KURZ UND PRÄGNANT
Hat ja nun ein büschen gedauert, bis sich die Kollegen Helldrifter dazu entschlossen, an unserem New Breed teilzunehmen. Aber Schlamm drüber, denn manchmal kann sich das Warten auch lohnen. Die spannende Truppe aus Baden-Württemberg, die im Oktober des vergangenen Jahres ihr Album „Lord of damnation“ veröffentlichten, reifen wie ein guter Wein und nun, ein halbes Jahr später, wäre ich sogar fast dazu geneigt, der Scheibe einen Punkt mehr ans Revers zu heften.
Machen wir dann bei der nächsten Scheibe, die hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lassen wird. Um die Wartezeit ein wenig zu überbrücken, baten wir Gitarrist Benjamin Hilpert zum Tänzchen für unsere beliebte Rubrik.
Bitte stellt Euch kurz vor. Wie kam es dazu, dass ihr euch entschlossen habt eine Band zu gründen? Wie habt ihr euch gefunden?
Wir sind Helldrifter, eine Death-Metal-Band aus dem Großraum Stuttgart und haben uns Anfang 2019 zusammengefunden. Wir spielen schnellen Death Metal mit Einflüssen aus den Bereichen Melodic Death und Thrash Metal. Nachdem ich zuvor mehrere Jahre in einer Cover-Band gespielt habe, wollte ich etwas Neues starten, und habe eine Anzeige zur Gründung einer Metal Band gestartet. Wichtig war von Anfang an, direkt eigene Songs zu schreiben. Billy (Sänger) hat sich auf die Anzeige gemeldet, und wir haben uns direkt gut verstanden. Nach einem Treffen bei ein paar Bier in einer Kneipe war klar, dass wir musikalisch die gleichen Vorstellungen haben. Danach hat vor allem Billy mit seiner Erfahrung und seinen Kontakten in der Musikerszene die Band zusammengestellt.
Auf was habt ihr Wert gelegt, als ihr Musiker für eure Band gesucht habt? War es schwierig diese zu finden? Gab es Dinge, die ihr dabei über die musikalischen Qualitäten gestellt habt?
Natürlich muss jedes Bandmitglied sein Instrument gut beherrschen und das spielerische Niveau sollte auf einem vergleichbaren Level sein. Aber es ist uns genauso wichtig, dass wir uns persönlich auch gut verstehen und sich der eine auf den anderen verlassen kann. Und mit Vasilis (Gitarre) haben wir auch einen exzellenten Songwriter gefunden. Uns allen ging es auch darum, nicht eng in Schubladen zu denken und sich nicht nur auf ein Genre einzugrenzen. Authentizität spielt bei uns auch eine große Rolle. Wir nehmen die Band und die Musik wirklich ernst und sind keine Poser, die irgendetwas zur Schau stellen. Alles was wir machen, tun wir aus Überzeugung und weil wir dahinterstehen.
Worauf lag der Fokus als ihr begonnen habt an dem Album zu arbeiten? Nennt uns 3 Dinge, die euer neues Album zu etwas Besonderen machen.
Der Hauptfokus lag darauf, ein abwechslungsreiches und interessantes Album aufzunehmen. Ein Album, bei dem jedes Lied etwas Spezielles für sich hat und man die Aufmerksamkeit des Zuhörers hochhält. Außerdem sollte man uns nicht in eine Schublade stecken können, sondern gerade die unterschiedlichen Genre-Elemente wollten wir gekonnt miteinander vereinen. Und als drittes war uns eine ausgewogene Balance zwischen Härt und Melodie wichtig. Gerade die melodisch ausgefeilten Gitarren- und Bassparts stellen einen tollen Kontrast zum harten Gesang dar. Ich denke diese drei Elemente machen unser Album zu etwas Besonderem.
Ein weiterer Fokus war auch, dass die Aufnahmen und die Produktion des Albums auf einem hohen Qualitätsniveau liegen. Dabei wollten wir einen sterilen Sound vermeiden und haben Wert auf einen mehr organischen Sound gelegt.
