VRDRBR – Verderber (2024)
(9.089) Maik (8,0/10) Black Metal
Label: DIY
VÖ: 20.07.2024
Stil: Black Metal
Das Zweigestirn VRDRBR aus Nürnberg existiert seit 2019 und hat sich dem Black Metal verschrieben. Im Juli diesen Jahres ist dann auch das Debütalbum erschienen, mit dem quasi selbstbenennenden Titel „Verderber“.
Das Schwarzmetall, welches die Franken schmieden, kommt einerseits rasend schnell und fies einher, wie eine dreckigere Variante früher MARDUK. Gesanglich beherrscht allerdings eher Verzweiflung die Szenerie. T.’s Stimme agiert teilweise fast im Klargesang, und lässt den in den Lyrics ausgedrückten Schmerz fast körperlich spüren. Verzweifelnd klingende Schreie und tiefes Zorngrollen erweitern die gesangliche Bandbreite.
Das steht in einem interessanten Kontrast zu den rasend schnellen Ausbrüchen, die sich aggressiv halbtonriffend die Synapsen entlang bügeln. Und selbige wundscheuern, damit sie die qualerfüllten Gesänge umso intensiver aufnehmen können.
Das Tempo wird auch ab und an mal ein wenig gedrosselt, wie der mit Sprechgesang unterlegte Beginn von „Würdelos Und Ausgekotzt“, doch dauern solche Phasen nie sehr lang, sondern münden schon bald in Raserei, die aber nie chaotisch oder lärmig wird, sondern präzise auf den Punkt gespielt sind. Auch die Produktion atmet authentisches Neunzigerflair. Weder schrottig noch überproduziert passt der Sound perfekt zur Musik.
Wie an den Songtiteln schon erkenntlich, werden die Lyrics in deutscher Sprache intoniert. Hierbei geht es nicht klischeehaft um den Gehörnten, blasphemische Rituale oder die Beschwörung von Dämonen, sondern eher um psychologische Abgründe, Verzweiflung und Abscheu. Gerade das Ende des Schlussliedes „Grenzgänger“ wirkt regelrecht erschreckend.
Nun ist Depressive Black Metal sicher keine Neuerfindung, jedoch findet man diese Sparte selten gepaart mit purer Raserei, die den schmerzerfüllten Gesang mit zusätzlicher Intensität in die Gehörgänge zimmert. Das mindert ein wenig das Gefühl der Resignation und Verlorenheit. Aber nur ein wenig.
Ich bin normalerweise nicht so begeistert vom DSBM, da ich selbst mit depressiven Anwandlungen zu kämpfen habe. Dennoch fasziniert mich „Verderber“ auf eine morbide Weise. Das ist so in etwa, wie wenn man mit der Zunge an einem hohlen, schmerzenden Zahn rumnibbelt. An einem trüb-regnerischen Novembertag würde ich mir das Album dennoch nicht reinziehen. Das Album ist wirklich eine Reise durch den seelischen Abyssus und hat eine schreckensvollere Aussage als alle Tod-und-Teufel-Mucke.
Anspieltipp: „Trümmerfarben“ und „Würdelos Und Ausgekotzt“