Label: Grau Records
VÖ: 10.03.2017
Stil: Black Punk Doom Metal
Gerade dem norddeutschen Schwarzmetaller dürfte die Band FÄULNIS eigentlich ein Begriff sein, tatsächlich bin ich selbst mit ihnen bisher aber noch nicht wirklich in Berührung gekommen – welch ein Frevel! Denn die Hamburger klingen so wunderbar eigenständig, dass bereits die ersten Songs der neuen Scheibe meine Ohrhaare freudig zucken lassen.
Allein schon die Lyrics tragen ein Alleinstellungsmerkmal in sich. Denn wo andere mit beherzten Griffen in die Klischeekiste langen, gehen FÄULNIS ganz eigene Wege. Die Texte sprechen von Chaos und dem Wahnsinn, den so manch einer täglich erleben mag. Statt fiktiver Dunkelheit geht es also um deutlich greifbarere Qualen. Natürlich wird dies gespickt mit Metaphern, doch wirkt hier so manches erschreckend real. So beschreibt der Opener „Metropolis“ zum Beispiel recht explizit die Flucht in den Suff. Man darf der Band wohl eine gewisse Punkattitüde unterstellen, was mitnichten als negativ abzustempeln sein soll. Umgekehrt berichtet „Galgen, kein Humor“ aber auch, dass „Freitagnacht“ manchmal der Griff nicht gen Flasche sondern zum Strick führen kann.
Doch nicht nur die Texte erregen Aufmerksamkeit. Die Musik ist mindestens ebenso besonders. Kritiker und Fans werden sich daran die Zähne ausbeißen, die Hamburger in eine Schublade zu stecken – gut so! Während die „MS Fäulnis“ ihre Schiffsschrauben noch aggressiv in schwarzen Gewässern rotieren lässt, bringt „der alte Seemann“ in „Im Auge des Sturms“ das Schiff auf Doom-Kurs. Mit seiner deutlichen Melancholie beinhaltet das Stück abermals Punk, denn die traurige Geschichte erinnert (zumindest mich) an die einstige „No Future“-Einstellung dieses Genres. Hier geht wirklich alles Hand in Hand – und diese Aussage darf gern auf das komplette Album bezogen werden. Die Musik interpretiert stetig nur allzu gut die Stimmung der Texte, sei es mit blankem Geknüppel, stillen Passagen oder gefühlvollen Gitarrenläufen.
FÄULNIS erschaffen einen ungewöhnlichen und speziellen Mix aus rotziger Attitüde, klugen und mitreißenden (deutschen) Texten und aggressiver sowie emotionaler Musik. Vielleicht mag das manch einem zu viel sein und nicht jeden vollends erreichen, mich persönlich überzeugt „Antikult“ aber durchaus.
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
Tracklist:
1. Metropolis
2. Block 19, Mahlstrom
3. Galgen, kein Humor
4. MS Fäulnis
5. Im Auge des Sturms
6. Kadaver
7. Arroganz von unten
8. Das Nagelkratzen
9. Der König