Label: Season of Mist
VÖ: 24.01.2020
Stil: Avantgarde, Progressive, Hungarian Folk, Electronic
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Mal ganz ehrlich: Wenn ein Ein-Man-Projekt aus dem immernoch irgendwie exotischen Ungarn (Orban sei Dank...) es schafft, die Herzen aller Avantgarde-Anhänger im ¾ Takt springen zu lassen, dann muss der Mann irgendwas richtig machen Es gibt wenige, sehr wenige Acts, Projekte oder Bands, die auf jedem Album anders klingen, sich stetig verändern können oder eine neue Zutat ins Spiel bringen UND dabei eine Diskographie aufweisen, die ohne Ausfall, ja gänzlich ohne Mittelmaß auskommt.
Thy Catafalque ist diese “Band”. Als ich vor ca. 10 Jahren über den Song “Molekuláris Gépezetek” eines gewissen Tamás Katái stolperte, eröffnete sich mir ein ganz anderer Zugang zu Musik, ja eine neue akkustische Welt. Mir war vorher nicht bewusst, wozu Fantasie eines Mannes imstande sein konnte, um Genregrenzen nicht nur einzuebnen, sondern völlig verschiedene Sounds in knapp 20 Minuten so kongenial verbinden zu können. Für mich immernoch einer der wichtigsten Songs der 2000er.
Man weiss bei einem neuen Album dieses musikalischen Derwischs, in meinen Augen “Genies”, nie, was einen erwartet. Mal mehr Metal, mal viel Folklore, mal Elektronik oder Trip-Hop oder alles zusammen.
“Naiv” kommt mit kürzeren Songs aus und gibt sich verspielt-kindlich. Nicht umsonst hört man zuweilen Kinderstimmern auf der Platte. Zeitweilig klingt es wie traurige Zirkusmusik oder wie Musik aus einer melancholischen Vorabendserie für Kinder, die viel zu schnell erwachsen werden müssen. Der Rock- und Metalanteil an dieser Platte ist wieder nicht so wahnsinnig hoch. Der recht harte Opener führt diesbezüglich etwas in die Irre, dennoch hat “season of mist” diese Platte natürlich nicht umsonst im guten Sortiment.
Und am Ende es ist auch egal, denn Thy Catafalque bieten auch diesmal wieder packende, emotionale Musik, die flankiert wird von ungarischen Folk-Einsprengeseln, weiblichem Gesang oder Trompeten.
Weiss der Geier, was dort wieder alles aus der Zauberkiste geholt wird. Die Platte bietet unzählige kleine Parts, die öfters gehört werden wollen. Am besten von vorn bis hinten, denn nur so entfalten sich die teilweise ineinander fliessenden Stücke.
Es gibt natürlich keine Ausreisser nach unten, allerdings auch keine absoluten Highlights wie- sagen wir in den Jahren 2004-2009. Zum Einstieg der erneut absolut empfehlenswerten Paprika-Schote sollte man sich am besten den Ohrwurm “A valosag kazamatai” oder den gefühlvollen, mystischen Rausschmeisser “Szelvesz” geben.
Anspieltipps: s.o.
Bewertung: 8,2 von 10 Punkten
Tracklist:
1 A bolyongas ideje
2 Tsitsushka
3 Embersolyom
4 Szamtalan szinek
5 A valosag kazamatai
6 Kek madar (negy kep)
7 Naput
8 Veto
9 Szelvesz