Label: Nuclear Blast
VÖ: 21.07.2017
Stil: Melodic Death Metal
Wintersun ist eine Band, die aufgrund zahlreicher eigenartiger Aussagen und fragwürdiger Aktionen (muss man wirklich eine Crowdfunding-Aktion zur Finanzierung eines eigenen Ton-Studios starten???) insgesamt eher unsympathisch daherkommt. Eigentlich schade, denn die bisherigen beiden Alben „Wintersun“ und „Time I“ konnten mich durchaus überzeugen.
Hier kommt nun mit „The Forest Seasons“ (nicht wie erwartet Time II) das neue Konzeptalbum der Band um Jari Mäenpää. Vier überlange Songs, die thematisch die Jahreszeiten abarbeiten. Soweit erstmal recht unspannend.
Überraschend positiv nehme ich aber gleich den wesentlich natürlicheren Gesamt-Sound wahr – natürlich gemessen am völlig überfrachtetem und tot-komprimiertem Vorgänger. Das bei Wintersun vieles am Computer komponiert, arrangiert, ergänzt und zurechtgerückt wird ist bekannt – wer dieses nicht akzeptiert, sollte auch um „The Forest Seasons“ einen großen Bogen machen. Die Gitarren klingen aber wesentlich fetter und eigentümlicher, ja sogar das Schlagzeug ist weit vom Trigger-Sound der vergangenen Aufnahmen entfernt. Gleichzeitig konnte Mr. Mäenpää seine Sangeskünste absolut verbessern (sehr geil im sehr bedrückendem Winter-Song, sehr düster im Black-Metal- Autumn-Song). Viele Riffs und Harmonien haben unglaublichen Tiefgang und einige Arrangements sind scheinbar nicht von dieser Welt.
Ich habe durchaus Verständnis dafür, wenn jemand Wintersun oder speziell „The Forest Seasons“ nicht mag. Auf dem Album werden derart viele Stile miteinander kombiniert und unterschiedliche Parts aneinandergereiht, dass der geneigte Fan sicherlich zwanzig Durchläufe benötigt, um eindeutig sagen zu können, welches Riff und welche Harmonie zu welchem Song gehört. Und dennoch: Insbesondere die extreme Vielschichtigkeit der vier überlangen Stücke, das Spiel mit Atmosphären und Stimmungen sowie die Umsetzung des Gesamtkonzeptes machen das Album zu einem herausragenden Klangerlebnis. Klare Kaufempfehlung.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Awaken From The Dark Slumber (Spring)
02. The Forest That Weeps (Summer)
03. Eternal Darkness (Autumn)
04. Loneliness (Winter)