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THRESHOLD – Legends of the shires (2017)

(3.985) – Olaf (10) Progressive Metal

Label: Nuclear Blast
VÖ: 08.09.2017
Stil: Progressive Metal

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Erschrocken war ich, verstört, entsetzt und etwas verzweifelt als ich las, dass meine britischen Prog-Metal Helden Threshold nach dem Weggang von Andrew McDermott und seinem viel zu frühen Tod 2011 und dem erneute Ausstieg von „Nachfolger“ Damian Wilson einmal mehr ohne Frontmann dastanden…doch warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute (oder in dem Falle „der“) so nahe liegt und schwupps holte man sich mit Glynn Morgan den Sänger wieder an Bord, der bereits 1994 „Psychedelicatessen“ mit seinem Organ veredelte. Kann das gutgehen? Und ob, denn was der Mann auf „Legends of the shire“ aus seiner Kehle zaubert, passt perfekt zum nunmehr 11. und in meinen Augen besten Threshold Album überhaupt. Komisch, dass ich das von fast jedem Album der Mannen um Ausnahme Songwriter Karl Groom behaupte, doch das hier vorliegende Doppel-Konzeptalbum mit seiner exorbitanten Länge von 82 Minuten ist eine Oase in der zuweilen trostlosen Wüste des Alltags, ein Album, bei dem man die Augen schließt, genießt und immer wieder den Repeat Knopf drücken muss. Der Angesprochene sagt dazu selbst:

„Ich bin immer ein Fan der Band geblieben. Wir hatten uns niemals groß zerstritten. Ich bin immer auf dem Laufenden geblieben. Karl und Richard sind ein tolles Schreiberteam, wie konnte ich da denn ‘nein’ sagen, als man mir das Angebot machte? Ich freue mich riesig, bin mir aber gleichzeitig bewusst, dass ich in die großen Fußstapfen von Damian und auch Mac treten muss. Ich traf beide mehrmals, Mac rettete mich sogar einmal vor einem übereifrigen Security in Wacken (lacht). Aber ich gebe mein Bestes! Ich habe mein Bestes für das Album gegeben und werde das auch live tun.

Als ich das neue Material gehört habe, hat es mich fast umgehauen. Alles, was ich je machen wollte, waren raue und harte Songs, die aber trotzdem große Melodien mit sich bringen. Man kann einfach Melodien über brutale Gitarren legen, aber dieses Album hat mich mit seiner Härte und seinen ultraeingängigen Hooks echt umgehauen. Einige der Songs, die Keyboardarbeit und die Gitarrensoli zählen zum Besten, was die Band je gemacht hat. Es ist ein Doppelalbum und repräsentiert ein völlig neues Genre. Ich hoffe, den Fans gefällt es ebenso. Ich bin einfach stolz, ein Teil davon zu sein.“

Das darf er auch, denn gleich nach dem wunderschönen Intro hatte mich die Scheibe komplett in ihren Bann gezogen. Wunderschöne Melodien, die gepflegte Threshold Härte und Ohrwürmer, die man so schnell nicht aus dem Kopf bekommt bestimmen das Gesamtbild und unterstreichen den enormen Stellenwert, den die Jungs aus Surrey seit mehr als zwei Jahrzehnten innehaben. Leider erschließt sich mir das Konzept des Albums noch nicht ganz und auch Richard West konnte kein weiteres Licht ins Dunkel bringen:

„Ich möchte nicht zu viel von der Story verraten. Das wäre ja wie eine Filmvorschau, bei der sie bereits in drei Minuten die gesamte Handlung verraten. Bei Musik soll es nicht so eindimensional sein, wie manche Filme daherkommen. Man möchte überall noch Interpretationsspielraum für die Leute lassen. Nicht jeder Song hat eine konkrete Story, aber er ist definitiv Part des gesamten Konzepts. Ich fühle mich wieder jung beim Schreiben und das ist cool. Ich begann mich für Prog zu interessieren als ich noch Schüler war und ich träumte immer davon, mal ein Album wie das hier zu machen. Es ist einfach klasse, Prog Rock-Konzeptalben zu schreiben.“

Da hat der gute Mann recht und wenn es dann die Gruppe auch noch schafft, komplexe Melodien, feine Technik und eine überragende Instrumentalisierung so klingen zu lassen, als ob es nichts Einfacheres auf der Welt geben würde, ist das Ziel erreicht und die Synapsen tanzen Tango. Klar, bei Einigen von Euch fallen sicherlich die Klappen, wenn sie den Begriff „Prog“ lesen, doch Threshold sind und waren immer anders als die Masse verkopfter Hinterhof Musiker, die sich in Sachen Griffbrettgewichse immer übertreffen wollten. Hört einfach in solch meisterhafte Stücke wie „The man who saw through line“, der trotz seiner Länge von knapp 12 Minuten zu keinem Zeitpunkt auch nur den Hauch von Langeweile aufkommen lässt und bezaubernde Melodien bereithält, oder das eingängige „Stars and sattelites“ mit einem Refrain, für den viele andere Bands töten würden.

Eines sollte man bei „Legends of the shire“ allerdings nicht tun: Einzelne Songs zu sehr herausheben, denn dieses Doppelalbum muss man in einem Guss hören, zusammenhängend und nicht zerfleddert, dann entfaltet sich der ganze Genuss eines Albums, welches musikalisch in diesem Jahr seinesgleichen sucht…und auch bis Ende des akustischen Jahres 2017 nicht finden wird.

Für solch eine überragende Band wie Threshold eine ist, die sich selbst im 24.Jahr ihres Bestehens noch neu erfinden kann und mit „Legends of the shire“ ein Album in die Umlaufbahn schießt, die ohne Übertreibung zum Besten gehört, was der progressive Metal seit seiner Erfindung zu bieten hat, wurde die Höchstnote bei uns eingeführt. Ein sicherer Anwärter auf meine persönliche Jahres Top 3, wenn nicht sogar auf DAS Album des Jahres. Eine Veröffentlichung, für die ein neues Synonym erschaffen werden müsste…thresholdig vielleicht?

Bewertung: 10 Punkte

Tracklist:
01. The shire (Part 1)
02. Small dark lines
03. The man who saw through time
04. Trust the process
05. Stars and satellites
06. On the edge
07. The shire (Part 2)
08. Snowblind
09. Subliminal freeways
10. State of independence
11. Superior machine
12. The shire (Part 3)
13. Lost in translation
14. Swallowed


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