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VOLBEAT – Servant of the mind (2021)
(7.501) Olaf (9,5/10) Heavy Metal
Label: Vertigo Records
VÖ: 03.12.2021
Stil: Heavy Metal
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Olaf und Volbeat? Dazu solch eine Bewertung? Wie kann das sei, das meine Wenigkeit so abartig auf die neue Scheibe einer Band abfährt, die für mich spätestens nach „Guitar gangsters & Cadillac blood“ endgültig im Mainstream angekommen waren (und definitiv auch immer noch sind) und ihre auf dem legendären Debüt „The strengh/The sound/The songs“ vorhandene Alleinstellungsmerkmale so derbe massenkompatibel machten, dass die Truppe aus Kopenhagen für mich unattraktiv wurde?
Ganz einfach: „Servant of the mind“ ist knüppelhart, herrlich abwechslungsreich, voller Überraschungen, einfach nur verdammt saucool und es ist selbst nach mehrmaligen Durchläufen immer wieder eine Freude, von vorne anzufangen, bis man alle Songs mitsingen oder auf den imaginären Instrumenten nachspielen kann. Mann, das erinnert mich an alte, längst verganene Zeiten, aber konzentrieren wir uns nun auf das Wesentliche: Die Musik und die ist in weiten Teilen, wie man vielleicht schon rauslesen konnte, exzellent!
Eigentlich bin ich ja kein Fan davon, auf jeden Song einzeln einzugehen, doch irgendwie fühle ich mich ein wenig in der Pflicht mich zu erklären, warum ich auf das mittlerweile achte Studioalbum der Herren Poulsen, Larsen, Boye Larsen und Caggiano so unfassbar abfahre und seit dem Erscheinen der ersten Songs richtig drauf hin fieberte, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt hatte. Also…auf geht’s.
Mit dem Opener „Temple of Ekur“ wird die über die letzten Jahre hinter sich vereinte Fanschar noch gut bedient, wobei hier schon klar die neu dazugewonnene Härte im Riffing erkennbar ist und vor allem die Produktion gleich klar macht, wohin die Reise gehen wird.
Der Refrain ist ein wenig Volbeat-typisch cheesy ausgefallen und dennoch besser als das Gros, was man in den letzten Jahren so veröffentlicht hat. Ein guter Start, der allerdings von dem bereits vorab veröffentlichten 60er Rock’n’Roller „Wait a minute my girl“ schon eingeholt wird, bei dem stilecht ein Piano und Saxophon eingesetzt wird und für heftiges Zucken in der künstlichen Hüfte sorgt.
Doch schon bei „The sacred stones“ geht die Post in Richtung knackigem Heavy Metal so richtig ab, denn diese Nummer würde einer Band wie Priest oder Maiden ebenfalls recht gut zu Gesicht stehen und ist für mich die erste verdammt fette Überraschung wie auch das ebenfalls bereits im Vorfeld bekanntgemachte „Shotgun blues“, bei dem man unweigerlich anfängt, sämtliche Gliedmaßen zu verrenken und dem schütteren Haupthaar ein wenig Luft zu gönnen. Das auf der Bonusvariante dieses Killersongs Jungle Rot Röchler Dave Matrise dieses Teil zu einer waschechten Death Metal Granate mutieren lässt, wertet den Song noch zusätzlich auf und zeigt, was man mit dem Volbeat’schen Liedgut alles so anstellen kann. Fuck, wir sind erst bei Song vier, dass kann also noch etwas dauern…
Nun folgt wieder eine Überraschung, denn „The devil rages on“ ebenso wie das später noch folgende „Step into the light“ erinnert mit seiner Gitarrenarbeit an das aus Tarantinos überragenden Gassenhauer „Pulp Fiction“ bekannte „Misirlou“ von Dick Dale und hätte durchaus perfekt in diesen Film oder einen 60er Jahre Horrorfilm gepasst. Und das ist es, was ich unter Abwechslungsreichtum verstehe.
