Label: AFM Records
VÖ: 07.06.2019
Stil: Mittelalter Rock
Ok, heuer mal Mittelalter Rock. Wird spannend. Dachte ich zumindest. Vorhang auf, Ton an.
Meine Dame merkt im Vorbeigehen an “Live sind die ziemlich gut, aber auf Platte eben *******, das hört man hier auch wieder“. Ersteres will ich gern glauben, kann es aber nicht beurteilen, letzteres soll sich noch zeigen. Songs der Marke „Schwarzes Gold“ und „Puppenspieler“ sind diesbezüglich sicherlich sehr bühnentaugliche Vertreter, allerdings auch aus der Konserve nett anzuhören. Gelegentliche metallische Anfälle lassen mich dabei hier und da aufhorchen und bringen etwas Würze in den sonstigen Einheitsbrei. Insgesamt klingt mir dabei alles zu sehr nach Schema F respektive gleich. Beste Beispiele: „Seemannsgarn“ und „Gib mir noch ein Glas“ - Shuffle-Modus ahoi.
Und warum habe ich ständig das Gefühl, dass mich dieser oder jener Part an Songs anderer Künstler erinnert? Entweder täuscht es mich derbe oder man bringt hier seine potentiellen musikalischen Einflüsse einen Tick zu sehr ein. Glatt könnte man aus dem Fenster lehnend meinen, man hätte sich bei „Das Gewissen“ dezent an RAMMSTEINs „Engel“ vergriffen und anachronistisch frei/neu interpretiert.
Immerhin bleiben zumindest auf lyrischer Ebene äußerst tiefgründige Perlen wie z.B. „Wir sind wie wir sind, ich bleib‘ wie ich bin, so oder so…“ (Qué pasa?) im Gedächtnis hängen. „Schmiede das Eisen, solange es glüht…“, Carpe Diem und Gesundheit. Wohl besser schlechte Publicity als gar keine („Recht ist jedes Mittel, Alter“. *Tusch*). Vielleicht bin ich aber auch einfach mental zu marode, um derartige Poesie gekonnt zu verarbeiten, who knows.
Auch an Originalität mangelt es nicht:
„Seemannsgarn“ - Oh, hier könnte wahrheitwidriger Inhalt verbreitet werden.
„Gib mir noch ein Glas“ - Oh, ein Trinklied, wie originell.
„Reden ist silber“ - Oh, ein Song, der auf einer Redewendung fußt.
„Die letzte Schlacht“ - Oh, ein Lied über Krieg.
(*Währenddessen in einem Alternativuniversum* „Musik und Text (angelehnt an): SALTATIO MORTIS - „Krieg kennt keine Sieger“)
Ja, nun, „Seemannsgarn“ bietet, bis auf zwei, drei Perlen, typisches 08/15-Mittelalter-Rock-Gedudel, mit eher mäßigem Unterhaltungswert. Man bedient sich den bzw. die typischen Genre-Klischees (gut, was will man von derartiger Spartenmusik auch erwarten…), wirkt dabei wenig frisch, eher wie lauwarmer Kaffee: Geht noch, muss man halt mögen. Aber komm‘, lassen wir die Kirche im Dorf: Wer sich TANZWUT gibt, der hat das ja auch so gewollt und weiß, was ihn erwartet. Für Genre-Fans sicherlich ein netter musikalischer Ausflug. Für mich… nicht.
Anspieltipps: Schwarzes Gold, Puppenspieler, Das Gewissen
Bewertung: 4 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Seemannsgarn
02. Galgenvögel
03. Reden ist Silber
04. Die letzte Schlacht
05. Schwarzes Gold
06. Ich bin der Nachtwind
07. Der Puppenspieler08. Francois Villon
09. Das Gewissen
10. Schmiede das Eisen
11. Gib mir noch ein Glas
12. Im freien Fall
13. Herrenlos und frei
14. Gib mir noch ein Glas (feat. Kärbholz)