Wir begeben uns auf eine abwechslungsreiche und harte Reise, vorbei am Weißwurstäquator und machen schließlich Halt in München. Die Stadt der fußballerischen Superlative, die Heimat von Emergency Gate. Mit ihrem mittlerweile sechsten Album „Infected“ (VÖ:26.09.2014), besinnen sich die Herren um Sänger Matthias Kupka, der vor einigen Jahren das Mikro von Fabian Kießling übernommen hat, auf das Wesentliche, die Produktion eines ausgesprochen stimmigen Albums. Und mit stimmig ist keine 08/15 Kost gemeint, das neue Album strotzt nur so vor umgesetzten Ideenreichtum und Charisma.
Melodic Death Metal, ein Szenario welches auch mal schnell in Misstöne verfallen kann, bewegt sich bei den insgesamt zwölf Songs hier allerdings auf einem ausgesprochen hohen Niveau. Gleich zu Beginn werden wir mit „Sons of the second“ noch etwas rockiger auf das was noch kommen mag, vorbereitet. Gitarrenarbeit, nein, nicht von der Stange, perfekt arrangiert bis ins kleinste Detail. Ausgesprochen melodisch inszeniert, mit einem Refrain der Ohrwurmcharakter besitzt und durch den Gesang Güteklasse erreicht. Es folgt ein erstes Highlight. „Going under“ legt nach einem kurzen Intermezzo los wie die Feuerwehr, um zwischenzeitlich von einem fast poppigen Refrain in den Grundfesten erschüttert zu werden. Was für ein herrlicher Break. In „Revelation“ glänzen die Münchner durchgängig mit Härte. Auffallend gut propagieren sich generell die versierten Keyboard Einlagen, die zeitweise für ein brillantes, melodisches Klangbild sorgen.
Der Mittelteil wird von einem echten Clubsound eröffnet. „We wanna party“ präsentiert sich als vortrefflicher Unterhaltungsmoment, hartes Gitarrengebolze gepaart mit einer fast rapartigen Gesangseinlage und beachtlich integriertem Keyboardeinsatz. Grandios! Über das satt aus den Boxen schallende „Infected nightmare“ landen wir mit dem balladenartigen „Drowning in hate“ dann wieder sanft auf festem Untergrund. Der Refrain am Ende punktet hier mit Gänsehautfeeling.
Mein persönlicher Favorit gibt sich anschließend mit „The beginning“ die Ehre. Im Stile einer meiner Lieblingsbands Abandon All Ships legen sich die Jungs richtig ins Zeug und quälen zu Beginn einiges an melodischer Extravaganz aus dem Keyboard. Das Zusammenspiel mit dem extrem kräftig aufgesetzten Gitarrenoutput und dem Gesang wird hier kompromisslos und sauber eingetütet. Mit „Pathetic me“ und „Loving hate“ werden uns zwei weitere energiegeladene Songs unter die Nase gerieben bevor wir uns abschließend mit „Peace of mind“ auseinandersetzen müssen. So irgendwie passt die ohne Zweifel wunderschön aufgesetzte Ballade so gar nicht richtig ins Bild, aber drücken wir ein Auge zu, lassen das Feuerzeug in der Dunkelheit sprechen und genießen so die letzten glanzvollen Töne eines fabelhaften Albums.
„Infected“ erstrahlt in einem Glanz aus kompromissloser Härte mit einem unbeschreiblich hohen Melodiefaktor. Die Produktion hebt sich deutlich ab, wobei die Natürlichkeit zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt werden kann. Emergency Gate, eine Band die anno 2014 ihre eigene Identität kreativ und musikalisch nachhaltig verkörpert.
Bewertung: 8,8 von 10
Tracklist:
01. Sons Of The Second
02. Going Under
03. Revelation
04. Your Last Smile
05. Crushing Down
06. We Wanna Party
07. Infected Nightmare
08. Drowning In Hate
09. The Beginning
10. Pathetic Me
11. Loving Hate
12. Peace Of Mind

CD-Reviews E-G
EMERGENCY GATE (2014)
"Infected" (1.171)