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SONATA ARCTICA – Clear Cold Beyond (2024)

(8.819) Jörn (7,0/10) Power Metal


Label: Atomic Fire Records
VÖ: 08.03.2024
Stil: Power Metal






Kennt ihr das auch? Ihr habt euch beim Supermarkteinkauf gerade ordentlich an der österlichen Saisonware bedient, nur um zuhause festzustellen, dass der Vorratsschrank noch voll von Überbleibseln aus der erst vor wenigen Wochen zu Ende gegangenen Weihnachtszeit ist? Und jetzt wisst ihr nicht, was zum Teufel ihr mit den ganzen Dominosteinen und Lebkuchen machen sollt, die den Schokohasen und Eierlikörpralinen weichen müssen? Statt alles in die Tonne zu werfen, wäre doch ein kleiner Winter-Revival-Abend genau das Richtige. Den passenden musikalischen Rahmen für das festliche Ambiente bietet euch dabei das neue Album von SONATA ARCTICA.

Dass die Uhren in Finnland bekanntlich etwas anders ticken, ist ja mittlerweile bekannt. Und so überrascht es auch nicht, dass die Jungs Anfang März mit „Clear Cold Beyond“ eine Ode an die kalte Jahreszeit veröffentlichen. Denn während in unseren Breitengraden schon vielerorts der Frühling ausgerufen wird, watet man im hohen Norden vermutlich immer noch knietief durch den Schnee.

Wie man so hört, hatten die Bombast-Metaller aus Suomi nach den Akustik-Experimenten der letzten Jahre diesmal wieder richtig Bock, zurück zu ihren Wurzeln zu gehen. Dann machen wir doch einmal kurz den Faktencheck und schauen, ob sie auch Wort gehalten haben und ihre Anhängerschaft sich wieder über ein Album im Stile der Frühwerke „Ecliptica“ oder „Silence“freuen darf. Los geht es.

Jede Menge Bombast? Absolut. Hier wird alles aufgefahren, was an Keyboards und Chören zu kriegen war. Ein Sound so bunt wie die Polarlichter auf dem Cover.

Schnelle Songs mit noch schnelleren Synthie- und Gitarrenläufen? Auf jeden Fall! Denn bei nahezu jedem Song wird das Gaspedal ordentlich durchgetreten. Erst zum Ende des Albums hin wird die Geschwindigkeit etwas mehr gedrosselt (z. B. bei „The Best Things“ oder dem abschließenden Titeltrack).

Eingängige Refrains? Durchaus. Neben dem bereits erwähnten Bombast waren gerade die Melodien immer das zweite große Aushängeschild der nordischen Powermetaller. Und auch diesmal wird dem Quintenzirkel wieder alles entlockt, was er an fröhlichen Harmonien so hergibt.

Ein paar gewohnt schräge Einlagen gibt es obendrauf. Da wird bei „A Monster Only You Can’t See” im Text plötzlich hier und da ein Assholeeingeworfen und in „California“ dem amerikanischen Surferparadies der baldige Untergang prophezeit.

Also alles wieder Tutti im Sonata-Lager? Nicht unbedingt. Zwar werden viele Anhänger durch die Kurskorrektur allein schon erst einmal aufatmen können und sich beruhigt zurücklehnen. Und mit den bereits genannten Songs „California“, „A Monster Only You Can’t See” sowieden ansonsten noch erwähnenswerten „Cure For Everything“ oder „Dark Empath“ gibt es auf „Clear Cold Beyond“ auch durchaus ein paar Nummern, die den eingefleischten Fans zusagen dürften und ihnen als Kaufgrund ausreichen werden. Aber selbst sie werden zugeben müssen, dass die Banddas meiste so oder so ähnlich schon einmal gemacht hat, nur eben in vielen Fällen auch besser. Denn leider bleiben nicht alle Songs hängen und verpassen teilweise den Absprung ins Langzeitgedächtnis.

All diejenigen, die bislang nichts mit SONATA ARCTICA anfangen konnten und sich vor allem immer daran gestört haben, dass jeder Zentimeter gnadenlos mit Keyboards zugekleistert wird, sehen sich auch hier wieder mit dem gleichen Problem konfrontiert. Denn auch auf dem neuen Output gehen die Finnen getreu dem Motto „Immer alles und davon besonders viel“ soundtechnisch nicht gerade dezent zu Werke. Was dazu führt, dass die Gitarren oft komplett verschwinden und auch der Gesang von Tony Kakko im Dauerfeuer der Chöre teilweise untergeht.

Insgesamt ist das neue Album der Finnen eine kurzweilige schnelle Schlittenfahrt durch eine verschneite nächtliche Winterlandschaft, bei der man sich als Mitfahrer jedoch trotz der teils vergnüglichen Sause immer wieder dabei erwischt, neidisch den vorbeirasenden alten Schlitten der Frühphase der Band hinterherzuschauen, bei denen „Clear Cold Beyond“ so verzweifelt versucht mitzuhalten. Fans, die sich durch die vorangegangenen experimentellen Outputs zuletzt etwas von ihren Lieblingen entfremdet hatten, können sich aber darüber freuen, dass man jetzt immerhin wieder in die gleiche Richtung fährt. Vielleicht gelingt es dann ja wieder beim nächsten Mal, auch wieder voll Schritt zu halten.

Anspieltipps: „California“und “Dark Empath”


Bewertung: 7,0 von 10 Punkten


TRACKLIST

01. First In Line
02. California
03. Shah Mat
04. Dark Empath
05. Cure For Everything
06. A Monster Only You Can't See
07. Teardrops
08. Angel Defiled
09. The Best Things
10. Clear Cold Beyond




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