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ENDSTILLE (2013)

Kapitulation

Oftmals sehe ich am Wochenende in Berlin in der S-Bahn einen pickligen Jungen, schlacksig mit schön im Poposcheitel getragenen langen blonden, fettigen Haaren, Sterni in der Hand, Mp3-Player auf Maximallautstärke, wie er böse blickend stolz ein Endstille-Longsleeve spazieren trägt. Noch liegen viele Jahre der heimlichen Sehnsucht vor ihm, bis er endlich eine weibliche Brust berühren wird. Bis dahin bleiben ihm nur Online-Pornografie und das zu laute Abspielen von ganz bösen, ganz extremen Bands in öffentlichen Räumen, um die Einsamkeit der Enthaltsamkeit zu überstehen. Zum Glück hat er Endstille! Ist die Band wirklich so mächtig, dass sie unerlösten, männlichen Jungfrauen vor dem Selbstmord retten kann? Nun, anscheinend! Von Endstille geht seit jeher eine Faszination aus, die nicht wirklich sachlich erklärt werden kann. Fast immer sind die Reaktionen auf die Band sehr emotional ablehnend oder leidenschaftlich befürwortend. Und nun liegt uns wieder ein neuer Tonträger vor:

Kapitulation“ überzeugt durchweg und zieht vom Opener „Aborted“ an den Hörer in seinen Bann. Ein räudiges Stück Extremmetal durch und durch! Was „Kapitulation“ eigen ist, das ist der Sinn für Dramatik, die Sänger Zingultus zu einem Schauspieler vor unheimlicher, bedrohlicher Kulisse werden lässt wie in „KDF 511“ und „Nostalgia“. Wachtfels schreibt immer noch gnadenlos effektive Riffs („The Refined Nation") und Mayhemic Destructor ist und bleibt ein Ausnahmedrummer. Hinzu kommt die Kompromisslosigkeit der Band, die den größten Unterhaltungswert von Endstille ausmacht: das Sodom-Cover von „Blasphemer“ passt da ebenso wie die 1.50 minütige Hasstirade „Sick Heil“. Klar werden da einige Muttis stöhnen... Und so ist dann nicht das Infekt-Album der Beginn einer neuen Ära, wie das so gern im Vorfeld der letzten Veröffentlichung verlautbart wurde, sondern „Kapitualtion“ ist der Neubeginn, das zweite Album ohne Iblis, und alle Zweifler und Heulsusen müssten nun eigentlich endlich mal zum Schweigen gebracht worden sein. Personalwechsel kommen vor. So ist das Leben. Zingultus hält das Album hervorragend zusammen. Der Typ hat es drauf, souverän durch das ausgewogen produzierte „Kapitulation“ zu führen und sich trotzdem in den Bandkontext einzugliedern. Charmant sind auch wie immer die Texte, wenn ich so sagen darf. Die Mischung aus Deutsch und Englisch könnte nach hinten losgehen. Das tut sie in diesem Fall aber ganz und gar nicht. Das Konzept stimmt, passt, wackelt und hat Luft. Luft für Interpretation, vor allem für Fehlinterpretation, womit wir zum Provokationsfaktor von Endstille kommen. Ich finde es amüsant, dass Kritiker dieser Band allen Ernstes glauben, dass sich Endstille im Proberaum treffen, die Hände reiben und sich kichernd fragen, wie man denn nun schockieren könnte. Und das über 8 Alben hinweg! Wenn das wirklich mal so einfach wäre, dann wären Varg und Miley Cyrus erfolgreich. Oh, das sind sie? Na gut, Spaß beiseite!

Ob beabsichtigte Provokation oder nicht, wen interessiert´s? Inhaltlich ist tiefgründige Verarbeitung angesagt. Zwar sorgen gewisse Samples und Songtitel für genervtes Augenrollen meinerseits und manche Songs besitzen Längen, aber der pubertierende Jungmetaller wird sich ganz schön krass vorkommen, wenn er demnächst die neue Endstille aus den Speakern dröhnen lässt.

Bewertung: 8,0 von 10 Punkten

Tracklist:
01. Aborted
02. The refined nation
03. Reich an Jugend
04. Sick heil
05. Blasphemer
06. Monotonous 2013
07. Nostalgia
08. Stalin note
09. KDF 511
10. Endstille (Abschied)

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