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VITTRA im Interview

Ein dreiköpfiger Engel




EIN DREIKÖPFIGER ENGEL



VITTRA, eine junge und zugleich spannende Melodic Death/Thrasher Formation aus dem schwedischen Västmanland. Mit melodischer Eleganz und Härte zog mich diese hoffnungsvolle, junge Band in ihren Bann und begeisterte mit einem bockstarken Langspieler namens "Blasphemy Blues". Obwohl die Erwartungen nach der gelungenen "Wardens" EP nicht klein waren. Ein Album was Frische und viel Ideenreichtum mit sich brachte, fast wie ein aufsteigender heller Stern am Firmament. Sänger David und Gitarrist Johan nahmen sich Zeit für das Interview...

Mittlerweile dürfte euer Debutalbum „Blasphemy Blues“ beim dem ein oder anderen Banger doch ein paar Ehrenrunden drehen. Wie von euch angekündigt ist es auch eine Spur deftiger geworden. Wart ihr euch sofort einig wie viel Prozent Härte und Melodie ihr bei Vittra vertragen könnt?

Johan: Ich denke, das Tolle an Vittra ist, dass wir ziemlich viel vertragen! Wir begannen mit etwas mehr Melodien, gingen dann aber auch in eine thrashigere Richtung. Sehr organisch, es war keine wirklich bewusste Entscheidung.

Das Album ist enorm vielschichtig, und strotzt dem gängigen melodic Death Metal Parametern. Neben Death Metal, fanden sich auch einige Thrash und sogar schwedische Black Metal Salven darin. Wie habt ihr all diese Inputs unter die Haube von „Blasphemy Blues“ bekommen?

David: Dahinter steckte nicht wirklich ein spezieller Gedanke, wir haben einfach getan, worauf wir Lust hatten.

Johan: Es repräsentiert die unterschiedlichen Einflüsse, die wir in der Band haben, und die Art und Weise, wie wir klingen und spielen. Wir wollten es so natürlich wie möglich haben, aber auch abwechslungsreich gestalten. Wenn ich eine Playlist erstelle, ist es normalerweise eine Mischung aus Jungle Rot, Megadeth, Walker Hayes und Miley Cyrus. David ist vielleicht der Black Metal-Typ, Alex bringt viel The Haunted, At the Gates und Energie mit, mein Spiel ist Thrash und Gustav fügt melodischen Death und noch mehr Thrash hinzu.

Gab es eigentlich überhaupt schlechte Reviews? Man sagt ja so schön man lernt aus seinen Fehlern, haha. Also was war der Lernprozess für euch während der Entstehung der Songs, und im Studio?

David: Es gab eins, aber es war nicht unbedingt ein schlechtes, wir haben eine schlechtere Note bekommen und es war vom größten in Schweden, was irgendwie weh tat.

Johan: Es war eine positive Bewertung weniger aus Italien, beide gaben uns 6/10. Der Rest war meiner Meinung nach 7 oder mehr. Es hat unsere Erwartungen weit übertroffen! Beim Schreiben der Songs ging es vor allem darum, natürliche Abläufe zu finden, dann arbeiteten wir gemeinsam in unserem Proberaum an den Arrangements, spielten einfach die Songs und passten hier und da Dinge an, um sie sowohl zum Anhören als auch zum Spielen interessant zu machen.

Außerdem ist Lars als Session-Mitglied im Studio und live dabei und bringt einige unglaubliche Leads mit. Im Studio würde ich sagen, dass wir seit der EP viel gelernt haben. Aufgrund der Pandemie hatten wir etwas mehr Zeit und natürliche Pausen zwischen den Aufnahmen des Schlagzeugs, der Rhythmusgitarren, des Basses und dann des Gesangs und der Soli. Ich durfte ein bisschen zum Schlagzeug mitspielen, bevor ich die Gitarrenspuren einspielte, genauso wie Gustav das Schlagzeug und die Gitarren hatte, um die Basslinien weiterzuentwickeln und so weiter. Bei den Gesangsaufnahmen, haben wir pro Tag einen Song aufgenommen, um sicherzustellen, dass David bei jedem Song die Kraft und den Fokus hatte. Es hat Spaß gemacht!

Die Aufnahmen fanden wieder im Solna Studio statt, was bevorzugt ihr daran, außer die gute Erreichbarkeit? Mit Simon Johannson von Wolf, Soilwork hattet ihr auch tatkräftige Unterstützung.  Wie kam der Kontakt zu zustande?

