterile Hochglanz-Produktion, die jedes Leben aus der Musik heraussaugt.

Das erste Opfer ist dabei Drummer Juuso Raatikainen, dessen Kreativarbeit hinter den Kesseln ein Highlight der letzten paar Alben war. Ich glaube ich habe noch nie einen schlechteren Drumsound auf einem so professionell produzierten Album gehört. OK, vielleicht auf „St. Anger“, aber so schlimm die Drums dort auch klangen, so hatten sie doch genug Charakter, um doch irgendwie herauszustechen. Niemand vergisst die „St. Anger“ – Snare, dagegen geht der dumpfe Plastikeimer-Sound der Drums auf „Shining“ zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus.

Auch die Gesangsperformance lässt sehr zu wünschen übrig. Mikko Kotamäki ist einer der vielseitigsten Extreme Metal-Sänger der Szene und wird hier größtenteils auf in Autotune und diversen Halleffekten ertränkte Cleans reduziert. Doch auch seine Growls und Screams waren schon einmal deutlich besser, um es gelinde auszudrücken. Was bitte ist los mit den atemlosen Growls in „Kold“ oder der merkwürdigen Black Metal-Roboterstimme in „UnderTheMoonAndTheSun“? Waren das wirklich die besten Takes?

Der Einzige, der wirklich Spaß bei der ganzen Sache zu haben scheint ist Juha Raivo, der auf „Shining“ einige feurige Gitarrensoli einstreut, die für SWALLOWTHESUN sonst eher untypisch wirken. Doch auch dieser Enthusiasmus erstreckt sich nicht universell über das ganze Album. Etwa die Hälfte der insgesamt 50-minütigen Spielzeit schaffen es, diese songschreiberische Energie einzufangen und auf den Hörer zu übertragen. Der Rest klingt wie shitty KATATONIA, generisch, langweilig und ohne jeden Ohrwurmcharakter.

Was gibt es also abschließend zu sagen, außer dass man dieses Album getrost skippen kann? „Shining“ präsentiert sich so strahlend und neu wie die Juwelen auf dem Cover, doch wenn man genauer hinsieht wird schnell deutlich, dass es sich hierbei nicht um einen echten Edelstein handelt, sondern nur um auf Hochglanz polierte Plastik. Wer seine herbstliche Depression dieses Jahr mit etwas Doom füttern möchte, sollte sich woanders umsehen.


Bewertung: 4,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. Innocence Was Long Forgotten
02. What I Have Become
03. MelancHoly
04. Under The Moon And The Sun
05. Kold
06. November Dust
07. Velvet Chains
08. Tonight Pain Believes
09. Charcoal Sky
10. Shining



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