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ROTH – Nachtgebete (2021)
(7.354) Maik (7,7/10) NDH Gothic
Es ist ja oftmals so, dass Musiker ihre Solobands mit ihrem Nachnamen benennen. GILLAN beispielsweise, oder TIPTON. Dass man seine Karriere damit beginnt, ist dann eher ungewöhnlich. Hinter ROTH verbirgt sich nämlich weder Uli Jon, noch David Lee, und auch nicht M. Roth, auch als Blutkehle bekannt.
Doch mit Letzterem liegt man schon mal gar nicht falsch, denn vorliegendes Projekt ist das Werk des Sohnemanns, namens Quentin. Dieser hat alle Kompositionen und Instrumente auf dem Gewissen, nur für den Gesang hat er sich seinen Erzeuger ins Boot geholt.
Nun, wie der Vater, so der Sohn, heißt es ja so schön, und darin liegt hier definitiv Weisheit. Denn die Lyrics von Quentin Roth sind ähnlich morbide angelegt, und stellen einen beißenden Kontrast zu den oft lieblichen Melodeyn dar.
Natürlich geht es nicht ausschließlich gothisch „verträumt“ zu, denn teilweise werden schon recht fette Gitarrenriffs ins Gelände gebohrt, was, auch dank der deutschen Texte, die Musik von ROTH recht weit auf die Neue Deutsche Härte- Gleise hievt.
Dann allerdings eher im RAMMSTEIN- Stil, zumindest lyrisch. Väterchen Blutkehle agiert hier eher im Klargesangbereich, und erinnert an die Darbietungen von Guido Mayer de Voltaire bei BETHLEHEM. Ab und an holt er dann aber trotzdem die ratzige Voice hervor.
„Mein Blut Auf Deiner Haut“ hat dann sogar einen leichten Touch zu mittelaltermäßiger Mucke. Doch insgesamt agiert dann eher der Gothicsound mit harten Gitarren. Und gerade letztere sind es, die ROTH davon bewahren, in Richtung Düsterschlager zu rutschen.
Schön treibend auch „Ein Loch Ist Ein Loch“, der um einiges heftiger rüberkäme wenn…ja wenn…
Die Keyboards sind schon recht übermächtig unterwegs, und wabern eigentlich ständig um die restliche Instrumentierung herum, und nur die morbide Grundstimmung verhindert eine arg süßliche Atmosphäre. Die schwarzmetallischen Elemente, die bei EISREGEN noch stärker zutage treten, fehlen hier völlig.
Auf Dauer ist das für mich natürlich ein wenig anstrengend. Diese Gothic-Düster-Rock- Geschichte mit deutschen Texten ist nicht ganz meine Schiene, wenngleich die Texte wenigstens lyrisches Können aufzeigen, und nicht, wie bei viele NDH-Bands, mit dem groben Hammer geschmiedet wirken.
Die Kompositionen sind recht gut durchdacht, und für ein Erstlingswerk beachtlich. Allerdings wird auch nicht wirklich neues Bauland erschlossen. Das Ganze wirkt dann doch etwas zu sehr wie eine eingängigere Variante von EISREGEN, mit leichten Ausflügen zu RAMMSTEIN und vielleicht IN EXTREMO und bekommt dadurch ein wenig den Geschmack von Nummer-Sicher-Mucke.
Da sollte in Zukunft noch etwas Augenmerk auf eine klare Linie gelegt werden, denn auf Dauer entwickelt der Stoff doch einige Längen.
Wer also Düsterrock mit morbider Lyrik an der Grenze zur NDH mag, kann hier gern einmal sein blutiges Ohr dranhalten. Die CD, als Mediabook, kommt mit vier Bonustracks auf einer Extra- CD. Die Vinylfetischisten müssen darauf verzichten.
Anspieltipp: „Ein Loch Ist Ein Loch“ und „Gleichklang“
Bewertung: 7,7 von 10 Punkten
Tracklist:
CD 1:
01. Eishauch
02. Schrei Für Mich
03. Kopf Ab
04. Was Mir Bleibt
05. Mein Blut Auf Deiner Haut
06. Ein Loch Ist Ein Loch
07. Ein Nachtgebet
08. Das Leben Ist Ein Krankes Spiel
09. Gleichklang
10. Meine Welt
11. Hautnah
12. Bevor Ich Geh
CD2:
01. Weine Nicht
02. Schluck Um Schluck
03. Ein Kleines Stückchen Ewigkeit
04. Doktor Fleisch