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THULCANDRA – Hail The Abyss (2023)

(8.379) Maik (8,8/10) Blackened Melodic Death Metal


Label: Napalm Records
VÖ: 19.05.2023
Stil: Blackened Melodic Death Metal 

 






Man sagt ja immer, an den Kindern sieht man, wie die Zeit vergeht. Da ich keine habe, wirken bei mir scheinbar andere Indikatoren für das Phänomen tempus fugit. Denn als mich Olaf fragte, ob ich kurzfristig noch die neue Scheibe von THULCANDRA rezensieren könne, dachte ich zunächst: Hä? Ist der jetzt total verscholzt? Die habe ich doch schon geschrieben, vor ein paar Wochen!

Ja denkste, Puppe! Das war Ende Oktober 2021. Gut, dass die Band nur reichlich anderthalb Jahre gebraucht hat, um ihr fünftes Studioalbum nachzulegen, ist ja auch nicht alltäglich. „Hail The Abyss“ heisst das Teil, und ich muss sagen, dass mir die Platte schon beim ersten Durchlauf gefallen hat.

Obwohl immer noch ein gerüttelt Mass an DISSECTIONschen Spurenelementen im Sound von THULCANDRA enthalten sind, hat es die Band doch geschafft, diese Basis zu einem eigenen Stil zu transformieren. Geblieben sind noch einige der typischen melodischen Gitarrenläufe, einige Gesangsparts und die akkustischen Zwischenspiele. Ansonsten haben THULCANDRA eindeutig mehr Schwärze im Sound.

Passend zum, wiederum, eisig blauen Coverartwork flirren frostige Gitarren durch die Gehörgänge, die mal energiegeladen nach vorn galoppieren, mal düster stampfend, mal melancholisch wimmernd eine kalte Atmosphäre erschaffen, die einem die Gänsehaut über die Pelle jagt. Ist es ein Zufall, dass justament jetzt ein Kaltlufttropfen über Deutschland zieht?

Interessant auch der Song „On The Wings Of Cosmic Fire“, der recht untypisch beginnt, inklusive Tom-Warriorschem „Ugh“, und auch sonst etwas mehr an IMPENDING DOOM erinnert als an DISSECTION. Abwechslung und Überraschungen gibt es also auch auf „Hail The Abyss“.

Den absoluten Kracher haben sich die Bajuvaren allerdings für den Schluss aufgehoben. Das rasende Black Metal- Geschoss „Blood Of Slaves“ endet mit ruhigen Akkustikklängen, daraufhin folgt eines der beiden Zwischenspiele („In Darkness We Descend“), und auch das abschliessende „The Final Closure“ startet mit verträumten Gitarrenklängen. Und nachdem THULCANDRA den Hörer nun genug eingelullt haben, holen sie diabolisch grinsend den groben Hammer aus der Kittelschürze. Denn was nach anderthalb Minuten hereinbricht, ist an wuchtiger Epik kaum noch zu toppen. Fast doomige Gitarrenklänge stampfen eine breite Spur ins Gelände, dann erklimmen die Gitarren frostklirrend die höheren Gefilde, und leiten einen enorm fetten Blackened- Doom- Brecher ein, der einen derart packenden Stimmungsbogen offenbart, der einem die fast acht Minuten wie im Fluge vergehen lässt.

Eigentlich wäre das der perfekte Song, um das Album abzuschliessen. Doch wie schon beim Vorgängeralbum haben THULCANDRA zwei Livetracks als Bonus angehängt. Das hätte aus meiner Sicht jetzt nicht unbedingt sein gemusst, da es den stimmigen Abschluss des regulären Albums etwas ausbremst. Aber die Songs haben einen guten Sound, und value for Money stellt ja für viele auch ein Kaufargument dar. 

Aus meiner Sicht heraus ist THULCANDRA mit „Hail The Abyss“ ein ziemlicher Qualitätssprung gegenüber zum Vorgänger gelungen. Die früher noch viel offensichtlicheren DISSECTION- Anklänge wurden mehr zurückgefahren zugunsten einer eigenen Note, welche die Platte ungemein interessant macht.

Anspieltipp: „Hail The Abyss“ und „The Final Closure“


Bewertung: 8,8 von 10 Punkten


TRACKLIST:

01. In The Eye Of Heaven
02. Hail The Abyss
03. At Night
04. Velvet Damnation
05. On The Wings Of Cosmic Fire
06. Acheronian Cult
07. As I Walk Through The Gateway
08. Blood Of Slaves
09. In Darkness We Descend
10. The Final Closure
11. The Second Fall (live)
12. Deliverance In Sin And Death (live)

 




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