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SUICIDE OF SOCIETY – War Investment (2020)
(6.538) Maik (9,0/10) Thrash Metal
Obwohl SUICIDE OF SOCIETY nun schon etliche Jahre unterwegs sind, legen sie mit „War Investment“ nun erst heute ihr erstes Langspielalbum auf. Da sich in der Zeit nun schon einige Songs angesammelt haben, stellt die hier vorliegende Scheibe eigentlich eine Art „Best of…“ dar. Geboten wird knallharter Teutonenthrash mit einem kleinen Hauch Bay Area, sozusagen, das Beste beider Welten. Das heißt im Klartext, es werden einerseits fette Riffs ins Gehölz gehackt, andererseits auch auf ein gewisses Maß Melodie nicht verzichtet. Dass SUICIDE OF SOCIETY in der Vergangenheit weniger im Studio zugange waren, aber umso mehr livetechnisch die Bühnen des Landes verhackstückt haben, ist hier das Gespür dafür, welche Sounds dem Thrasher die Augen zum Leuchten bringen, deutlich herauszuhören.
Die ganze Mucke wirkt so tight auf den Punkt gespielt, dass man als Freund dreschender Musik kaum etwas zum Meckern findet. Besonders der Titelsong „War Investment“ offenbart ein perfektes Gemisch aus treibendem Thrashgewitter und melodischen Parts. Die Riffs gehen einem direkt in dieses knubblige Teil am Hinterkopf, welches rhythmisches Bewegen der oberen Knochen bewirken soll. Man fühlt sich ein wenig an eine eingängigere Variante von MIDAS TOUCH erinnert. Mehr auf die zwölf, aber dennoch technisch ausgefeilt und verspielt genug, um den Gähnfaktor zu vermeiden. Auch „Mass Of Violence“ hat den etwas frickeligen Ansatz der eher technischen Thrash Metal-Formationen der 80er Jahre, allerdings ohne sich allzu arg auf verwinkelten Pfaden zu verlieren. Teilweise hat der Song etwas von MEGADETH mit einem Hauch FLOTSAM, allerdings alles im Gewand traditionellen deutschen Thrashs, wobei mir da, wie auf dem gesamten Album, vielleicht VENDETTA, GRINDER oder DEATHROW eher einfallen, als die ewig durchgekauten Großmogule vom Typ K…, D…, T… und S…. Das Anfangsriffing von „Planet Babylon“ hat sogar etwas von PROTECTOR, und im Mittelteil erinnert mich der Gesang sogar an DARKNESS.
Diese ganzen Vergleiche sollen natürlich keineswegs den Eindruck entstehen lassen, dass hier ein Haufen Kopisten am Start sind, die sich durch die Riffbibliothek der Thrash-Universität räubern. Obwohl einige Riffs irgendwie schon bekannt vorkommen, bastelt die Band doch ein recht eigenständiges Konstrukt, welches mir als Fan der ersten Welle deutschen Thrash Metals ein wenig flüssiger ins Gehör flutscht als den modernen Epigonen dieses Subgenres. Im Ganzen fällt die Mucke schon ein wenig aus der Zeit, denn wenn man mir das vorgespielt hätte, mit der Anmerkung, hier handele es sich um eine Veröffentlichung von 1987, hätte ich das unbesehen geglaubt. Allerdings klingt die Mucke keineswegs altbacken, und wie man sich eben die alten Sachen oben genannter Bands heute noch mit Freude reinziehen kann, geht das auch mit „War Investment“. Wer also auf mittachziger Thrash vorwiegend deutscher Provenienz abfährt, sollte auch in diesem Album ein gutes „Investment“ erkennen. Klar, das alles ist nicht ausgefallen neu oder innovativ. Aber ich find’s geil. Basta!
Anspieltipp: „War Investment“ und „Industrial Scavengers“
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Dream Of A Plague
02. Heterotopia
03. War Investment
04. Mass Of Violence
05. Planet Babylon
06. Industrial Scavengers
07. Nothing Is Real
08. Suicide Of Society