Label: VAN Records
VÖ: 28.10.2016
Stil: Black Metal, Avantgarde Metal, Dark Ambient
Urfaust sind eine dieser Bands, bei der man sich getrost fragen kann, ob diese Kapelle nur ein großer Hype ist, es sich hier um irrwitzige Kunst handelt oder ob DAS schlicht weg kann.Betrachtet man auf Konzerten etwas unglübig die Begeisterung für das Urfaustsche-merchandise, so könnte man die Schlussfolgerung ziehen, dass diese Band mit Sicherheit in den Charts sein muss, so oft sieht man auf den Rücken der Pubertät gerade Entwachsener die typischen Patches, Shirts usw..
Urfaust sind jedoch ein höchst kauziges und schwer verdauliches Bandprojekt aus den Niederlanden und bringen nun mit „Empty Space Meditation“ ihren 4. Longplayer auf den Markt. Schönes, an Mastodon erinnerndes Cover inklusive.
Ursprünglich war von der Band geplant, einen einzigen, über 40-minütigen Song auf das Album zu platzieren, der nun aber zur besseren Hörbarkeit auf 6 „Meditationen“ aufgeteilt wurde. Die Band verfolgt ihren zuletzt auf der großartigen „Apparitions“-EP gebotenen Ambient/Black Metal Sound weiter und verfeinert diesen immer mehr.
Zwischen Ambient-Zwischenspielen im Stile von Lustmord- also zuvörderst Geräuschen, Drones, Hall und Düsternis- ist der Black Metal Kern des Urfaust-Sounds auf ein Minimum zusammen geschnurrt und eigentlich nur noch so recht in „Meditatum II“ vorhanden. Gekreische und ein irrwitziger Key-/Gitarrensound lassen wirklich so eine Art meditative Stimmung aufkommen, wenn man sich der Sache denn öffnen kann. Ich sehe zumindest in diesem Song einige Parallelen zu Bands wie Limbonic Art oder Darkspace.
Mit Metal im eigentlichen Sinne hat das Ganze eigentlich nurmehr sehr wenig zu tun, es überwiegt ein Dark Ambient lastiges Konzept. Eine Band wie Urfaust verweigert sich jedoch nicht nur Konventionen, Schubladen, üblichen Songstrukturen sondern eigentlich auch komplett eines lyrischen Konzepts oder eines „Gesangs“ im eigentlichen Sinne. Der besoffene Penner/Clochard von einst kommt nicht mehr ganz zur Geltung. Es überwiegt der kreischende Gesang, der für sich wie eine Art Instrument sehr kreativ eingesetzt wird.
Urfaust haben aber zuweilen auch etwas Operettenhaftes an sich - was auch an den merkwürdigen, dick aufgetragenen Gesangseinlagen zwischendurch geschuldet ist- und sind in dem, was sie tun theatralisch bis an die Schmerzgrenze, sodass der Hörer nicht recht weiß, ob er hier kräftig verarscht wird oder es diese betrunkenen Rüpel wirklich ernst meinen.
Gut so: Konfusion, Bestürzung, Transgression, Wahnsinn, Düsternis...alles ist vorhanden in diesem Meisterwerk, welches man am besten am Stück hört, wie es auch ursprünglich und geradezu urfaustisch genial geplant war.
Zum Abschluss dieser kranken Kopfgeburt bieten die Niederländer mit „Meditatum VI“ noch einmal einen folkigen Ansatz an, mit allerlei fernöstlichem Gebimmel, Sitar und „wasweissichnichtwas“ für Klängen. Das definitive Sahnehäubchen dieser fantastischen Platte, die ich nur wärmstens empfehlen kann auch wenn ich verstehe, wenn Leute das Ganze als unverständlichen Schrott abtun würden. Love or hate it. Ein Zwischending gibt es bei einer solch extremen Variante der Klangkunst wohl nicht.
Bewertung: 9,0 von 10 Punkten
Tracklist:
1. Meditatum I
2. Meditatum II
3. Meditatum III
4. Meditatum IV
5. Meditatum V
6. Meditatum VI