„Say no more“ ist dann ein richtig fetter Thrasher, bei dem gerade Drummer Jon Larsen im Mittelteil ein wenig nach Dave Lombardo klingt und scheinbar im Studio den Auftrag hatte, mal so richtig die Wildsau von der Kette zu lassen, was ihm hervorragend gelungen ist, wo hingegen das nun folgende „Heaven’s descent“ recht unspektakulär beginnt, sich aber zu einem fetten Rocker entwickelt. Das ebenfalls bereits im Vorfeld veröffentlichte „Dagen Før“, bei dem die in Dänemark mit ihrer Band Alphabeat erfolgreiche Frontfrau Stine Bramsen ist leider einer dieser typischen flotten Volbeat-Schmuserocker, der aber immer noch besser als vieles andere ist, was in dieser Sparte je veröffentlicht wurde. Und dennoch klingt das sehr nach einer Kopie ihres bereits bekannten „For Evigt“, was ich etwas schade finde, denn muss man sich selber kopieren? Ich denke nicht.
„The passenger“ ist dann der für mich schwächste Song des Abums, obwohl das Riffing erneut ziemlich geil ist, doch in seiner Gesamtheit wäre dies mein erster Streichkanditat des Albums gewesen und auf „Step into light“ bin ich oben bereits eingegangen. Doch all das vorangegangene kann nicht mit „Becoming“ mithalten, der selbst jedem eingefleischten Death Metal Fan und Volbeat Hasser ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern wird. Fette HM-2 Riffs, Speed und einfach nur eine absolute Granate vor dem Herrn. Für mich einer der besten Songs, die Volbeat jemals geschrieben haben und wenn man dann auch noch erfährt, dass dieser Song eine Hommage an den leider viel zu früh von uns gegangenen Entombed Frontmann LG Petrov ist, erfährt dieses Stück eine Aufwertung per excellence. Ist das überhaupt noch steigerungsfähig?
Jedenfalls nicht mit dem erneut etwas zu cheesigen „Mindlock“, den ich ebenfalls für die Kompaktheit aus der Tracklist gestrichen hätte, der aber dennoch einen guten Drive besitzt, qualitativ aber dennoch nicht an das restliche Songmaterial heranreicht. Anders als der Rausschmeißer „Lasse’s Birgitta“, der trotz seiner Länge von siebeneinhalb Minuten zu keinem Moment langweilig wird und noch einmal alles in die Waagschale wirft, was dieses Album so imminent stark macht. Gerade auch hier ist das Riffing überragend und das Midtempo lässt das Headbangen zu einem absoluten Muss werden.
Auf der mir vorliegenden Deluxe Version gibt es dann noch einen Song, über den man unbedingt sprechen muss, denn warum hat es „Return to none“ nicht auf den regulären Rundling geschafft? Diese verfickte Punk/Metal Granate in alter Misfits Manier und vielen Tom Warrior Gedächtnis-Uuuhs gehört da einfach hin. „Domino“ eher nicht, doch der smarte 50er/60er Charme, bei dem sich unsere schwofenden Erzeuger in der Milchbar die Hüfte ausgerenkt hätten, ist ebenfalls bemerkenswert. Ganz stark ist allerdings die Volbeat’sche Version des Metallica Songs „Don’t tread on me“, bei dem es die Dänen tatsächlich schaffen, diesen in ihr Portfolio einzufügen, ihn komplett in ihren eigenen Sound zu integrieren und besser zu machen, als es dieser jemals war. Exakt SO müssen Coverversionen klingen, ohne Wenn und Aber!
Ich kann mir gut vorstellen, dass den über die letzten Jahre hinzugewonnenem Fan-Klientel bestehend aus Prosecco schlürfenden / Kostümchen tragenden Bürodamen und Feierabend Freizeit Rockern die Kinnlade bis in die dritte Ebene des Parkhauses, in dem deren Teslas abgestellt sind, fallen wird, denn mit einem solchen Härtegrad tritt man verdammt Arsch und schafft es, meine Liebe für diese eigentlich außergewöhnliche Band von Neuem zu entfachen.
Ein überragendes Killeralbum mit minimalen Hängern, die im Gesamtbild aber nicht weiter zur Last fallen. Muss ich meine Jahres Top 10 kurz vor Toresschuss etwa doch nochmal überdenken?
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten
TRACKLIST
01. Temple of Ekur
02. Wait a minute my girl
03. The sacred stones
04. Shotgun blues
05. The devil rages on
06. Say no more
07. Heaven’s descent
08. Dagen Før
09. The passenger
10. Step into light
11. Becoming
12. Mindlock
13. Lasse’s Birgitta
Deluxe Version Bonus Songs
14. Return to none
15. Domino
16. Shotgun blues (feat.Dave Matrise)
17. Dagen Før (Michael Vox Version)
18. Don’t tread on me (Metallica)