THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA – Give us the Moon (2025)
(9.328) Olaf (8,9/10) Melodic Rock
Label: Napalm Records
VÖ: 31.01.2025
Stil: Melodic Rock
Manchmal braucht es keine ausgefeilten Raumfahrtprogramme, um uns zu den Sternen zu schicken – es reicht, wenn The Night Flight Orchestra ein neues Album veröffentlichen. Die Schweden, angeführt von Björn Strid, haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Charme und Glanz des 70er- und 80er-Jahre-AOR in die Gegenwart zu katapultieren. Ursprünglich als Nebenprojekt von Soilwork-Mitgliedern gestartet, hat sich die Band längst als eine feste Größe in der Retro-Rock-Szene etabliert. Mit ihrem siebten Studioalbum „Give Us the Moon“ heben sie erneut ab, und ich hatte die Ehre, an Bord zu gehen.
Seit ihrem Debüt Internal Affairs (2012) hat sich die Band stetig weiterentwickelt. Alben wie Amber Galactic (2017) und Aeromantic II (2021) haben bewiesen, dass sie nicht nur ein Gimmick sind, sondern echtes Hitpotenzial besitzen. Ihre Mischung aus melodischem Rock, Disco-Vibes und einer gehörigen Portion Nostalgie hat ihnen eine treue Fangemeinde eingebracht – und mich eingeschlossen. Doch nun zum aktuellen Flugziel: Give Us the Moon.
Gleich beim Opener „Stratus“ wird klar, wie sehr ich NFO vermisst habe. Die prägnante Melodie, der treibende Beat und die unnachahmliche Leichtigkeit – perfekter könnte ein Einstieg nicht sein. Das ist wie ein mitreißender Start in eine AOR-Zeitmaschine, bei der man unweigerlich mitsummen muss. Doch wohin führt die Reise? Während „Shooting Velvet“ uns plötzlich nach Taschkent entführt, frage ich mich, ob die Bordcrew selbst einen klaren Kurs hat. Aber ehrlich gesagt: Mir ist das egal, denn das Solo im Mittelteil ist schlichtweg großartig. Überhaupt harmonieren Keyboard und Gitarre auf diesem Album so perfekt, dass man fast neidisch wird.
„Like the Beating of a Heart“ bietet die obligatorische Verbeugung vor Abba – ein Markenzeichen, das NFO immer wieder charmant integriert. „Melbourne, May I?“ hingegen ist ein klassischer NFO-Song, der mit treibendem Rhythmus und allen Trademarks der Band glänzt. Hier wird erneut klar, warum ihre Musik so unwiderstehlich ist. Mit „Miraculous“ wird es ruhiger, aber keinesfalls weniger packend – ein Track, der Foreigner alle Ehre machen würde. „Paloma“ ist die große Hymne des Albums und gehört zu meinen absoluten Favoriten. Anders verhält es sich mit „Cosmic Tide“: ein Ausflug ins Progressive, der zwar nicht schlecht ist, aber irgendwie nicht recht ins Gesamtbild passt. Ähnlich verhält es sich mit dem Titeltrack „Give Us the Moon“, einer weiteren Abba-Hommage, die bei mir jedoch nicht so recht zünden will.
Zum Glück gibt es Highlights wie „A Paris Point of View“, das mit seinem 70er-Jahre-Pornosound und Disco-Feeling erneut das Alleinstellungsmerkmal von NFO unterstreicht. „Way to Spend the Night“ lässt mich hingegen fast „Waterloo“ mitsingen – ja, ihr wisst, von wem ich spreche. Den krönenden Abschluss bildet jedoch „Stewardess, Empress, Hot Mess“. Mit knapp acht Minuten ist dieser Rausschmeißer nicht nur der längste, sondern auch der aufregendste Song des Albums. Eine kleine Oper im Mikrokosmos von The Night Flight Orchestra, die alle Facetten ihres Sounds auf den Punkt bringt. Auch wenn ich persönlich nicht der größte Fan solcher ausufernden Titel bin, macht dieser Track einfach Spaß.
Give Us the Moon ist ein Album, das von vorne bis hinten gute Laune macht und tierisch bockt. Ja, hier und da gibt es kleine Ausreißer, aber angesichts der Fülle an Hits ist das leicht zu verschmerzen. The Night Flight Orchestra beweisen einmal mehr, dass sie Meister darin sind, Retro-Sounds mit modernem Charme zu verbinden. Wer einmal abheben möchte, sollte sich dieses Album nicht entgehen lassen. Also: Anschnallen, zurücklehnen und die Reise genießen – mit dieser Crew kann nichts schiefgehen.
Bewertung: 8,9 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Final Call (Intro)
02. Stratus
03. Shooting Velvet
04. Like the Beating of a Heart
05. Melbourne, May I?
06. Miraculous
07. Paloma
08. Cosmic Tide
09. Give us the Moon
10. A Paris Point of View
11. Runaways
12. Way to spend the Night
13. Stewardess, Empress, Hot Mess (And the Captain of Pain)