EIN KLEINER GENIESTREICH
Seit 2013 tummeln sich die kanadischen Völur im Underground. Der eigensinnige Ambient Folk/Doom verzichtet dabei auf die Verwendung von Gitarrenriffs, setzt dagegen auf Violine und Bass-Instrumentierung. Wobei man jegliche Vergleiche nicht anzustrengen braucht, denn der eigensinnige Sound sucht seinesgleichen. Nach den eher schwer zugänglichen, und überaus experimentellen ersten beiden Alben ist mit „Death Cult“ ein kleiner Geniestreich gelungen. Die magische Mixtur aus Ambient Folk, Neo Klassik, Doom und Black Metal kommt einem musikalischen Rausch gleich und zeigt sich dabei deutlich zugänglicher. Lucas Gadke (Bassist und Sänger), den einige sicher auch von den Doomern Blood Ceremony kennen, war so freundlich uns ein paar Fragen zu beantworten.
Bitte stellt Euch kurz vor. Wer seid Ihr, woher kommt Ihr und was für Musik kann man erwarten, wenn man Eure Platte kauft?
Hallo, wir sind Völur aus Toronto. Wir sind eine experimentelle Doom-Band mit Violine, Bass, Schlagzeug und Gesang. Wir singen über seltsame Mythen und alte Rituale und verarbeiten dies in schweren doomigen Riffs, gelegentlichen Free Jazz Anleihen und einer Portion explosiven Black Metal`s.
Wie seid Ihr auf Euren Bandnamen gekommen?
Völur ist ein altes isländisches Wort für Seherinnen. Diese Frauen, die in die Zukunft sehen konnten. Es hängt auch mit dem Schicksal zusammen, das die Geschichten des Lebens der Menschen verbindet. Wir fanden diesen Aspekt für unsere Musik sehr passend.
Wer sind eure musikalischen Vorbilder?
Die Großen sind: Alice Coltrane, Dylan Carlson und Heavy von Corrupted.
Erzählt mal bitte ein wenig von Eurer neuen Platte und warum MUSS man diese unbedingt kaufen?
Unser aktuelles Album „Death Cult“ ist sehr ausgereift und ausgewogen, eine perfekte Mischung all unserer musikalischen Facetten. Violine, Bass und Cello sind zu einem großen Ganzen verwebt, das förmlich aus einem rasenden Fiebertraum eines alten heidnischen Priesters stammen könnte. Ich glaube, es ist unser bisher zugänglichstes Album und eine gute Möglichkeit einen Weg zu der doch komplexen Musik von Völur zu finden, die manchmal auch fordernd sein kann. Unseren musikalischen Kontext würde ich schon als sehr vielfältig und mäanderförmig beschreiben, der viele schwere Riffs und seltsame Sounds beherbergt.
Wo war bislang Euer bester Auftritt und wo würdet Ihr gerne mal spielen? Gibt es eine besondere Location oder ein bestimmtes Festival?
Vor einigen Jahren durften wir in der Balver Höhle in Nordrhein-Westfalen spielen, was absolut wunderschön war, ein wahrer Genuss. Vor einer Weile haben wir auch auf einem wunderschönen Festival namens Stygian Rites in Sturgis/South Dakota gespielt. In einer riesigen Biker-Bar neben Dawn Ray’d und Nekrofilth. Es war ein absoluter Knaller und ein echtes Privileg, in einem der schönsten Teile der USA zu sein.
Bevorzugt Ihr kleine Club Konzerte oder doch lieber Festivals?
Nun, da es momentan keine Gigs mehr gibt, würden wir alles nehmen. Ich liebe es, große Festivals zu spielen, aber wir haben auch einige wirklich intime akustische Gigs gemacht, die sehr schön waren. In Toronto gibt es einen großartigen Veranstaltungsort namens „The Burdock“ mit einem wunderbaren Soundsystem und einem großartigen Ambiente, in dem wir einige schöne Auftritte gemacht haben. Einmal hatten wir unseren Freund Arif dabei und wir haben ein Stück für Banjo, Bass, Violine und Tanbur (iranische Laute) gemacht, das war wirklich sehr schön. Festivals sind also großartig, aber kleinere Auftritte sind spezieller und man kann auch manches ausprobieren.
Mit welchen 3 Bands würdet ihr gerne auf Tour gehen oder zusammen spielen?
Mit Mournful Congregation, weil sie die Götter des Funeral Doom sind und ich sie noch nie live gesehen habe. Aluk Todolo, weil ich denke, dass ihre Fans unsere Sachen mögen würden und weil ich gerne mehr von Frankreich sehen möchte. Und Blood Ceremony, was natürlich logisch ist da ich bei ihnen spiele. Es würde die Dinge aus logistischer Sicht sehr vereinfachen, denn wir bräuchten nur einen Bassverstärker.
Wie sieht es mit der Metal Szene in Eurer Heimat aus? Was für Clubs oder Bands gibt es bei Euch, die man sich unbedingt merken sollte?
Nun, im Moment ist nicht viel los. Toronto ist wieder in vollem Gange und die Fälle von COVID nehmen zu, weil unsere konservative Regierung es völlig vermasselt hat, damit umzugehen. Auf jeden Fall gibt es eine Menge fantastischer Gruppen. Laura und ich spielen in einer Drone/Doom/ Free Jazz/Prog-Band namens Gates, die im Begriff sind neues Material zu veröffentlichen. Die solltet ihr euch unbedingt vormerken. Und es gibt Sortilegia, die erstaunlichen Black Metal und hier ultrakultig sind.
Dann gibt es Smolder, epischer Doom Metal. T.O.A.D. ist ein unglaubliches Grind Duo. Pale Mare, wer schwere Riffs in Verbindung mit kranken Soli`s mag. Freeways ist eine großartige Rockband im Stil von Thin Lizzy, im Stil der 70er Jahre. Vela Pulsar ist eine neuere Gruppe, die coolen Post-Black Metal zockt. Es ist eine wirklich sehr abwechslungsreiche Stadt und ich vermisse es wirklich, alle möglichen Dinge zu tun. Die Leute merken es oft nicht, aber Toronto ist nicht nur die größte Stadt in Kanada, es ist die viertgrößte in Nordamerika, größer als Chicago, hier ist viel los.
Was halten Eure Eltern von Eurer Band und der Musik?
Meine Mutter kam zu einer Show, die wir in der Music Gallery in Toronto spielten. 6 Minuten nach unserem ersten Lied beugte sie sich zu meinem Bruder und fragte: "Ist das Teufelsanbetung"? Jetzt ist sie eine erloschene Katholikin, also war sie nur ein bisschen erschrocken, denke ich. Meine Eltern sind stolz auf mich, dass ich meiner Kunst nachgehe, aber es ist nicht nach ihrem Geschmack. Ich habe viel Country gespielt und meine Leute haben das definitiv vorgezogen.
Wie viel Bier vernichtet Ihr durchschnittlich pro Gig oder Probe?
Naja nicht so viel bis die Blase platzt, aber wir trinken auch nicht sehr oft. Wenn wir nicht planen speziell zu trinken, und ich mit dem Bus fahre, muss ich sowieso nüchtern bleiben. Da muss ich schon verantwortungsvoll sein. Bei Gigs fahre ich ja auch. Nach der Show… das ist natürlich eine andere Geschichte.