Label: Roadrunner Records
VÖ: 09.08.2019
Stil: Nu Metal
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Ja, ich gebe es zu: Auch ich hörte und höre gerne mal eine Prise Schlüpperknoten, vor allem die „Iowa“, die ich bis heute so brutalst derbe geil finde, dass mir manchmal beim Autofahren bei „Everything ends“ der rechte Fuß ausrutscht, was mir schon ein paar Knöllchen einbrachte. Irgendwie ließ bei mir dann irgendwann aber das Interesse an Slipknot nach, was zum einen an Alben wie „Vol.3: (The subliminal verses)“ und vor allem „All hope is gone“ lag, die kleine Schulmädchen dazu veranlassten, ihre Brotdosen mit Aufklebern ihrer Helden zu übersähen und jeder Kulturbeutel wurde mit einem Patch verziert, dessen Ausführung im Hausarbeit Kurs sogar benotet wurde (Ehrlich, kein Scheiß!). Gründe, weswegen ich konträr zu meinem Bro Christian die Truppe aus Des Moines komplett ignorierte oder zu ignorieren versuchte. Gelang mir nicht ganz, denn das 2014er Album „.5: The gray chapter“ war dann wieder ein ziemlich fieser Bastard geworden, der bis heute öfter eine Runde in meiner Playlist dreht. Dementsprechend war ich gespannt, was das sechste Album „We are not your kind“ in Gänze zu bieten haben würde, denn die Videos vorab ließen Großes erahnen. Nunja…ganz der Überflieger ist es in meinen Augen nicht geworden, denn dafür halten sich Megabomben und Rohrkrepierer fast die Waage, zu denen sich dann auch noch einige völlig unnötige Bridges gesellen, die man lieber für einen oder zwei extra Songs hätte weglassen sollen. Aber sei’s drum.
Nach einem schönen, Spannung aufbauenden Intro legen die Mannen mit der ersten Single Auskopplung „Unsainted“ los wie die Feuerwehr, bei der Corey Taylor eindrucksvoll zeigt, zu was seine Stimme in der Lage ist, ob er nun clean und ruhig singt und röhrt, wie ein Hirsch in der Brunft: Es passt immer! „Birth of the cruel“ hat eine schöne Ministry-lastige Industrial Handkante mit einem Mörder Mosh Part in der Mitte, welcher durch die darauffolgende erste angesprochene und vollkommen wertlose Bridge ein wenig abgemildert wird. Macht aber nüscht, denn mit „Netro forte“ hauen Slipknot einen ihrer besten Songs raus, den sie jemals verfasst haben. ein unglaubliches Riff, ein großartiger Groove und fertig ist ein Song, der auch auf der von mir so verehrten „Iowa“ hätte stehen können. Dieser Song ist für mich das Beste, was die Band seit 15 Jahren veröffentlicht hat. Schluss, aus und keinerlei Diskussionen!
„Critical darling“ ist dann leider so ein typischer neumodischer Slipknot Kram, der ein wenig durcheinander wirkt und exakt auf einem der von mir oben angesprochenen und verhassten Alben hätte stehen können. Doch ein Stück wie „A liars funeral“ macht auch diesen Fauxpas wett. Eine unglaublich harte Ballade, die mit kräftigen Mosh Einlagen gewürzt ein Highlight des Albums darstellt. Echt großartig und kein nach Lückenfüller klingender Song wie sich das daran anschließende „Red flag“, welches zu keinem Zeitpunkt den vorherig hohen Standard des Albums halten kann. Dazu gesellt sich dann die nächste Bridge, die mit Sicherheit für Band künstlerisch wertvoll, für mich als Endverbraucher aber mehr als nervig ist. Leider kommen jetzt die „Waage Spiele“, denn mit „Spiders“ kommt der erste totale Rohrkrepierer. Was ist das denn für ein Kohl? Also ganz ehrlich, solche Songs schreiben andere Bands mit weitaus weniger Erfahrung in fünf Minuten auf dem heimischen Abort. Das ist übelster Mitklatsch Pop, den die Band absolut nicht nötig hat. Boah…
Gut das sich der nach einen etwas verhalten Beginn steigernde „Orphan“ zu einer absolut mitreißenden Mitgeh-Nummer entwickelt, die ebenfalls großartiges Mosh Potential hat und in keinster Weise solch ein Quark ist, wie das folgende „My pain“. Ehrlich Jungs, was habt Ihr denn da geraucht? Indischen Yogi Tee? Das ist Mucke für den Ashram kurz nach 17 Uhr. Gruselig. Ebenso ein Lückenfüller ist in meinen Augen „Not long for the world“, der ebenfalls den Standard der ersten Plattenhälfte nicht standhalten kann, wo hingegen der Rausschmeißer „Solway firth“ nach einer elendig langen Einleitung und einem fast schamanenhaften Gesang dann umso mehr nach vorne geht und ebenfalls auf „Iowa“ Platz gefunden hätte.
Trotz einiger Ausfälle bietet aber „We are not your kind“ beste Unterhaltung, tanzbare Wut und Slipknot in einer widererstarkten Verfassung, wie ich es nicht mehr erwartet hätte. Unberechenbar brechen großartige Songs über einen herein, manche ärgern einen, doch im Endeffekt kann man mit Fug und Recht behaupten, dass die Jungs wieder auf dem richtigen Weg sind und sich kompositorisch auf ihre Wurzeln besonnen haben. Weitermachen!
Bewertung: 8,4 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Insert coin
02. Unsainted
03. Birth of the cruel
04. Death because of death
05. Netro forte
06. Critical darling
07. A liar’s funeral
08. Red flag
09. What’s next
10. Spiders
11. Orphan
12. My pain
13. Not long for this world
14. Solway firth
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