Es gibt wenige Bands die von sich behaupten können, stilprägend für eine ganze Musikrichtung gewesen zu sein. Metallica, Slayer oder Dream Theater…ok ok…das sind jetzt etwas extreme Beispiele, doch auch die schwedische Szene hatte einige Combos zu bieten, die mit ihrer Mucke eine ganze Generation von Teenagern versaut hat. Dismember, Entombed oder halt auch die 1986 auf der Insel Gotland gegründeten Corpse, aus denen dann später Grave hervorgingen, begründeten den schwedischen Todesblei, der fortan bei vielen Feinschmeckern als das Maß aller Dinge betrachtet wurde. Und im Gegensatz zu vielen Anderen, die sich entweder auflösten, anfingen irgendeinen kruden Death’n’Roll Mix zu spielen oder deren Veröffentlichungen erst in diesem Jahrtausend wieder gutes Niveau erreichten, blieben sich Ola Lindgren und seine wechselnde Besatzung stets treu, spielten den alten Sound und veröffentlichten im regelmäßigen Rhythmus richtig fette Scheiben.
Und so eine ist auch Album Nummer Zehn namens „ Endless procession of souls“, die im Gegensatz zum Vorgänger „Burial ground“, welcher auch nicht von schlechten Eltern war, neben richtig gelungenen Kompositionen auch wieder mit einem mehr als fetten und brutalen Sound meine Lobpreisungen herauf beschwor. Die Gitarren sägen ohne Ende und die Leads und Soli sind mehr als stimmig, was mit Sicherheit auch dem außergewöhnlichen Können von Mika Lagren geschuldet ist, der neben Facebreaker nun auch mit Grave um die Welt zieht. Klar gewinnen die Schweden mit ihren teilweise antiquiert anmutenden Songs keinen Innovationspreis…und gerade das finde ich persönlich super, denn wenn ich amtlichen schwedischen Elchtod hören will, dann muss er auch verdammt noch mal so klingen wie auf diesem Scheibchen. Nach dem gezockten Intro „Dystopia“ legen Grave mit „Amongst marble and the dead“ die erste Lunte, die durch Tempiwechsel besticht und trotzdem saufett und teilweise richtig schnell den Übergang zum Doublebass Monster „Disembodies Steps“ einleitet. Aber auch wenn die Schweden einen Gang rausnehmen und etwas schleppender und midtempolastiger um die Ecke kommen („Flesh epistle“ oder das völlig fiese „Encountering the devine“) vergessen sie niemals ihre unbändige Brutalität, die selbstverständlich bei pfeilschnellen Nackenbrechern wie dem Speedbolzen „Passion of the weak“ oder dem Tempo verschleppenden „Winds of chains“ (hehe…Nachtijall, ick hör dir trappsen) hervorragend zur Geltung kommt. „Perimortem“ hingegen fällt etwas aus dem Rahmen, da die Jungs hier etwas dem oldschool Thrash frönen, was allerdings ebenso gut ins Konzept passt, wie das gemächlich beginnende und sich zu einem wahren Massaker entwickelnde „Plague of nations“. Den Numerus clausus zerschießen sich die Jungs allerdings mit dem ausufernden und etwas zu lang geratenen, allerdings ziemlich passend betitelten „Epos“, der ziemlich lange braucht, um sich festzusetzen.
Wer von Grave etwas anderes erwartet, als gekonnten und fetten swedish style fuckin’ Death Metal, der soll Karotten züchten. Ola Lindgren hat erneut alles richtig gemacht, die passenden Musiker um sich versammelt und mit „Endless procession of souls“ eines seiner besten Alben überhaupt veröffentlicht. Ich freue mich inständig darauf, den einziger Deather, der permanent in Blue Jeans rumläuft (yeah!!!) in Bälde live erleben zu dürfen. Fettes Teil!
Bewertung: völlig verdiente und berechtigte 9,3 von 10 Punkten
01. Dystopia
02. Amongst marble and the dead
03. Disembodied steps
04. Flesh epistle
05. Passion of the weak
06. Winds of chains
07. Encountering the divine
08. Perimortem
09. Plague of nations
10. Epos