Was wolltet ihr mit der Wahl eures Bandnamens ausdrücken, standen auch andere Namen zur Auswahl? Was hat euch dabei bestärkt, Bücher oder besondere Filme?
Die Suche nach einem passenden Bandnamen, der auch bisher von niemandem verwendet wird, ist ziemlich schwierig. Aber mit Helldrifter haben wir einen kurzen und prägnanten Bandnamen gefunden, der unsere Musik treffend beschreibt, Billy hat den Namen eingebracht und für diese Art von Musik war er einfach super aussagekräftig. Nach dem Vorschlag kam auch kein anderer Name mehr in Betracht. Billy lässt sich gerne für seine Texte von Videospielen und Filmen inspirieren und Helldrifter wäre dafür ebenso ein super Titel.
Sind euch Vorbilder wichtig? Haben bestimmte Musiker & Bands euch in irgendeiner Weise beeinflusst, wenn ja welche wären das? Wenn es diese musikalischen Ziehväter bei euch nicht gibt, was ist es dann?
Ja, definitiv sind Vorbilder für uns alle wichtig. Für mich als Gitarrist war es schon immer ein großer Antrieb, meinen musikalischen Vorbildern nachzueifern. Das waren zu Beginn als Jugendlicher bei mir Thrash Metal Bands wie Metallica, Megadeth und Exodus. Erst später bin ich über Pantera zu extremeren Metalbands gekommen. Bei uns in der Band spielen auch speziell Bands wie Death, Carcass, Children of Bodom, Sepultura eine wichtige Rolle.
Erzählt uns auf was legt ihr beim Songwriting besonderen Wert? Wie entstehen eure Songs, wer von euch ist dabei insbesondere beteiligt?
Die Ideen für fast alle Songs kommen von Vasilis. Er erarbeitet aus seinen Riffs die Demosongs und damit steht auch schon das Grundgerüst eines Songs. Das spannende ist dann der Prozess danach, bei dem jeder seine Ideen zu den Songs einbringen kann, wie zum Beispiel ein Drum fill oder ein Gitarrensolo. Billy schreibt die Texte zu den Songs. Es steht aber auch jedem in der Band frei, eigene Ideen, Riffs oder ganze Songs mit einzubringen.
Daran anknüpfend, was sind die Themen, die euch in lyrischer Hinsicht beschäftigen, woraus zieht ihr dabei eure Ideen? Gibt es Texter und Autoren, die euch dabei besonders imponieren?
Die Themen unserer Texte sind recht vielseitig und haben Bezug zu Filmen, Videospielen und allem möglichen krankem Wahnsinn, der in unserer Welt so passiert. Das sind dann Themen wie Serienmord, Krieg, Terror, … Billy schreibt die Texte passend zu jedem Song und natürlich auch allgemein passend zu unserem Musikstil.
Wo fand euer erste und auch beste Auftritt statt? Bevorzugt ihr eher Club oder Festivalauftritte? Welche wären das? Und wieso eigentlich?
Hmm ja, das ist so eine Sache mit den Konzerten aktuell (lacht). Unser erstes Konzert wäre im März 2020 gewesen, aber das war genau das Wochenende, an dem der erste Lockdown startete. Somit musste zwei Tage vorher alles abgesagt werden. Das war echt bitter, da einige weitere Konzerte geplant waren und auch im Rahmen des Album-Releases Konzerte stattfinden sollten. Tatsächlich hatte ich noch keinen Auftritt mit Helldrifter. Das erste Konzert im Herbst 2020 musste ich kurzfristig in Quarantäne verbringen, aber der Auftritt fand trotzdem statt und die Jungs haben das ohne mich super durchgezogen.
Für mich hat sowohl Club als auch Festival seinen eigenen Reiz. Die Intensität bei einem Clubgig ist genial, aber mich reizt ein Festivalauftritt noch etwas mehr. Metal im Freien mit vielen Bands zusammen finde ich sowohl als Musiker als auch als Festivalbesucher etwas ganz Besonderes.
