Eine gewisse Bekanntheit kann so seine Vor- und Nachteile haben. Ein Vorteil ist ganz klar die Möglichkeit, hier auf Zephyrs Odem mittlerweile so gut wie über Alles und Jeden berichten zu können, doch die Kehrseite der Medaille ist ganz klar die kaum zu bewältigende Veröffentlichungsflut, die seit dem über uns hereinbricht und derer wir versuchen Herr zu werden. Manchmal ist es auch vonnöten, die eine oder andere Platte durch Rost fallen zu lassen, doch manch eine bleibt dann hängen und haften, so geschehen beim selbst veröffentlichten Debüt der Knüppelbarden To the marrow aus Rotenburg/Wümme, die bereits im Mai diesen Jahres ihre Schlachtplatte namens „For your blinded minds“ in die Menge schoss, mir bis zum heutigen Tage aber dennoch gänzlich unbekannt blieb.
Gänzlich friedlich blicken mich vom Promofoto vier junge Burschen an, die keinerlei Wässerchen trüben können, doch als nach einem knappen Intro plötzlich mit „A shoreless ocean“ ein Orkan dreister Brutalität über mich rein brach, rollte ich verwundert mit den Augen. Irgendwo zwischen The faceless und Job for a cowboy brettern die Jungspunde ziemlich brachial ihren Deathcore in die Menge und hinterlassen dabei verbrannte Heide. Der Sound ist ebenso markant und bei näherer Recherche muss ich entdecken, dass erneut der Scott Burns aus Rhauderfehn, Jörg Uken, seine filigranen Fingerchen im Spiel hatte. Also so langsam ist bei all den Reviews (zumeist positiv) wirklich mal nen Tantiemenscheck fällig. Zurück zum Thema. Was To the marrow hier abfeuern ist mehr als respektabel, kann aber bei einem ungeübten Ohr schnell zur Monotonie führen, denn irgendwann wiederholen sich die Niedersachsen doch ein wenig. Technisch haben die Jungs eine ganze Menge zu bieten und auch musikalisch, denn Nackenbrecher wie das kurze und daher mehr als intensive „The beat“, das nach einem differenzierten Beginn in ein infernalisches Geprügel mündende „Project: Perfect“ (bei dem sogar ein klein wenig Muttersprache mit eingestreut wird) oder das famose „Always at your service“ sind Killer, doch Songs wie „New devotion“ oder das wirklich selbst für mich etwas anstrengende „Egolution“ ziehen dann bei mir doch die Euphoriebremse.
Doch für ein selbst initialisiertes und realisiertes Debüt wie „For your blinded minds“ haben To the marrow alleine schon Respekt und Anerkennung verdient und wenn sie ihren Weg konsequent weitergehen, dürfte einer ansehnlichen Karriere nichts im Wege stehen, denn schlechter als War from a harlots mouth oder anderen Genregrößen sind die Jungs keinesfalls. Sehr ordentlicher erster Eindruck…bis auf das Cover, da ist noch ein wenig Nachholbedarf angesagt.
Bewertung: knüppelharte 7,3 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Forced to dwell in ignorance
02. A shoreless ocean
03. Make my day
04. You don’t get the point
05. New devotion
06. Project: Perfect
07. The beat
08. Egolution
09. Always at your service
10. To the marrow