Meine Fresse, was rasseln mir noch die Ohren, wenn ich mich an die Knüppelnacht 2009 beim With full force zurück erinnere. Kurz zuvor waren Gorgoroth auseinander gebrochen (was ich zum damaligen Zeitpunkt als nicht ganz so schlimm betrachtete) und der Nachfolger God seed mit Gaahl und King wurde aus der Taufe gehoben, die nun dreieinhalb Jahren nach der Gründung endlich mit ihrem Debüt „I begin“ um die Ecke kommen und auf ganzer Linie im Gegensatz zu ihrem ehemaligen Hauptbrötchengeber versagen. Selbst die Landsleute von Ragnarok können mit ihrer neuen Scheibe ganz locker an den ehemaligen Hauptprotagonisten des norwegischen Black Metals vorbeiziehen. Woran liegst?
Die Produktion ist matschig und daher kann die durchaus reizvolle Raserei zu keinem Zeitpunkt seine volle Kraft entfalten. Gaahl keift immer noch wie eine angestochene Wildsau und geht einem nach einer Weile tierisch auf den Sender. Nun ist allerdings nicht alles soooo schlecht, wie ich es vielleicht darstelle, denn gerade die langsamen Parts killen wirklich und die untypische Hammondorgeln gehen sehr homogen im Sound auf. Hätten God seed da mehr Wert drauf gelegt, wäre es ein Hammerscheibchen geworden, so aber verlieren sich die Norweger in zwei völlig furchtbaren Klagcoullagen („Aldrande tre“ / „Lit“) und langweilig werdenden Hyperblast Gebolze („Awake“). Allerdings befindet sich mit „Hinstu dagar“ eine wirkliche Perle auf dem Album, bei der Gaahl auch mal mit einem schicken Klargesang punkten kann. Doch warum God seed zum Schluss mit „Bloodline“ die Techno Jünger bedient, ist mir ein nicht endend wollendes Rätsel.
Entweder sind meine Ohren kaputt, ich kann in meinem Alter mit solch einem Stakkato nichts mehr anfangen oder die Platte ist einfach doof und daher kann ich irgendwie nicht nachvollziehen, warum viele meiner schreibenden Kollegen „I begin“ so über den grünen Klee loben. God seed sind in meinen Augen verzichtbar, denn es gibt auf diesem Sektor mittlerweile einfach weitaus bessere Combos. Auch wenn ich nun mit Morddrohungen der Blackies rechnen muss: Die Bundesprüfstelle für Geschmacksgefährdung warnt ausdrücklich vor dem mehrmaligen Genuss dieses halbgaren Auswurfs.
Bewertung: furchtbar verschwendete 5,5 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Awake
02. This from the past
03. Alt Liv
04. From the running of blood
05. Hinstu dagar
06. Aldrande tre
07. Lit
08. The wound
09. Bloodline