Gibt es Bands, mit denen ihr gern mal auf Tour gehen würdet? Und falls euch ein Veranstalter mal buchen möchte, was müsste er dafür auf die hohe Kante legen?
Ich würde gerne mal mit Deserted Fear oder Dust Bolt auf Tour gehen, die für mich persönlich in Deutschland die Metal Fackel hochhalten. Aber da gibt es natürlich viele tolle Live-Bands, mit denen Touren sicher mächtig Spaß macht. Bei uns in der Band kümmert sich Billy um die Gigs, deshalb kann ich gar nicht beantworten, was ein Veranstalter auf die hohe Kante legen muss. Für mich persönlich ist da gerade die Sicherheit bezüglich Corona mit der Planungssicherheit und dem Veranstaltungskonzept die spannendere Frage.
Wie war eigentlich das Catering auf euren bisherigen Shows, welche Getränke und Speisen sind dabei eure Favoriten gewesen? Was ist euer Lieblingsgetränk?
Das ist schon mal grundsätzlich von Vorteil, wenn überhaupt im Vorfeld auch das Catering organisiert wird (lacht). Nee, im Ernst, ich bin da nicht so wählerisch. Etwas Frisches und Leichtes zum Essen vor einem Gig ist natürlich perfekt. Und danach gerne ein paar Bier …
Was ist das Besondere an eurer Metalszene, in Eurer Heimatstadt? Welche Clubs oder Bands gibt es bei Euch, die man sich unbedingt merken sollte?
Die Metalszene hier in Stuttgart ist jetzt auf lokaler Ebene leider nicht so stark ausgeprägt. Gerade auch durch die Schließung kleinerer Veranstaltungsstätten und der Rockfabrik im benachbarten Ludwigsburg, die als Metalclub weitläufig bekannt war. Natürlich gibt es in Stuttgart große Metalkonzerte, aber zur Metalszene gehören maßgeblich auch kleine lokale Veranstaltungen, um den neuen Bands die Chance zu geben sich zu zeigen. Eine Band aus dem Umkreis die man sich definitiv anhören sollte ist Traitor.
Seit es eure Band gibt, wer war bis jetzt am meisten empört oder entsetzt darüber, jemand aus eurer Familie oder doch die Kulturministerin oder Bürgermeister eurer Stadt?
Haha, sehr gut. Bisher hat sich noch kein Politiker bei uns gemeldet und sich beschwert oder uns wegen der Musik und den Texten vor Gericht gezerrt. Das Entsetzen war früher deutlich größer gegenüber der Metalszene, der Musik und den Texten. Heute ist das doch alles recht entspannt.
Als ich kürzlich meiner Mutter unser Album gegeben habe, hätte Ich erwartet, dass sie etwas schockiert über unsere Musik wäre. Aber außer dem „Geschrei“ findet sie die Musik eigentlich ganz gut (lacht).
Nach der Veröffentlichung eures aktuellen Albums, was sind eure Pläne?
Wir wollen unbedingt Gigs spielen. Das ist für mich das größte, wenn wir unsere Musik live vor Publikum spielen können und man direkt die Reaktion bekommt, ob sie auch anderen gefällt. Einfach wunderbar, wenn vor der Bühne eine Meute Headbanger abgeht. Außerdem arbeiten wir durch die Zwangspause gerade schon an Songs für das nächste Album.
Zum Abschluss, ihr könnt ein paar letzte Worte an unsere Leser richten.
Großen Dank an alle, die sich für unsere Band und unsere Musik interessieren und uns unterstützen. Schaut mal auf unsere Homepage und hört in unsere Musik rein. Und wenn kommt natürlich gerne zu einem unserer kommenden Konzerte, sobald das wieder möglich ist, damit wir endlich wieder alle zusammen moshen und headbangen können. Danke für das Interview und danke fürs Lesen, Metal on.