WARLORD - Free Spirit Soar (2024)
(8.887) Olaf (9,0/10) Heavy Metal
Label: High Roller Records
VÖ: 10.05.2024
Stil: Heavy Metal
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Ganz ehrlich, in letzter Zeit zucke ich oft etwas erschrocken und vor allem etwas verängstigt zusammen, wenn sich einstige Heroen dazu entschließen, sich zu reformieren und das nicht nur, um live noch ein paar Taler mitzunehmen, sondern auch mit neuer Musik drohen. Es gibt viele unrühmliche Beispiele, bei dem dieses Unterfangen voll in die Buchse gegangen ist, doch es gibt auch Ausnahmen, bei denen man sich wünscht, dass es nicht nur bei der Musik bleibt, sondern auch Auftritte hinterhergeschoben werden.
Warlord gehören definitiv dazu, denn wie der eingefleischte Kenner weiß, macht sich die von Trommelgott Mark Zonder 1980 ins Leben gerufene Truppe im Live-Sektor und vor allem veröffentlichungstechnisch immer ziemlich rar, was jede Platte umso spannender und aufregender macht. Man muss sich mal die Zeitspannen vor Augen führen: 1984 - 2002 - 2013 - 2015 (ok, da dachte ich schon, sie würden wieder Fahrt aufnehmen) und nun 2024. Bedeutet im Klartext: 5 Alben in 44 Jahren Bandgeschichte. Nicht unbedingt viel für solch eine überragende Band, dafür umso schöner, dass sie wieder im Äther aufgetaucht sind und dort hoffentlich noch eine Zeitlang verweilen werden.
„Free Spirit Soar“ nennt sich also nun das neue Werk und ist ein fantastisches Stück Musik geworden, bei dem das Sextett alle Register seines Können zieht und den geneigten Musikfan schnell auf seine Seite bringt. Überragendes Riffing, tolle Melodiebögen, grandiose Refrains und sofort ins Ohr gehende Hymnen, die man heutzutage meist mit der Lupe suchen muss. Und dennoch haben Warlord immer noch einen schönen Härtegrad, der vor allem durch die tolle Produktion transportiert wird, bei der gerade das Trommelspiel des ehemaligen Fates Warning Schlagwerkers in den Vordergrund gehoben wird. Funfact: Gemastert wurde das Teil in Bamberg, was sicherlich unseren Patrick freuen wird.
10 Songs mit einer Spielzeit von 56 Minuten befinden sich auf diesem tollen Teil und Langeweile sucht man vergeblich. In jedem Song gibt es etwas zu entdecken und selbst anfänglich etwas cheesig erscheinende Songs fräsen sich ohne Umwege direkt ins Kleinhirn und bleiben dort verankert. Bestes Beispiel hierfür ist „The Rider“, der irgendwie nach einer härteren Saga-Veriante klingt. Das liegt aber auch an den tollen Vocals des Neuseeländers Giles Lavery, der sämtliche Spektren seines Organs auslotet und dabei dennoch immer klar akzentuiert den Hörer begeistert. Kurzum: Ein Album, welches von der ersten bis zur letzten Note begeistert und Spaß macht.
Auch wenn ich die Amis ein wenig härter in Erinnerung hatte, so gefällt mir „Free Spirit Soar“ außergewöhnlich gut. Mehr noch, ich mag das Zusammenspiel aus altem US Metal, gepaart mit einigen AOR-und Prog Elementen, die den Sound nicht weicher, sondern vielmehr interessanter und spannender gestalten. Ein echtes Überraschungsalbum, welches ich mir in diesem Jahr definitiv noch einige Male geben werde.