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WHITE WARD – False Light (2022)

(7.850) Niclas (10/10) Post Black Metal


Label: Debemur Morti Productions
VÖ: 17.06.2022

Stil: Post Black Metal

 

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Aus der Ukraine kommen zur Zeit vor allem schlechte Nachrichten. Während der Krieg dort weiterhin die Bevölkerung in den Ausnahmezustand versetzt und zur Flucht zwingt, ist es nicht gerade verwunderlich, wenn auch die lokale Musikszene zum Stillstand kommt. Dass WHITE WARD ihr drittes Album „False Light“ trotzdem unbeirrt auf den Markt bringen, wirkt wie ein künstlerischer Akt des Widerstands gegen die feindliche Übermacht, die ihr Land besetzt hält. Auch wenn der Schreibprozess zu „False Light“ etwas zu weit zurückliegt, um den Krieg direkt zu thematisieren, würde dies sicher passen. Sowohl textlich als auch musikalisch gleicht das Album einem Aufschrei, geschaffen um Wände einzureißen und den hässlichsten Aspekten des modernen Lebens ein Gesicht zu geben.

Liest man sich die Lyrics und die dazugehörigen Liner Notes für die Songs auf „False Light“ durch, so wird schnell deutlich, was die treibenden Kräfte hinter dem Schaffen von Texter und Leadsänger Andrii Pechatkin ist. Aus jeder Zeile schreien Zorn und Frustration angesichts der Missstände der modernen Welt. Dabei schrecken WHITE WARD auch nicht davor zurück, schmerzhaft explizit zu werden. Von ermordeten Umweltaktivistinnen („Phoenix“) über häusliche Gewalt („Silence Circles“) bis hin zu Polizeibrutalität („Cronus“) wird hier sehr deutlich der Finger in die Wunde gelegt und nichts beschönt. Trotzdem, am Ende schwingt doch auch ein Funken Hoffnung auf eine bessere Zukunft mit. „It is only necessary to accept the idea that everything is bad, and we steadily go down the drain,“ schreibt Pechatkin zum Titeltrack, „however, it is still worth changing ourselves. Do we have a chance to see a better world in the long term? Although nobody knows the answer, it seems right to try our best to prevent the catastrophe we are moving towards.“

Musikalisch ist „False Light“ für WHITE WARD ein weiterer Sprung nach vorne. Während das musikalische Grundkonzept des Vorgängeralbums „Love Exchange Failure“ weitgehend beibehalten wird, wirkt die neue Scheibe doch um einiges ausgereifter und erwachsener. Auch wenn man die oft über zehn Minuten langen Titel weiterhin wohl kaum als eingängig bezeichnen kann, haben WHITE WARD ihr absolutes A-Game aufgefahren. Es gibt so viel mehr Ohrwurm-Riffs und geile Solos, atmosphärische Dichte und Samples die nicht besser hätten platziert werden können. Vor allem die Vocals klingen deutlich kraftvoller und abweckslungsreicher als auf dem Vorgängeralbum. Den Kern der Musik bildet dabei weiterhin energetischer Post Black Metal mit ausladend langen und komplexen Songs, dessen furiose Blastbeat-Passagen immer wieder durch smoothe Jazz-Parts unterbrochen werden, die dem Hörer Atempausen liefern und einen deutlichen Kontrast zum sonst so prävalenten Highspeed-Geknüppel bieten.

Doch auch abseits dieses Genrekontrasts legen WHITE WARD ihre Einflüsse recht offen. Streckenweise fühlt man sich beispielsweise ein wenig an HEAVEN SHALL BURN erinnert, nicht nur auf Grund der sozialkritischen Texte und des Gesangsstils von Andrii Pechatkin, dessen Screams schon etwas in Metalcore-Richtung gehen, sondern auch auch wegen einiger Riffs und Arrangements. Das Intro zu „Cronus“ wartet außerdem mit deutlichen Post-Punk-Einflüssen auf und „Salt Paradise“ kann man vielleicht am besten als „Goth-Country“ bezeichnen. „False Light“ gleicht also einer genretechnischen Wundertüte, die für jeden was zu bieten hat. Und genauso sollte sich auch jeder der in irgendeiner Weise der härteren Musik zugetan ist schleunigst dieses Album zu Gemüte führen. Hier haben wir es mit einem waschechten Meisterwerk zu tun, das noch lange Maßstäbe setzen wird.


Bewertung: 10 von 10 Punkten


Tracklist:
01. Leviathan
02. Salt Paradise
03. Phoenix
04. Silence Circles
05. Echoes In Eternity
06. Cronus
07. False Light
08. Downfall



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