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SPECTRAL VOICE – Sparagmos (2024)
(8.749) Maik (7,8/10) Doom Death Metal
Label: Dark Descent Records
VÖ: 09.02.2024
Stil: Doom Death Metal
Willkommen auf einen Trip durch die dunkelsten Gefilde mentaler Verstörung und grenzenloser Verlassenheit! Den Soundtrack dazu liefern SPECTRAL VOICE auf ihrem neuesten Langspieler „Sparagmos“. Und dabei ist Langspieler durchaus wörtlich zu nehmen, denn die Tracks sind bis auf „Sinew Censer“ alle um die zwölf/dreizehn Minuten lang.
Diese Information sollte schon genügen, um zu argwöhnen, dass hier kein Speed Metal geboten wird und auch keine Partymucke. Statt in einem Club voller ausgelassener Metalheads findet man sich hier in einem verlassenen, von Schutt und Spinnweben übersäten U- Bahnschacht wieder, allein, nur das flackernde Licht aus einer einzelnen, kaputten Grubenlampe erhellt das Szenario.
Dominierend sind düstere, schleppende Sounds, die nicht nur hart am Funeral Doom sind, sondern des Öfteren in dieses Subgenre hineingleiten. Der tiefe, grollende Gesang scheint die Band ebenfalls in diese Richtung verorten zu wollen.
Doch was Wunder, ab und an wird der Blastbeat ausgepackt, und SPECTRAL VOICE geben richtig Kniegas. Tief gestimmte Gitarren wummern dann gegen die Eingeweide und bringen richtig Wucht in die ansonsten fast lähmende Desolation, die gerade den atmosphärischen Parts innewohnt.
Geradezu hypnotisch beängstigend erschaffen die Songs eine Atmosphäre, die man sich in düsteren Alpträumen oder avantgardistischen Gruselstummfilmen in Schwarz/Weiß vorstellen kann. Einige bemerkenswert fremde Einschübe, wie diese tibetanischen Sounds, welche man in „Red Feast Condensed Into One“ hört, verstärken das surreale Erlebnis. Man wähnt sich immer noch in diesem finsteren Tunnel. Das Licht ist mittlerweile erloschen und man hört Dinge, die man nicht für möglich hält. Hört man die wirklich, oder zerfasert schon der Verstand?
Das Wechselbad zwischen heftigen, fast schon schwarzmetallischen Death Metal – Ausbrüchen und den schleppenden, hypnotischen Parts nagen permanent am mentalen Kostüm und lassen eine Person zwischen völliger Starre und Panikattacken förmlich plastisch vor dem geistigen Auge erscheinen.
Zugegeben, ich habe mich ziemlich lange mit diesem Werk befassen müssen. Allzu schwer erschien mir zunächst die Kost, welche die Jungs aus Denver hier servieren. Mittlerweile kann ich mich, nach etlichen Hördurchgängen, besser in die Mucke hineindenken. Das zunächst krude erscheinende Gemisch aus Elementen des Funeral Doom, Death Metal, Black Metal und düsterem Ambient hat durchaus seinen Reiz.
Die halllastige Produktion verstärkt die Assoziation zum Tunnel, an dessen Ende kein Licht winkt, noch zusätzlich. Derzeit scheint hier die Sonne von einem strahlendblauen Himmel. Ich möchte nicht wissen, wie diese Musik wirkt, wenn man sie sich in einem dunklen, stillen Keller anhört. Wahrscheinlich meint man dann, die in dieser Gift hausenden Spinnen krabbeln einem langsam, nach und nach, alle ins Gehirn.
Anspieltipp: „Red Feast Condensed Into One““