Eigentlich ist Hardcore ja mehr Jettes Fachgebiet, doch auch ich spüre zuweilen das Bedürfnis, bei satten rifflastigen Gewaltexzessen mit brachialem Herumgekreische das Tanzbein zucken zu lassen. Daher (und weil ich einfach in die Scheibe reinhören musste), sehe ich mich genötigt, zu „Pretty low“ meinen Senf dazu zu geben. In diesem Falle handelt es sich aber eher um bajuwarischen süßen Senf, denn das Quartett aus der Bierbrauer-Haupstadt Amerikas Milwaukee hat ein perfides Gespür dafür, wie man der Zuhörerschaft gewaltig in die Bälle tritt. Sorry, die Damen…

Eigentlich recht HC unüblich schmolt uns eine recht sinnlich anmutende weibliche Person entgegen, wo man als neutraler Beobachter fast davon ausgehen könnte, bei diesem Album handle es sich eher um ein verträumtes Schmuserock Album…doch weit gefehlt! Vielmehr zelebrieren die Mannen einen zünftigen, sehr Westcoast lastigen Bollo-Core, der weit entfernt von den New Yorker Stampftiraden ist, sondern eher auf das Klientel der Terror-Jünger abzielt. Manchmal darf es auch eine kleine und dezente Prise D.R.I. sein, was dem Klangteppich in keiner Weise abträglich ist, sondern durchaus für Abwechslung sorgt, denn das einzige, dafür recht große Manko ist, dass man eigentlich ab „Gravity“ nicht mehr groß weiterzuhören braucht, da sich die Songs einfach zu ähnlich sind. Absolut nicht schlecht fürwahr, doch irgendwann schleicht sich eine gewisse Monotonie ein, die mit größter anzunehmender Wahrscheinlichkeit bei einem Livegig der Jungs nicht weiter auffallen dürfte, auf CD allerdings umso mehr für das eine oder andere Gähnen sorgte.

Dennoch sollte man sich durch meine schnippischen Randbemerkungen nicht unbedingt von einem Antesten von „Pretty low“ abhalten lassen, denn dafür ist die Scheibe im Gegensatz zu vielen anderen Veröffentlichungen dieses Genres durchaus hörenswert. Expire haben Potential und sollten dieses zukünftig vielleicht ein klein wenig gewinnbringender einsetzen. Dann klappt das auch mit dem Slot auf dem nächsten With Full Force.

Bewertung: saftige 7,0 von 10 Punkten

Tracklist:
01. Pretty los
02. Just don’t
03. Fiction
04. Gravity
05. Nobody
06. Old habits
07. Forgetting
08. Callous
09. Rejection
10. If it were up to me
11. Second face