Label: Nuclear Blast
VÖ: 26.08. 2016
Stil: Happy/Epic/Fantasy/Bombast
Twilight Force auf Facebook
Wie bereits auf “Tales Of Ancient Prophecies“, dem 2014er Debüt der Schweden nachzuvollziehen war, haben wir es bei Twilight Force mit einer Band zu tun, die hoch hinaus will. Geklotzt und nicht gekleckert wurde schon mit dem Cover, auch wenn dieses auf Anhieb eher an diverse Spielwaren-Kataloge erinnerte.
Ebenso war auffällig, dass die Truppe sich nicht zwingend in Alltagskleidung auf die Bühnen stellen würde, sondern rein optisch durchaus auch in der Pagan/Waldschrat-Ecke ihre Berechtigung hätte. Vielleicht ein Hinweis darauf in allen Kreisen für Furore sorgen zu wollen? Gut möglich, denn musikalisch hatte das Quintett offenbar schon zu jenem Zeitpunkt eher jene Klientel im Visier, die vornehmlich in die üppig-bombastische Richtung tendiert.
Daran hat sich bei den aus dem erweiterten Sabaton-Dunstkreis stammenden Burschen auch nichts geändert. Im Gegenteil, man scheint auf Biegen und Brechen jegliche Genregrenzen sprengen zu wollen. Diverse Promo-Bilder lassen inzwischen gar an eine Art „irdische“ Ausgabe der Grailknights denken, die wahlweise im Sherwood Forest, oder irgendwo in den Weiten des Tolkien’schen Kosmos ihr Unwesen treibt.
Das an sich wäre aber kein Thema, man muss sich ja nicht zwingend bemüßigt fühlen von den Schweden unterhalten zu werden und kann auch einfach nur weggucken, wenn die Jungs mal irgendwo aufspielen und man zugegen ist. Schwieriger entpuppt sich in einer Live-Situation wohl das Unterfangen einfach wegzuhören, aber das sei nur als Vorwarnung für etwaige Festivals gedacht, für die es in der nächsten Saison mit Sicherheit jede Menge an Verpflichtungen geben wird.
Rein objektiv betrachtet hat das auch auf jeden Fall seine Berechtigung, denn Twilight Force agieren sehr wohl auf hohem Niveau und haben den symphonischen Anteil sogar noch weiter nach oben geschraubt. Zudem lassen auch vermehrt jene Spinett-artigen Klänge die Songs dominieren, für die ein Luca Turilli etwa schon vor Jahren hat herbe Kritik einstecken müssen, da der Kitschfaktor damit einfach zu hoch ausfällt.
Des Weiteren ist festzustellen, dass die Gitarren dermaßen sauber arrangiert wurden, dass man diese ab und zu nicht mehr von den Keyboards unterscheiden kann. Auch steht es definitiv außer Frage, dass in Reihen dieser Band ausnahmslos Könner ihre Instrumente betätigen, aber ob das wirklich zum Durchbruch hilft?
Eines der Mankos dieses Album ist nämlich, dass durch die derart sterile Darbietung jeglicher Metal-Appeal verloren geht und die Burschen im Vergleich zur Konkurrenz, wie etwa Dragonforce mangels fehlender Authentizität den Kürzeren ziehen werden, selbst wenn man deren Vortragstempo durchaus zu halten im Stande ist und wohl auch spieltechnisch mithalten kann.
Kurzum, Twilight Force haben die Geschichte mit dem „Erweitern“ ihrer Grenzen leider in jeder Weise übertrieben, weshalb die Band wohl auch nicht überall auf Gegenliebe stoßen wird. Nicht zuletzt deshalb, weil unzählige Musikliebhaber - bei allem Respekt vor der wohl überaus durchdachten Fantasy-Geschichte, zu der auch das, mit Verlaub, einmal mehr eher an den aktuellen Lego-Katalog erinnernde Artwork, gut passt – die Band ganz einfach nicht wirklich ernst nehmen werden.
Bewertung: 3,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Battle Of Arcane Might
02. Powerwind
03. Guardian Of The Seas
04. Flight Of The Sapphire Dragon
05. There And Back Again
06. Riders Of The Dawn
07. Keepers Of Fate
08. Rise Of A Hero
09. To The Stars
10. Heroes Of Mighty Magic
11. Epilogue
12. Knights Of Twilight’s Might