Johan: Es ist ein wirklich tolles Studio, aber vielleicht sogar noch mehr, weil die Zusammenarbeit mit Simon und Mike wirklich gut ist, wir uns dabei entspannt fühlten und es genossen, dort zu sein. Ich bin vor vielen Jahren mit ihnen in Kontakt gekommen, als eine meiner früheren Bands in Simons altem Studio ein Album aufgenommen hatten.

Welche Songs gehören zu deinen Favoriten auf dem Album? Wie groß war das Bündel an Material welches zur Auswahl stand und wie habt ihr die Auswahl getroffen?

David: Mein Favorit ist „Lykantropi“ und es war der letzte Song, den wir geschrieben hatten, und die Zeit war recht knapp, so dass wir leider keine andere Wahl hatten.

Johan: „Satmara“ und „Self-Loathing“ sind meine Favoriten. Bin aber mit allen sehr zufrieden. Das waren die Songs, die wir zum Zeitpunkt der Aufnahme hatten! Wir hatten keine weiteren Songs zur Auswahl und haben einfach an der Verbesserung des vorhandenen Materials gearbeitet, bis wir damit zufrieden waren.

Das Coverartwork von Hjules macht viel Eindruck, auch aufgrund der kräftigen Farben. Ein Gegensatz zur EP, was war eure Idee bei der Wahl des Layouts und eure Vorgaben zur Gestaltung?

David: Wir haben versucht, einfach alles in einem einzigen Bild zusammenzufassen, da es textlich sehr vielschichtig ist.

Johan: Mit den verschiedensten Ideen haben wir herumgespielt, um die Vielfalt des Albums einzufangen, und dann kam David auf die Idee mit dem Cherub, des dreiköpfigen Engels. Wir sprachen auch viel über die Nähe zur Natur, zu Wäldern usw. und stellten Hjules unsere Ideen vor. Wobei die drei Köpfe auch die verschiedenen Themen und Lieder auf dem Album repräsentierten. Hjules kam darauf mit einer wirklich guten Skizze zu uns zurück. Noch ein bisschen Feintuning und dann war es geschafft!

Noch bevor „Blasphemy Blues“ am 11.11.2022 erschien, habt ihr u.a mit „Satmara“ sehr hochwertige Videos veröffentlicht. Die meine Vermutung bestärken das ihr jede schwedische Krone in die Band steckt, die euch zur Verfügung steht. Erzählt uns mehr zu den Aufnahmen und wieviel Aufwand dies alles tatsächlich war.

Johan: Nun ist es so, dass wir jetzt etwas für den nächsten Clip sparen müssen, aber wir sollten bald wieder startklar sein. Derzeit haben wir alle Jobs, und Musik ist eine gute Möglichkeit, um unser Geld auszugeben. Wir haben jetzt tatsächlich fünf Videos für das Album gemacht, die von Dir erwähnten mit einem Mann, der aus Großbritannien eingeflogen ist, zwei mit einer schwedischen Firma, mit der wir gerne zusammenarbeiten, und das letzte basiert auf unserem eigenen Filmmaterial aus dem Studio. „Satmara“ hat mir wirklich Spaß gemacht, den Tanz mit einzubeziehen und den Tänzern dabei zuzusehen, wie sie unsere Gitarrensoli interpretieren. Allerdings habe ich mir gerade die Spitze eines Fingers abgeschnitten, sodass ich gerade überhaupt nicht spielen kann. Es macht uns Spaß Videos zu machen, aber einige in der Band wie Alex hassen es.

Wenn man eins uns eins zusammen zählt liegt die Vermutung nahe, dass ihr mit eurem ersten Album einen deutlichen Schritt nach vorn machen wolltet, auch wenn es immer schwer ist als kleine Undergroundkapelle auf sich aufmerksam zu machen, bei der Fülle an Releases. Wie siehst du das?

Johan: Da stimme ich dir voll und ganz zu. Wenn man anfängt, sich mit dem Ganzen auseinanderzusetzen, wird einem klar, dass es so viele großartige Bands gibt! Wir haben mit dieser Veröffentlichung ein paar Schritte nach vorn gemacht. Jetzt bekommen wir endlich auch ein paar Auftritte. Ich schätze, es geht einfach darum, wieder loszulegen, ein neues Album aufzunehmen und hoffentlich noch ein paar Stufen weiter nach oben zu klettern.

