Label: AFM Records
VÖ: 31.08.2018
Stil: Heavy Metal
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Eben noch auf dem Summer Breeze in Dinkelsbühl unter DIRKSCHNEIDER gesehen, die alten ACCEPT Klassiker mit jeder Faser meines Körpers aufgesogen, dürfen wir „Steelfactory“ als zwischenzeitlich sechstes Album von U.D.O. himself zur Kenntnis nehmen. Ich schicke vorweg, mein hohes biblisches Alter beschert mir das Privileg, dass ich Herrn Dirkschneider und ACCEPT von den Anfängen seines musikalischen Schaffens begleiten durfte. Und ja, wenn ich Privileg sage, meine ich auch Privileg. Ich erinnere mich nur zu gerne an diverse Live-Shows von ACCEPT, auch von U.D.O., wie auch von DIRKSCHNEIDER. Zu unzähligen Metal-Hymnen durften wir im jugendlichen Alter seinerzeit unsere Matten im Kreis fliegen lassen. Jahrzehnte, die den deutschen Metal unvergleichlich geprägt haben. An dieser Stelle – Danke dafür Udo!
Ich mache keinen Hehl daraus und bin mir sicher, es geht vielen anderen auch so, wenn ich seine Stimme höre, fühle ich mich sofort zurückversetzt in die glorreichen ACCEPT Zeiten und wünsche mir, dass sich diese Zeiten bitte wiederholen und/oder fortsetzen mögen. Mit dieser Erwartung gehe ich ganz unvoreingenommen (lach) an den neuen Rundling heran. Oft schon geschrieben und der Gefahr der Wiederholung ausgesetzt, Herr Dirkschneider wurde im April 1952 geboren und befindet sich im wohl besten musikalischen Alter, schon UDO JÜRGENS hast es besungen, mit „66 Jahren fängt das Leben an“. Ich wünsche Udo Dirkschneider noch viele weitere kreative Jahre bei bester Gesundheit.
Zum Album selbst, fliegt mir mit „Tongue Reaper“ ein selbstbewusster Opener entgegen. Sofort ist der Charme des „Metal Heart“ Albums präsent. Das Feuer ist entfacht und ich bin positiv entzückt ob des Soundgefüges, die Nummer geht zügig und kompromisslos voraus. Udo hat nichts seines Charismas eingebüßt, das Arrangement steigt ein ums andere Mal in bekannte, notwendige und sicher auch erwünschte Sphären auf. Das macht Lust auf mehr. Auch mit „Make My Love“ bedient sich der Altmeister seiner Erfahrung und der Note der zahlreichen früheren Klassiker. Altes wieder aufleben lassen kommt perfekt in diesem Falle rüber und so ist diese Nummer schon jetzt ein Hinhörer für mich. Stampfende Drums und eben dieser berüchtigte Gitarrensound, verfeinert mit jeder Menge Groove.
Im Midtempo druckvoll schiebend knüpft „Keeper Of My Soul“ an. Boah, Udo und seine Mannen haben hier ein wahres Brett gebastelt. So liebe ich das, ein Song mit dem man meiner Meinung nach rein gar nichts falsch machen kann. Da steckt jede Menge teutonischen Stahls drin, Live bläst diese Nummer die Masse vom Platz. Monumental!
Melodiös und balladesk anmutend führt mich „In The Heat Of The Night“ zu einer Nummer, die Hitcharakter aufweist. Die tiefen sonoren Gesangspart wechseln sich mit der harten Modulation des Reibeisens ab. Ein sehr schönes Songwriting, in dem vor allem die Instrumente sehr gut zur Geltung kommen.
Brachiale Härte, abermals eine logische Songstruktur begegnet mir mit „Raise The Game“. Es ist schon beeindruckend, wie einfach und dennoch mitreißend Songs geschrieben werden können. Der Track besitzt ein gewisses orientalisches Flair, was die Gitarren sehr deutlich zur Geltung bringen und münden dann in den einfach strukturierten, aber mit hohem Wiedererkennungswert ausgestatten Refrain. Da dürfte Udo selbst wohl Gänsehaut bekommen.
Auf der Woge des hohen musikalischen Niveaus folge ich in freudiger Erwartung den Klängen von „Blood On Fire“. Hier weicht man ein wenig vom in sich logischen Songwriting ab, „Blood On Fire“ ist deshalb nicht ganz so eingängig, wenngleich Udo hier zu alter Klasse aufblüht. Die Gitarrenbridge in der Mitte des Songs erinnert ohne Zweifel an alte typische ACCEPT Einflüsse.
