Label: Sony / Century Media
VÖ: 29.09.2017
Stil: Death Rock
When the doomsday clock strikes thirteen
„Was kommt auf mein Mixtape für die erste Sightseeing-Tour nach der Apokalypse?“
Ganz klar, Grave Pleasures! In Zeiten wo Personalien wie Trump, Erdogan und der Raketenmann aus Nordkorea das Schicksal der Menschheit lenken keine allzu abwegige Überlegung. Auf „Motherblood“, dem zweiten Output der einstmals Beastmilk genannten Band um Sänger Mat McNerney aka Khvost (Code, Dodheimsgard, Hexvessel) wird das Thema Endzeit gnadenlos aber gekonnt durchgezogen, ein roter Faden so purpur wie der Red Button im Oval Office! Schon nach den ersten Klängen von „Infatuation Overkill“ sieht man sich ekstatisch in giftgrünen Aschewolken auf unter den Absätzen knirschenden Gebeinen tanzen. McNerneys lustvoll gequälter Gesang zieht einen Song um Song tiefer in den Bombenkrater! Eine Hookline jagt die nächste und obwohl man das Teil zum ersten mal hört, hat man das Gefühl man kann mitsingen so eingängig und intuitiv baut sich ein Lied ums andere auf. Abgründige Texte voll bitterbösem Zynismus schmiegen sich um deathrockige Gitarrenläufe und klassischen Postpunk Drumsound.
Ein ewiges Kokettieren mit dem Untergang. Dem Bewusstsein über die Fragilität des Seins, dem Wimpernschlag zwischen Leben und Tod. Alle Sehnsucht richtet sich aufs Zelebrieren und Eskalieren der eigenen Existenz. Schon der kurze spitze Schrei am Anfang von „Falling for an Atom Bomb“ drückt all das aus. Killing Joke, New Model Army und die unbekannten aber nicht minder begabten Publicist UK kämen als Vergleich in Frage. Mit „Be my Hiroshima“ hat man einen astreinen Airplayer geschaffen! „Deadenders“ klingt nach alten Beastmilk Tagen, schmachtende Gitarren und ein McNernay in Höchstform. We dancing with the dead. Als hätten Billy Idol und Danzig einen musikalischen Mutanten erschaffen. Man möchte sich einfach, verschwitzt und zufrieden wie nach einer durchtanzten Clubnacht, in die nächste Druckwelle anstatt ins heimische Ehebett fallen lassen. Wer braucht schon Magic Mushrooms wenn man Atompilze haben kann.
Fazit: Wer Beastmilk's„Climax“ hinterhertrauert und von Grave Pleasure's„Dreamcrash“ enttäuscht war, kann bei „Motherblood“ beherzt zugreifen! Bloß am Drum- und Percussionsound muss kräftig nachgebessert werden! Das rhythmische Backgroundclapping in „Doomsday Rainbows“ ist ein akkustisches Makel für solch ein Masterpiece an Endzeitromantik. Absolute Anspieltipps sind „Infatuation Overkill“, „Doomsday Rainbows“ und das massenvernichtende „Deadenders“.
Bewertung: 10 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Infatuation Overkill
02. Doomsday Rainbows
03. Be my Hiroshima
04. Joy through Death
05. Mind Intruder
06. Laughing Abyss
07. Falling for an Atom Bomb
08. Atomic Christ
09. Deadenders
10. Haunted Afterlife