Ich habe euren Sound mit einer gewissen Unberechenbarkeit beschrieben, dass die unbedingte Frische bei „Blasphemy Blues“ verkörpert. Das Album ist kaum vorhersehbar und überrascht auf der gesamten Spielzeit. Da will ich meinen, dass euch das bei vielen Releases nervt, dass einfach vieles gleich, manchmal sogar uninspiriert klingt.

Johan: Vielen Dank, das wissen wir sehr zu schätzen. Wir versuchen bewusst Songs zu schreiben, die sich ein wenig unterscheiden. Das heißt, es sollten unterschiedliche Facetten auf einem Album vorhanden sein, damit man sie voneinander unterscheiden kann.

David: Dein gutes Feedback stimmt uns echt froh. Nicht jeder erkennt die Details, die wir auf dem aktuellen Album eingebunden haben. Wir wollten es damit etwas unvorhersehbarer machen. 

Mit „Sommarfödd“ kontert er sogar recht schwarzmetallisch, lasst uns etwas näher auf den Song eingehen, wie war die Entstehung dazu und was bedeutet dieses schwedische Wort.

Johan: Die Idee dafür reicht tatsächlich weit zurück, höchstwahrscheinlich ist es der älteste Song auf dem Album, den wir später mit typischen Vittra Elementen versehen haben. Es stimmt, er ist recht Black Metal beeinflusst, aber auch sehr melodisch. Im Grunde haben wir nur die Anordnung des Verses geändert, um ein intensiveres Gefühl zu erzeugen. Wir haben verschiedene Melodien ausprobiert, aber nichts hat uns wirklich überzeugt. Dann traf sich David mit seiner Mutter, die tatsächlich die Idee für die Melodie dazu hatte.

David: Ich glaube, ich habe mich darüber beschwert, dass das Riff von Anfang an viel zu geradlinig war und ich kein gutes Gefühl damit hatte. Also hat es Johan etwas mehr nach meinem Geschmack gestaltet. Das Wort „Sommarfödd“ bedeutet einfach, dass man im Sommer geboren wurde.

Ist vielleicht noch etwas früh, aber in welche Richtung werdet ihr euch in Zukunft musikalisch bewegen? Ich denke das Fundament ist gelegt, aber ich traue euch durchaus zu noch ein paar Level voran zu schreiten, oder?

Johan: Wenn ich mir anschaue, wie wir uns bisher entwickelt haben, würde ich sagen, ein bisschen schnellere Songs, ein bisschen Bloodbath, etwas Revocation und viel Melodic Thrash, aber mal sehen, wo wir am Ende landen.

David: Ich denke, wir können unseren musikalischen Horizont definitiv noch erweitern, solange alle der Meinung sind und wir denken, dass es Spaß macht, diese neuen Dinge zu erschaffen.

Wie sind die weiteren Pläne? Können wir auf ein paar Shows in diesem Jahr hoffen, vielleicht ein paar Sommerfestivals?

David: Wir wollen recht bald ein weiteres Album machen und hoffentlich noch mehr Shows an Land ziehen.

Johan: Wir haben zwar einige Auftritte geplant, aber nichts Großes, aber zumindest verlassen wir dann und wann den Proberaum. Da wir in Deutschland einige wirklich gute Kritiken bekommen haben, würden wir auf jeden Fall gerne mal ein paar Shows bei euch spielen. Festivals mögen zwar im Moment noch eine Herausforderung sein, aber vielleicht sind ein paar Clubauftritte möglich. Wir versuchen, einige Veranstaltungsorte zu erreichen, mit anderen Bands zu sprechen und so weiter. Dann schreiben wir natürlich neue Musik. Ich habe Simon gerade kontaktiert, um mit der Planung für die nächste Aufnahme zu beginnen. Hoffentlich können wir im Dezember-Januar für eine Veröffentlichung im Jahr 2024 ins Studio gehen!

Ich danke Euch für die Zeit das Interview zu führen, es war mir eine Freude, nach diesem starken Album. 

Johan: Vielen Dank, wir freuen uns über das Interesse und die Unterstützung.


TIMO

Interviewpartner: David (Gesang), Johan (Gitarre)



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