Es geht auch noch einfacher, also im positiven Sinne. “Rising High“ zeugt von munter aus der Hüfte heraus gespieltem Metal, die Nummer schiebt vorzüglich, kein übertriebener Schnick-Schnack, einfach voll auf die Zwölf. Der Refrain hat Wiedererkennungswert und wird auch deshalb Live sicher zum Hochgenuss.
Etwas seichter und für meinen Geschmack zu uninspiriert beschleicht mich „Hungry And Angry“. Da fehlt mir das ganz besondere typische Etwas. Allerdings kann nicht jeder Song auf einem Album immer gleich gut sein. Insofern gleite ich über diese Nummer wohlwollend hinweg. Der Text hingegen hat was…
Ein Händchen für Hymnen hatte Udo schon immer, dies beweist „One Heart One Soul“. Der Refrain erzeugt eine wohlige Atmosphäre und hämmert sich in die Gehörgänge ein. Udo ist mit seiner Range hier im Element, spielt die Klaviatur seiner Stimme ohne Mühe nahezu perfekt hoch und runter.
„A Bite Of Evil“ hingegen hat wieder das, was ich mit Udo in Verbindung bringe. Der Song baut sich organisch auf, beinahe zu erwarten geht er in die uns bekannte Songstruktur über. Der Track beißt zwar nicht ganz so stark zu wie seine Vorgänger, dennoch belässt er das bislang hohe musikalische Niveau der Scheibe auf diesem Level. „Eraser“ holt uns aus den seichteren Gefilden zurück und überzeugt mit Tempo und Groove. Im Stile von „Fast As A Shark“ etwa geht auch diese Nummer direkt auf mich zu. Die Rhythmusfraktion darf sich austoben und verleiht der Nummer Druck und Härte. Der Übergang von Pre-Chorus zum Refrain besitzt nachvollziehbar hohe Qualität. Kurzweile scheint hier das Motto gewesen zu sein.
Das haben die Jungs um Udo tatsächlich raus, Nummern zu kreieren, die wegen ihrer Schlichtheit und gerade deshalb mit Leichtigkeit zu hören sind. „Rose In The Dessert“ lässt darüber keinen Zweifel aufkommen. Man erinnere sich an Nummern wie „Breaking Up Again“, ja, hier war Udo seinerzeit nicht am Mikro. Dennoch, „The Way“ hat diesen Charme und hier gewährt uns Udo einen tiefen Einblick in seine Kehle. Man hört seine Stimmbänder schwingen, angeraut und voller Emotionen. Eine klassische Metal-Ballade, der in Anbetracht der Person „Udo“ mit Demut begegnet werden sollte. So kommt ein Album zum Ende, welches ich so und in dieser Qualität in der Tat nicht erwartet hätte.
Ach ja, nochmals. Ich bin nicht unvoreingenommen. Ich kann mich hier nicht aus meinem Körper stehlen und so tun, als hätte ich nichts damit zu tun. Objektivität ist heute und hier sicher nicht meine Stärke, kann aber zu dieser Subjektivität zu 100 % stehen. Ich bin sehr positiv überrascht und überzeugt von „Steelfactory“ und der eigenen Identifikation der Band U.D.O., kann es jedem Metalhead nur an ans Herz legen und zählt in 2018 für mich zu den bislang stärkeren Neuerscheinungen. Auf diesem Album wird jede Menge hochqualitativer deutscher Stahl gegossen, schon deshalb ist das Cover-Artwork mehr als nur Sinngebend. Man sehe mir die oft erwähnten Bezüge zu ACCEPT nach, aber U.D.O. ist für mich nach wie vor eben auch ACCEPT. Und dieser Herr genießt meinen vollen Respekt, in diesem Alter noch so abgezockt und professionell seiner Leidenschaft nachzukommen. Basta!
Anspieltipps: „Tongue Reaper“, „Keeper Of My Soul“ und „One Heart One Soul“
Bewertung: sehr starke 9,0 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Tongue Reaper (04:25)
02. Make The Move (04:04)
03. Keeper Of My Soul (04:02)
04. In The Heat Of The Night (04:52)
05. Raise The Game (04:11)
06. Blood On Fire (04:42)
07. Rising High (04:09)
08. Hungry And Angry (04:36)
09. One Heart One Soul (04:56)
10. A Bite Of Evil (05:10)
11. Eraser (04:00)
12. Rose In The Desert (04:11)
13. The Way (04:47)
Gesamtspielzeit: 58:05
Line-Up:
Udo Dirkschneider - Vocals
Fitty Wienhold - Bass
Andrey Smirnov - Guitars
Sven Dirkschneider – Drums