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UADA – Crepuscule Natura (2023)
(8.578) Schaacki (9,999/10) Black Metal
Label: Eisenwald
VÖ: 08.09.2023
Stil: Black Metal
Was ist eigentlich passiert, wenn du Rock’n’Roller bist und versehentlich eine Black Metal Band gegründet hast? Genau das wird sich wohl täglich auch Jake Superchi fragen, seit dem er Uada ins Leben gerufen hat. Seit dem Debüt „Devoid of Light“ beweist der US-Amerikaner in regelmäßigen Abständen bei konstanter Qualität, wie unglaublich vielschichtig, abwechslungsreich und eben vor allem rockig es im schwarzen Sektor zugehen kann. Dabei hat das Mastermind zwar schon ein paar Mitmusiker verschlissen, doch vielleicht war dies nötig, um seinen stetigen Weg voran nicht zu verbauen.
Schon zum nun mehr vierten Mal zaubert Superchi mir ein breites Lächeln ins Gesicht. Denn wie auch die Vorgänger zieht mich ebenso „Crepuscule Natura“ umgehend in seinen Bann. Nur ein kleines Raunen und schon startet der Opener „The Abyss Gazing Back“ den erneuten Siegeszug. Riff und Dynamik erinnern zu allererst an die Anfangstage von Uada, bevor der punkige Vibe, der mir den letzten Output „Djinn“ versüßt hatte, Einfluss nimmt. Das kommt alles schon wieder so druck- und kraftvoll aus den Boxen geströmt, dass ich einfach genüsslich mit der Zunge schnalze. Als Garnitur sind auch wieder vermehrt die wolfähnlichen Heuler und Schreie enthalten. Großartig, ich liebe die Scheibe jetzt schon!
Auch der Titeltrack „Crepuscule Natura“ bringt ein wenig alten Charme mit sich. Man könnte sicherlich sagen, dass Uada die eigene Nische nicht allzu sehr verlassen, und doch werden die selbstgesteckten Grenzen wieder einmal vollständig ausgelotet. Gerade dieser besagte Titelsong ist als Namensgeber des Albums deshalb so gut gewählt, weil die Nummer eigentlich alle Facetten der Band in sich trägt. Fette Metal Riffs treffen auf treibende Dynamik, punkige Anleihen, dann folgt wiederrum ein epischer Zwischenpart und gekrönt wird letztlich alles mit einem herrlichen 70er Solo.
„The Dark (Winter)“ startet zunächst mit einem wunderbar knarzigem Bass, bevor wieder ordentlich oldschoolige Gitarrenarbeit ansteht. Dann nimmt der Song an Fahrt auf, wird von den Drums deftig angeheizt und Jake keift sich wütend die Seele aus dem Leib. Klar wird diese wilde Jagd immer mal wieder von Melodien und verspielten Rhythmiken eingefangen, doch bleibt der Grundtonus wahrhaftig dunkel.
Den ersten Auszug des neuen Albums stellten Uada damals der breiten Masse mit dem Song „Retraversing the Void“ vor. Noch einige Monate vor dem Release durfte ich diesem Titel auf der Tour mit Afsky lauschen und schon da dämmerte mir, dass ich mich über das neue Werk namens „Crepuscule Natura“ freuen werde. Die verhältnismäßig epische und verträumte Nummer entführt uns in Jakes philosophische Gedankenwelt zwischen „the burning earth to the red sands of Mars“. Ja, genau so darf… nein, muss angespacter, rockiger Black Metal Anno 2023 klingen!
Das Finale wird von einem lauten Wolfsheulen eingeleitet, auf das weitere Wölfe antworten. Direkt bekomme ich Gänsehaut und skippe wiederholt auf Sekunde 0 zurück. Doch dann lass ich die Zügel los und genieße den Ritt, der mich nun zum Höhepunkt der Platte trägt. Es bahnt sich Großes an. Alles wirkt vollkommen, stimmig und mächtig. Vieles erinnert an den Uadas Übersong „Black Autumn, White Spring“ – und wer diesen kennt, der weiß, wie hoch ich „Through the Wax and Through the Wane“ damit adle. Ganz mag er ihm vielleicht nicht das Wasser reichen, eventuell wegen – Achtung, ich hab tatsächlich was zu kritisieren – einer gewissen Länge in der Mitte, doch falls ein Uada Gig künftig mal nicht mehr mit dem Track vom Debüt beendet werden soll, wäre dieses neue Stück wohl durchaus würdig.
Was soll ich abschließend nun also noch sagen, nachdem ich meinen Eindruck wohl schon ausgiebig geschildert habe? Uada sind Jake Superchi und Jake ist Uada und das spiegelt „Crepuscule Natura“ einmal mehr mit jeder einzelnen Note wider. Die Marschrichtung ist klar, die Grenzen sind gesetzt und doch holt der Mann aus Portland wieder einmal alles raus, was sich auch in den hintersten Nischen seiner Kiste zu verstecken versucht. Oberflächlich betrachtet werden manche Kritiker vielleicht zu viel Ähnlichkeit im Uada-schen Kosmos attestieren, doch zu denen gehöre ich nicht. Und wenn wir bei der kosmischen Analogie bleiben wollen, dann möchte ich einen Vergleich mit dem Sternenhimmel wagen: Einige sehen nur helle Punkte am Firmament, andere erkennen in der Komplexität der Sterne ganze Bilder – und genauso sehe ich Uada.
Anspieltipps: „Crepuscule Natura“, „Retraversing the Void“, „Through the Wax and Through the Wane“ – aber eigentlich alle!